Beim vierten „Tag der Demokratie“ sprach der Unicef-Vorsitzende Peter-Matthias Gaede passend zum Schwerpunktthema über die Entwicklung der Menschenrechte von 1848 bis heute.

Von Susann Jekle

Lörrach. Zum ersten Mal fand der „Tag der Demokratie“ an einem Freitagabend statt. Die beiden Schauspieler Niklas Ehrentreich und Johannes Demmler stürmten verkleidet als die Revolutionäre Gustav Struve und Markus Pflüger das Alte Rathaus und spielten das historische Ereignis vom 21. September 1848 nach. Ehrentreich rief als Struve die Republik aus, und strickte in die Rede einige moderne Wünsche mit ein: „Freies WLAN und Hoverboards für alle!“

Oberbürgermeister Jörg Lutz begrüßte anschließend den Hauptredner der Veranstaltung, Peter-Matthias Gaede. Der ehemalige Chefredakteur des GEO-Magazins ist Experte für Menschenrechte und Demokratie.

„Der Querdenker Struve setzte viel aufs Spiel“, sagte Gaede. Der Revolutionär legte seinen Adelstitel ab, wechselte die Konfession, emigrierte in die USA, wo er Präsident Lincoln beriet. „Was würde er heute machen?“, fragte Gaede, der auch einige Ideen hatte, wie sich Struve einbringen würde. „Vielleicht wäre er ein Barrikadenbauer bei Stuttgart 21 oder der Kapitän auf einem Rettungsschiff im Mittelmeer.“

Vor 70 Jahren wurde die allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet. „Für Abermillionen von Menschen gibt es keine Menschenrechte“, mahnte Gaede. Er erinnerte unter anderem an Syrien, Myanmar, Jemen, die Türkei und Ungarn, wo die Menschenrechte missachtet werden. „Wie froh können wir sein, in einem Land zu leben, in dem es keine Folter und Todesstrafe gibt“, betonte er.

1989 wurden die Kinderrechte erklärt, doch auch um diese steht es in vielen Ländern der Welt nicht gut, wie Gaede in erschreckenden Beispielen veranschaulichte: 168 Millionen Kinder sind gezwungen zu arbeiten und 57 Millionen Kinder bekommen keine Schulbildung. Gaede wünscht sich, dass die völkerrechtliche Verpflichtung für Kinderrechte endlich eingelöst wird: „Es gibt viel zu tun – immer noch“, betonte er am Ende. „Es gilt wachsam und aktiv zu bleiben.“

Während der Festakt wie immer mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“ endete – diesmal mit Unterstützung des Kinder- und Jugendchors – fand erstmals ein Markt der Zivilgesellschaft mit  Ständen zum bürgerschaftlichen Engagement in Lörrach statt (wir berichten noch).

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