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Lörrach Erlöse rauf – Kosten runter

Guido Neidinger
 Foto: Die Oberbadische

Kulturpolitik I: Kulturberatung„actori“ stellt Studie vor: Burghof muss einen klaren Auftrag bekommen / Zuschuss soll bei 1,48 Millionen Euro eingefroren werden / Wirtschaftlichkeit muss mit Hilfe von optimiertem Controlling verbessert werden

Lörrach -  Defizite und der Ruf nach immer höheren Zuschüssen haben dazu geführt, das Kultur- und Veranstaltungszentrum Burghof ebenso wie das Stimmenfestival auf den Prüfstand zu stellen. In der Sitzung des Hauptausschusses wurden die Ergebnisse der Studie erstmals am Dienstag öffentlich präsentiert.

Den Auftrag, die Wirtschaftlichkeit, die Organisation und das Thema Geschäftsführung des Burghofs und des Stimmenfestivals zu untersuchen, hatte die Münchner „actori GmbH“ – nach eigener Darstellung „das führende Beratungs- und Vermarktungsunternehmen in den Bereichen Kultur, Entertainment und Bildung im deutschsprachigen Raum“. Online zugeschaltet, präsentierten Nora Pähler vor der Holte und Sebastian Lücke ihre Untersuchungen.

Sieben Optimierungsfelder wurden in der Studie herausgearbeitet und vorgestellt.

Eine der Kernaussagen der beiden Präsentatoren lautete: „Der Burghof muss einen klaren Auftrag haben, an dem er sich orientieren kann.“

Kulturpolitischer Auftrag

Die Kulturexperten von „actori“ empfehlen, den kulturpolitischen Auftrag des Burghof ganzheitlich und klar zu formulieren, da derzeit „keine einheitliche Definition des Willens der Kommunalpolitik“ existiert. Als Auftragsformulierung wird vorgeschlagen: „Die Burghof Lörrach GmbH hat zur Aufgabe, ein attraktives, vielfältiges Programm als Kulturangebot für die Bürgerschaft und die Region zu entwickeln und umzusetzen sowie die überregionale Strahlkraft der Stadt Lörrach zu stärken. Auch im Zusammenspiel mit Akteursgruppen in der Stadt Lörrach spricht das Programm die Stadtgesellschaft an.“

Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat wird von den Kulturexperten als „unverhältnismäßig groß und in seiner Zusammensetzung mit fachfremden Mitgliedern“ als „ineffizient und eingeschränkt arbeitsfähig“ bezeichnet.

Da Oberbürgermeister Jörg Lutz das Gremium in seiner jetzigen Besetzung erhalten möchte, schlägt “actori“ die Einrichtung eines Arbeits-/Koordinierungsausschusses mit klarem Auftrag“ vor. Aufgaben könnten die Verknüpfung des Burghof-Programms mit dem Kulturprogramm der Stadt Lörrach sowie die Vorbereitung des Wirtschaftsplans und des Jahresabschlusses sein.

Kostenaufteilung

Derzeit gibt es beim Burghof eine Aufteilung der Kosten in Basis- und Kulturbetrieb. Die Experten von „actori“ halten dies nicht für sinnvoll, da eine klare Trennung beider Kostenblöcke nicht möglich sei. Ein Verzicht auf diese Aufteilung würde laut „actori“ bei der Bezuschussung der Stadt für Klarheit sorgen und helfe, „Konflikte zwischen Haus und Trägern zu vermeiden“. Die Bezuschussung des Gesamtbetriebes sollte demnach im Kultur- und Leistungsvertrag geregelt werden.

Einnahmen und Ausgaben

Derzeit erhält der Burghof von der Stadt Lörrach einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 1,48 Millionen Euro. Da diese Mittel nicht ausreichten, musste die Stadt aufgelaufene Verluste immer wieder durch Sonderzahlungen ausgleichen. Das sorgte für Verdruss und letztlich zum Zerwürfnis zwischen Stadt und Burghof-Geschäftsführung.

Die Experten von „actori“ empfehlen, den jährlichen Zuschuss einzufrieren und lediglich eine Dynamisierung der Personalkosten entlang der tariflichen Steigerungen im öffentlichen Dienst zuzulassen. Um das Ziel ohne zusätzliche Verlustausgleiche zu erreichen, müsse der Burghof „seine Wirtschaftlichkeit steigern“. Das bedeute: Verbesserung der Einnahmen und Senkung der Ausgaben sowie eine Weiterentwicklung des Controllings.

Die Experten kommen zu dem Schluss, dass der Burghof zum Erreichen seiner wirtschaftlichen Ziele „die Verluste aus Veranstaltungen um 160 000 Euro pro Jahr senken“ muss. Empfohlen wird ein „Mix aus Maßnahmen zur Senkung von Veranstaltungseinsätzen sowie zur Steigerung von Veranstaltungseinnahmen“. Auch ein stärkeres Vermietungsgeschäft könne helfen.

Um Verluste zu minimieren, wird empfohlen: stärkere Preisdifferenzierung, bessere Auslastung (Erhöhung der Besucherzahlen oder Wahl kleinerer Spielstätten), Engagement günstigerer Künstler, Kopplung der Gagen an erwartbare Einnahmen.

Abschließend heißt es in der Studie zur Wirtschaftlichkeit: „Eine Absenkung der Zuschüsse verlangt vom Burghof eine stärkere Orientierung in Richtung eines wirtschaftlichen Betriebes. Eine Erhöhung der Zuschüsse erlaubt dem Burghof, sich mehr an kulturellen und gegebenenfalls auch stadtgesellschaftlichen Zielen zu orientieren.“

Angesichts der schwierigen Finanzlage der Stadt dürfte eine Erhöhung des Zuschusses der Kommune für den Burghof auf längere Sicht ausgeschlossen sein.

Controlling

Die Experten von „actori“ halten die Weiterentwicklung des Burghof-Controllings für „wesentlich, um die vorgegebenen wirtschaftlichen Ziele zu erreichen“. Das Controlling müsse im Gegensatz zu heute auch den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Veranstaltungen umfassen.

Auf dieser Basis seien dann vertiefende Analysen möglich und somit „eine Feinsteuerung des Programms zum Erreichen der wirtschaftlichen Ziele“.

Vereine

Die ursprüngliche Forderung aus der Lörracher Bürgerschaft, den Burghof als Haus der Vereine zu entwickeln, ging nie in Erfüllung. Selbst die Übernahme der Grundmiete durch die Stadt führte nicht zu einer vermehrten Vereinsnutzung.

Die Experten von „actori“ kommen zu dem Schluss, dass die Ausstattung des Burghofs mit sieben Räumen von 32 bis 1000 Quadratmetern Größe durchaus geeignet ist für Vereinsnutzungen. Allerdings, schränken sie ein, müsse dies „durch die Stadt subventioniert werden und sollte nur mit entsprechendem kulturpolitischen Auftrag erfolgen“.

Öffentlichkeit und neue Geschäftsführung

Oberbürgermeister Jörg Lutz hält die Einfrierung des Zuschusses für möglich und sagte: „Ich bin guter Hoffnung, dass wir den Burghof in eine gute Zukunft führen werden“. Für den 13. September kündigte er eine öffentliche Veranstaltung zur Situation zur Zukunft des Burghofs und des Stimmenfestivals an.

Noch im September soll der Gemeinderat entsprechende Beschlüsse fassen. Die neue Geschäftsführung soll im Oktober vorgestellt werden.

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