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Lörrach Bestenfalls eine „Notversorgung“

Kristoff Meller
Die Stadt erhält 801 Tablets als Soforthilfe aus dem Digitalpakt. Foto: Archiv

Sachstandsbericht zur Digitalisierung an Lörracher Schulen. Förderung aus Digitalpakt der Bundesregierung.

örrach - Wie gut sind die Lörracher Schulen beim Thema Digitalisierung unterwegs? Der Sachstandsbericht von Christian Moser, neuer IT-Koordinator für Schuldigitalisierung im Fachbereich Jugend, Schulen, Sport, am Donnerstag im Hauptausschuss zeigte: Es ist noch ein weiter und kostenintensiver Weg. Gleichwohl ist die Soforthilfe aus dem Digitalpakt zur Anschaffung von 801 Tablets „ein Riesenschritt“, so Moser.

„Die Corona-Krise hat die Digitalisierung zum Mega-Thema gemacht“, betonte zuvor Oberbürgermeister Jörg Lutz. Gleichzeitig sei Deutschland in diesem Bereich ein „Entwicklungsland“ und Lörrach keine Ausnahme. So gebe es Schulen, die lediglich über einen Internetanschluss mit einer Leistung von 16 Megabyte verfügen. Dies genüge zwar für die Endgeräte von Schulleitung und Sekretariat, Klassen digital zu unterrichten, sei damit jedoch unmöglich: „Wenn so eine schwache Leitung im Boden liegt, hat sich das Thema gleich wieder erledigt“, sagte Lutz.

Co-Förderung

Um die Situation zu verbessern, hat die Bundesregierung 2018 den Digitalpakt auf den Weg gebracht und will die Digitalisierung an Schulen mit fünf Milliarden Euro fördern. Lutz bezeichnete diesen Schritt als „alternativlos“, gleichwohl sei Digitalisierung kein „Allheilmittel“, für die Wissensvermittlung seien vor allem fähige Lehrer gefragt. Zudem impliziere eine Förderung stets eine Co-Förderung durch die Stadt – in diesem Fall 20 Prozent (siehe Info am Ende). Lutz: „In diesen Zeiten ist jeder Euro, den wir zuschießen müssen, schmerzhaft.“

Handlungsbedarf

Christian Moser sagte zudem im Hinblick auf die Förderung: „Das klingt nach viel Geld, aber wir werden jeden Cent brauchen.“ Denn seine Erkenntnisse aus den jüngsten Schulbesuchen sind ernüchternd: Wie erwartet seien die Umgebungen sehr heterogen. „Zum Teil besteht dringender Handlungsbedarf bei Servern, die ein Sicherheitsrisiko darstellen, und die Internetbandbreite ist bis auf ganz wenige Ausnahmen viel zu gering.“ Dazu kommen zu wenig Netzwerkanschlüsse und kaum Möglichkeiten für eine audiovisuelle Nutzung der Tablets.

Lebenszyklen

Tanja Albiez-Reinhard (Grüne) fragte sich, warum sich die Stadt bei der Soforthilfe für die relativ teuren Apple-Geräte entschieden habe und inwiefern die Schüler nicht eigene Geräte mitbringen könnten? „Apple ist bei Robustheit und Lebenszyklen unschlagbar gut“, erklärte Moser und verwies auf eigene Erfahrungen aus seiner Tätigkeit in Industrie und Wirtschaft. Gleichwohl schätzt er die Halbwertszeit der Geräte nur auf rund fünf bis sechs Jahre.

Notversorgung

Bei den 801 Tablets handle es sich lediglich um die „Notversorgung“ für die Schüler, deren Familien kein eigenes Gerät stellen können“, ergänzte Fachbereichsleiterin Ilona Oswald. Alle anderen Eltern hätten bei einer Abfrage angegeben, ihre Kinder mit eigenen Geräten versorgen zu können. Das Thema werde darum erst „richtig spannend“, wenn jeder der rund 5000 Schüler an den weiterführenden Schulen mit Hardware ausgestattet werden sollte. Da seien die 801 Tablets „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“.

Lieferschwierigkeiten

Zumal bislang nur 170 iPads im Einsatz sind: „Diese wurden schon vor dem Digitalpakt bestellt und konnten nachträglicht über das Programm abgerechnet werden“, erläuterte Moser. Die Lieferung der übrigen Geräte stehe noch aus, weil es derzeit „weltweit eine riesige Nachfrage nach Tablets“ gebe. „Wir hoffen jede Woche, dass sie endlich kommen.“

Administrationsaufgaben

Doch wer wird sich in Zukunft um die Wartung der Geräte kümmern?, wollte Hubert Bernnat (SPD) wissen. Denn der Digitalpakt sorge lediglich für die Erstausstattung, die Folgekosten seien aber „immens“. Moser verwies auf ein Bundesförderprogramm für Administrationsaufgaben. Dieses sei zunächst auf zwei Jahre als „Sofortmaßnahme“ begrenzt, soll anschließend aber in eine dauerhafte Standardförderung übergehen. Diese könnte Moser schon bald einen IT-Kollegen im Rathaus zur Seite stellen.

Bereits jetzt wird aber das Mobile Device Management „jamf“ an allen Lörracher Schulen als zentrale Geräteverwaltung erprobt. Damit lassen sich unter anderem Zugriffsrechte und Sicherheitseinstellungen bestimmen. Moser betonte: „Das Internet ist so für die Schüler nicht komplett offen.“

INFO: Fördergelder aus dem Digitalpakt

  • Gesamtsumme: 2 938 160 Euro, davon Bundesmittel: 1 866 700 Euro, Eigenanteil (20 Prozent): 373 340 Euro, Landesmittel: 581 767 Euro, Eigenanteil (20 Prozent): 116 353 Euro.
  • Soforthilfe für Schüler-iPads, gemeldeter Bedarf Schulen: 433 432 Euro, zur Verfügung stehende Summe: 414 693, Abweichung: Minus 18 739 Euro.
  • Die Solidargemeinschaft unter der Schulen sorgt laut Christian Moser für wesentlich geringere Kürzungen bei Schulen mit erhöhtem Bedarf. Die Abweichung würde sonst ein Minus von 64 953 Euro betragen. Die Schulen können den nicht gedeckten Bedarf, falls gewünscht, zudem über ihr eigenes Multimedia-Budget ausgleichen.

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