Es gebe nur wenige Akten im Gemeindearchiv, dagegen einige Unterlagen im Staatsarchiv Freiburg und im Generallandesarchiv Karlsruhe, so Neisen. Für den Historiker steht aber fest: Hauingen war in den 1920er Jahren eine Gemeinde mit vielen Industriearbeiter, die größtenteils beim früheren Unternehmen Grossmann in Brombach beschäftigt waren und Werkswohnungen in Neu-Hauingen zur Verfügung hatten.
Dieser Personenkreis habe überwiegend KPD oder SPD gewählt, während Landwirte und Kleingewerbetreibende eher „in Richtung NSDAP“ tendierten. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung habe KPD, SPD und Zentrum gewählt.
Für Schmunzeln am Ratstisch sorgte Neisens Recherche, wonach einige Hauinger die Eingemeindung nach Brombach gewünscht hätten, da in Hauingen Gewerbesteuereinnahmen fehlten.
Bei der Hauinger Bürgermeisterwahl im Jahr 1932 erreichte kein Kandidat eine Mehrheit. Erwin Sturm wurde deshalb von den Behörden zum Gemeindeoberhaupt bestellt. Er sei Anhänger der Deutsch-Nationalen gewesen und habe sich von den Nazis nichts sagen lassen.
Seine aktuellen Nachforschungen, so Neisen, hätten außerdem ergeben, dass in Hauingen weder Juden noch Roma lebten. Allerdings gab es etliche Zwangsarbeiter und Menschen, die aus bombardierten Städten in ruhigere Gegenden evakuiert worden seien.
Buch über NS-Geschichte soll im Frühjahr 2020 fertig werden
Bislang ist Neisen erst zu knapp zwei Dritteln mit seiner Archiv-Recherche durch. Den Rest will er bis Anfang des Sommers gesichtet und aufgearbeitet haben. Im nächsten Frühjahr soll dann sein Buch über die NS-Zeit in den drei Ortsteilen erscheinen. Im nächsten Jahr wird es zudem im Rahmen einer größeren Ausstellung im Dreiländermuseum eine Unterausstellung zum Nationalsozialismus in den drei Ortsteilen geben.
Schon jetzt betonte Neisen indes bezüglich seines Werks: „Ich werde nicht bei etwaigen Verfehlungen gnadenlos Draufschlagen, aber schon bisweilen Ross und Reiter nennen, das kann unter Umständen also schmerzlich werden.“