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Lörrach Es fehlt an Platz und an Infrastruktur

Adrian Steineck
Die Verkehrswacht und die Polizei schulen jedes Jahr 120 vierte Klassen in der Verkehrssicherheit auf dem Fahrrad. Der Übungsplatz in Lörrach wie auch seine Pendants im gesamten Landkreis sind allerdings nicht in einem optimalen Zustand. Foto: Pixabay

Wenn Viertklässler auf dem Verkehrsübungsplatz bei der Wintersbuckhalle das Verhalten im Straßenverkehr trainieren, dann tun sie das auf einem Terrain, das nicht den Anforderungen entspricht: zu klein, ohne Ampel und ohne stationäre Verkehrsschilder.

Der Verkehrsübungsplatz in der Lerchenstadt bildet damit keine Ausnahme, wie Siegfried Eichin, zweiter Vorsitzender der Verkehrswacht im Landkreis Lörrach (Vkw), auf Nachfrage unserer Zeitung sagt. Alle acht Übungsplätze im Kreis erfüllen die Mindestanforderungen nicht und sind damit laut Eichin „eigentlich nicht geeignet“.

Das beginnt schon bei der Größe: Eigentlich sollte ein Verkehrsübungsplatz für fahrradfahrende Schüler eine Größe von 4000 Quadratmetern haben. Die Übungsplätze im Kreis Lörrach aber reichen von 1330 Quadratmetern in Liel bis zu 2900 Quadratmetern. Selbst der Platz beim Tutti-Kiesi-Areal in Rheinfelden, für Eichin „unser Sahnestück“, erfüllt die Voraussetzungen nicht vollständig.

Wie ist die Lage in Lörrach?

Der Übungsplatz bei der Wintersbuckhalle in Lörrach umfasst mit 2000 Quadratmetern gerade einmal die Hälfte der geforderten Fläche. Hinzu kommt: Es gibt keinen Kreisverkehr, keine Ampel, keine stationären Schilder, der Übungsplatz ist nicht eingezäunt, und aus der Nachbarschaft ist Baulärm zu hören. „Wir können die sanitären Einrichtungen der Wintersbuckhalle nutzen, das kann man akzeptieren. Aber einen Übungsraum im eigentlichen Sinn gibt es nicht“, legt der zweite Vorsitzende der Vkw dar.

Gemeinsam mit der Polizei schult die Verkehrswacht im Landkreis Lörrach jährlich etwa 2200 Kinder zwischen acht und neun Jahren zu sicheren Radlern. „Wir beschulen jedes Jahr 120 vierte Klassen, die jeweils zweimal kommen, wir sprechen also von 240 Schulungen“, sagt Eichin. Im Kreis gibt es insgesamt acht Verkehrsübungsplätze, neben Lörrach wird in Liel, Binzen, Weil am Rhein, Grenzach, Rheinfelden, Steinen und Schopfheim geschult.

Was sind die Folgen?

Wenn die Übungsplätze nicht in einem optimalen Zustand sind, hat das Folgen. Ist ein Platz zu klein, muss eine vierte Klasse zweigeteilt werden. Dadurch hat jedes Kind nur die halbe Schulungszeit zur Verfügung.

Generell hätten das fahrradfahrerische Können und die Verkehrssicherheit der Kinder in den vergangenen zehn Jahren abgenommen, schildert Eichin seine Erfahrungen. „Wir können nur vermuten, dass es daran liegt, dass viele Eltern mit ihren Kindern weniger nach draußen gehen“, sagt er. Die Corona-Pandemie mit ihren Ausgangssperren und fehlenden Übungsmöglichkeiten habe die Situation weiter verschärft. „Wir können den Kindern nicht das Fahrradfahren beibringen“, sagt Eichin, der als Polizist auch selbst an den Schulungen beteiligt ist. Gleichwohl könne man diese Situation nicht Kindern und Eltern allein anlasten, ist er aus Sicht der Verkehrswacht überzeugt. „Unsere Übungsplätze müssen in einem optimalen Zustand sein.“

Wie geht es weiter?

Wünschenswert wären zwei zentrale Verkehrsübungsplätze im Landkreis, welche die erforderliche Größe von 4000 Quadratmetern aufweisen. Derzeit ist die Verkehrswacht auf der Suche. „Bauland ist natürlich rar“, weiß Eichin. Ideal wäre ein Ort, der für die Schüler gut mit dem Zug zu erreichen ist.

Die Verkehrsübungsplätze liegen im Zuständigkeitsbereich der Kommunen als Schulträger. „Aber dass jede Kommune einen Übungsplatz anbietet, ist illusorisch“, sagt Eichin.

Was sagt die IG Velo?

Auch die IG Velo, die Interessensvertretung der Radfahrer im Landkreis Lörrach, hat sich des Themas Verkehrsübungsplätze angenommen. In der Herbstausgabe der Velopost, die am 1. Oktober erscheint, wird ein entsprechender Artikel enthalten sein, sagt Wolfgang Göckel von der IG Velo im Gespräch mit unserer Zeitung.

Bei einer Vorstandssitzung im Herbst werde die IG Velo das Thema der Verkehrsübungsplätze dann beratschlagen und sich dazu auch äußern . Er wolle hier der Vorstandsriege keinesfalls vorgreifen. „Aber wir wissen durchaus, dass die Situation nicht optimal ist“, sagt Göckel. Als Vorbild für die Verkehrsübungsplätze in Südbaden diene laut Göckel die Jugendverkehrsschule in Emmendingen.

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