Lörrach Erleuchtung und Abgründe

Beatrice Ehrlich
Peter Schwendele lässt seine Kommissare in einer Baghwan-Kommune ermitteln. Foto: Beatrice Ehrlich

Literatur: Autor Peter Schwendele stellt seinen ersten Kriminalroman bei Kastl vor.

Lörrach - Es beginnt mit den Beobachtungen eines alten Bauern. Von seiner Scheune aus sieht er mit dem Fernglas dem Treiben der nicht mehr ganz jungen Leute zu, die seit kurzem in einem leerstehenden Hof in der Nähe wohnen. Sie sind alle nackt, ein Mädchen sitzt etwas abseits. Auf den ersten Seiten seines Romans „Verkaufte Erleuchtung“ gibt Peter Schwendele einen Außenblick in ein verschworenes Milieu, in dem sich später ein rätselhafter Todesfall ereignen wird.

Fest eingebunden in ihre Gemeinschaft leben die Bewohner des Ashrams zusammen, in dem sie den Lehren ihres Gurus Osho (früher Baghwan) huldigen.

Redakteur beim Markgräfler Tagblatt

Für seinen ersten Roman hat sich Schwendele – im Hauptberuf Redakteur beim Markgräfler Tagblatt – in intensiver Recherchearbeit mit den Hintergründen dieser Gemeinschaft beschäftigt, die mit ihrem Versprechen von Freiheit und Ungebundenheit in den 1980er Jahren die Menschen in westlichen Ländern in Scharen anzog. Bei vielen als Psycho-Sekte in Verruf geraten, bietet sie ein breites Feld für allerhand Spekulationen – geradezu ideal als Romangrundlage.

Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich Schwendele seinen Figuren: Aus der Binnenperspektive ebenso wie über den Blick von außen. Ein raffiniertes Verfahren, in dem er durch die Herstellung komplexer Zusammenhänge immer wieder neue „Wahrheiten“ entstehen lässt und so die Lösungsversuche des Lesers, der sich bereits im Besitz einer heißen Spur wähnt, erfolgreich konterkariert.

Ein Ermittlerteam mit gleich vier charakterlich völlig verschieden ausgestatteten Kommissaren und einer Kommissarin arbeitet mit vereinten Kräften an der Lösung des Falls, wobei sich die jüngste und unkonventionellste, Schwendeles attraktive Protagonistin Zita Gehring, mehr als einmal auf gefährliches Glatteis begibt. Das Team bezieht seinen Reiz und seine Raffinesse ganz wesentlich aus der Gegensetzlichkeit der in ihm vereinten Personen. Während die einen Oshos beziehungsweise Baghwans Jünger für völlig verrückt halten, fühlt sich die junge Kommissarin Gehring durch deren Versprechen von Freiheit und Gemeinschaft durchaus angesprochen – und gewinnt dadurch Einblicke, die den anderen verwehrt bleiben.

Wie geht es weiter?

Welcher der vier Kommissare hat die zündende Idee zur Lösung des Falls, bei dem zumindest lange Zeit nichts ist wie es zunächst scheint?

Der Leseabend in der gemütlichen Sofaecke der Buchhandlung Kastl macht jedenfalls Lust auf mehr. Ein spannender Plot, viele erzählerische Einfälle und Details und dies alles vor dem Hintergrund einer Bewegung, von der wenig sicher und vieles Legende ist.

Schwendeles Erstling enthält alles, was ein guter Krimi haben muss – und das auf über dreihundert Seiten. Bald soll der nächste folgen.

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