Von Herbert Sitterle Lörrach. Der erste evangelische Pfarrer in Lörrach war ein Schweizer. Bis zum heutigen Tage waren es 45 Pfarrer. Nun kommt im September erstmals eine Pfarrerin – ebenfalls eine gebürtige Schweizerin. Anlass für einen Rückblick. Bischof Burkhard schenkte dem Kloster St. Alban im Jahre 1103 die Kirche in Lörrach. Seit dieser Zeit versahen die Benediktiner aus Basel den Pfarrdienst in Lörrach. 1523 bekannte sich Basel zur evangelischen Lehre, doch erst am 21. Januar 1556 hielt der Basler Professor Hulderich Coccius in Lörrach die erste evangelische Predigt. Die Lörracher hatten es mit der Reformation anscheinend nicht so eilig. Ein halbes Jahr später wurde Pfarrer Paul Strasser aus dem Kanton Bern eingeführt. Dem ersten Pfarrer der evangelischen Gemeinde muss es in Lörrach gefallen haben, denn 13 Jahre versah dieser Schweizer den Dienst an der Stadtkirche. Während des 30-jährigen Krieges hatte auch Lörrach schwer zu leiden. Die Wasserburg, die Kirche und fast alle Zehntgebäude wurden zerstört. Nur Kirchturm und Zehntrotte blieben übrig Nur der 1517 erbaute Kirchturm und die Zehnttrotte (jetziges Gemeindehaus) blieben übrig. In dieser Zeit musste die Lörracher Gemeinde zeitweise von Basel aus versorgt werden. Doch im 18. Jahrhundert ging es dann wieder aufwärts. In dieser Zeit wurden die jetzt noch bestehenden Gebäude rings um den Burghof gebaut, denn Lörrach sollte nach dem Willen des Markgrafen Karl-Friedrich Verwaltungszentrum werden. Am 24. August 1756 wurde das in Vergessenheit geratene Stadtrecht auf Initiative des Landvogts Baron Gustav von Wallbrunn erneuert und Pfarrer Johan Leonhard Walz hielt den Festgottesdienst mit dem Thema: „Durch den Segen der Frommen wird eine Stadt erhoben“. 1767 berief ihn Markgraf Karl-Friedrich zum Oberhofprediger nach Karlsruhe. Walz stand beim Markgrafen Karl-Friedrich in hohem Ansehen. Auch Johann Peter Hebel holte der Markgraf nach Karlsruhe, der acht Jahre als Präzeptoriatsvikar in der Gemeinde tätig war. Pfarrer Lorenz Krey hatte sich intensiv mit dem Neubau des Gotteshauses zu beschäftigen, welcher zwischen 1813 und 1817 stattfand und in dieser Zeit einen gewaltigen Kraftakt darstellte. Während der Umbauphase wurden die Gottesdienste im heutigen Hebelsaal des Museums abgehalten. Die Einweihung fand am 3. August 1817 statt. Ein ausführlicher Bericht von Pfarrer Krey befindet sich in den Kirchenakten. Krey war 29 Jahre als Pfarrer an der Stadtkirche tätig. Auf 33 Jahre Dienst an der Stadtkirche kam Pfarrer Wilhelm Höchstetter, der von 1874 bis 1907 wirkte. Höchstetter war damit Rekordhalter aller Pfarrer von 1556 bis zum heutigen Tage. Höchstetter verdanken wir auch die erste Lörracher Chronik. Hans Katz wurde nach ebenfalls Karlsruhe berufen, aber nicht vom Markgrafen, sondern vom Badischen Bischof – in den Oberkirchenrat. Katz hatte sich zusammen mit Rechtsanwalt Vortisch während der NS-Zeit für Lörracher Juden eingesetzt. Vorkaufsrecht für Alte Feuerwache gesichert Herbert Wettmann war immerhin auch 22 Jahre in Lörrach tätig, Er gründete das Evangelische Altenwerk und beschaffte sich von der Stadt das Vorkaufsrecht für die Alte Feuerwache. Theo Odenwald war nach seiner Zeit an der Stadtkirche und Dekan des Lörracher Kirchenbezirks als Kirchenrat in Karlsruhe tätig und war zuständig für die Kirchenreform innerhalb der Badischen Landeskirche. Der bislang letzte Pfarrer an der Stadtkirche war Martin Abraham. Er wurde im Sommer vergangenen Jahres zum Studienleiter der Evangelischen Tagungsstätte in Schloss Beuggen berufen. Am Sonntag, 21. September, findet der Einführungsgottesdienst für Gudrun Mauvais statt. Wenn sie dann in der Sakristei zur Kanzel hochsteigt, wird sie an 17 Porträts von „Ehemaligen“ entlangschreiten – vorbei ist dann die Zeit der „Pfarrherren“.