Lörrach Einsatzbereitschaft als oberstes Ziel

Kristoff Meller
 Foto: Kristoff Meller

Feuerwehr: Übungsbetrieb coronabedingt noch immer stark eingeschränkt. Jugend trifft sich frühestens im Herbst wieder.

Lörrach - Grundschulen und Kindergärten haben nach dem „Corona-Lockdown“ wieder geöffnet, viele Sportvereine trainieren unter Auflagen wieder. Die Lörracher Jugendfeuerwehr hat hingegen auf Anraten des Innenministeriums den Dienstbetrieb noch immer komplett eingestellt, und auch die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr dürfen nur stark eingeschränkt üben. Gleichzeitig müssen sie stets einsatzbereit sein – keine leichte Aufgabe.

„Als vor ein paar Wochen die ersten Lockerungen für Vereine kamen, hat niemand an die Feuerwehr gedacht“, beklagt Manuel Müller, Kommandant der Lörracher Feuerwehr, im Gespräch mit unserer Zeitung. Mittlerweile dürfen sich die Aktiven wieder treffen. Aber: „Der Übungsdienst ist nur in Kleingruppen und mit entsprechenden Hygiene-Maßnahmen zugelassen“, erklärt Müller. Dennoch müssten im Ernstfall „alle Handgriffe sitzen“. Dafür sei es aber nötig, diese regelmäßig zu trainieren, um beispielsweise zu wissen, wie eine Leiter gemäß der Feuerwehrdienstvorschrift aufgestellt wird, sagt der Kommandant.

Trainiert werden dürfe derzeit indes nur, was für die Leistungsfähigkeit wichtig sei. Denn das oberste Ziel bleibe die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft: „Wenn bei einer Übungseinheit eines Feuerwehrzuges mit 30 bis 40 Personen nur einer das Virus in sich trägt, fallen alle 14 Tage aus. Eine solche Quarantäne-Situation wollen wir auf jeden Fall vermeiden“, betont Müller.

Darum werde bei einer Alarmierung zunächst auch nur die absolut notwendige Mannschaftsstärke zum Einsatzort geschickt: „Wir machen die Fahrzeuge auch nicht voll, sondern verteilen unsere Leute, um mehr Abstand zu halten“, erklärt Müller. „Die übrigen alarmierten Kräfte bleiben zunächst bei der Wache und warten, ob sie wirklich benötigt werden.“

Motivation der Einsatzkräfte leidet

Diese Praxis wirke sich aber spätestens mittelfristig negativ auf die Motivation aus, wenn man mehrfach umsonst alarmiert werde und dann nicht zum Zug komme, weil man beispielsweise eine weitere Anfahrt zur Wache habe als andere Kameraden, betont Müller, der nach eigener Aussage „immer wieder als Motivator unterwegs“ ist.

Voller Einsatz von allen Beteiligten war hingegen kürzlich bei der Atemschutzwiederholungsübung gefragt. Diese muss von allen Atemschutzgeräteträgern jährlich absolviert werden, um ihre Tauglichkeit zu bestätigen. Dabei müssen sie unter anderem in voller Montur eine Übungsstrecke – teils kriechend – sowie mehrere weitere Fitnesstests meistern. Andernfalls dürfen sie im Ernstfall aus versicherungstechnischen Gründen nicht als Atemschutzgeräteträger eingesetzt werden.

Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen wird hier laut Müller von der gesetzlichen Unfallversicherung zwar aktuell ein Auge zugedrückt beziehungsweise eine Fristverlängerung eingeräumt. „Die Frist ist aber so kurz, dass wir es trotzdem nicht geschafft hätten.“ Zudem gehe es auch um die Gesundheit und Sicherheit der Kollegen.

Darum hat die Lörracher Feuerwehr die Übung laut Müller kürzlich „unter großem Aufwand“ durchgezogen: 80 Personen absolvierten in zwei Tagen den Parcours, aus Abstandsgründen aber nie mehr als zwei gleichzeitig anstatt wie sonst acht oder neun. Zudem waren dieses Mal acht statt zwei Hauptamtliche an der Durchführung beteiligt.

Der Nachwuchs muss hingegen weiter die Füße still halten: „Die Jugendfeuerwehr darf frühestens nach den Sommerferien üben“, erklärt Müller. Er rechnet im August mit einer neuen Anweisung aus dem Ministerium. Dann werde man „die Lage neu analysieren“. Bis dahin versuche man, die Jugendlichen – ähnlich wie in den Schulen – per Videokonferenz oder WhatsApp-Gruppen bei der Stange zu halten.

Alle geplanten Veranstaltungen der Lörracher Abteilungen für dieses Jahr – wie das Sommerfest der Abteilung Haagen an diesem Wochenende – hat die Feuerwehr hingegen ersatzlos gestrichen. Auch die Jahreshauptversammlung der Lörracher Gesamtwehr, zu der normalerweise 200 Personen kommen, wurde nach Rücksprache mit Oberbürgermeister Jörg Lutz erst diese Woche „komplett abgesagt“, sagt Müller. Dies sei kein Problem, weil erst im kommenden Jahr wieder Wahlen anstünden. Bis dahin hoffen alle auf bessere Umstände.

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