Dieses mitunter fehlende Verständnis mitten in Europa hatte zuvor schon Arnold Stadler, Hebelpreisträger von 2010, in einem Vortrag aufgegriffen. Er widmete sich dem Weltbild Hebels, der immer wieder seine Gegend, wo er jeweils lebte, als Teil der gesamten Welt sah: „Alles ist Welt, es gibt keine Provinz,“ meinte Stadler. „Wir vergessen nur, unsere Identität zu pflegen.“
So habe er kein Verständnis dafür, das Eltern mitunter bereits in Kindergärten das Erlernen von Englisch fordern, wenn schon eine Fremdsprache in diesem Alter, dann doch die uns naheliegende, also Französisch. „Wie sollen diese Kinder Bezüge zu unserer durchmischten Gegend in Europa finden?“ fragte er. Ebenso unpassend sei es doch, dass sich heute junge Leute über das Display sagen lassen, wo sie gerade sind, statt einfach aus dem Fenster zu schauen, um die Gegend optisch und akustisch zu erschließen.
Hebel habe zwar stets einen engen Bezug zu seiner Umgebung gesucht und gefunden, doch so sei Weltliteratur entstanden, keine Provinzliteratur. Erst der Blick auf das Kleine als Teil des Großen lasse Zusammenhänge klar erkennen. „Wenn ein Liter Wasser mehr kostet als ein Liter Milch, so lange Menschen beim Versuch, Europa zu erreichen, im Meer ertrinken und wir an jene Waffen liefern, die sie quälen, stimmt etwas nicht mit Europa“, war die klagende Bestandsaufnahme von Stadler.
Volker Habermeier, Präsident des Hebelbundes, hatte das Jahresmotto „Vergänglichkeit“ in seiner Begrüßung vorangestellt. Dies treffe auch für die Formen der Sprache zu.