Lörrach Es läuft rund bei Lasser

Die Oberbadische
Moderne trifft Tradition: Andreas Walter im kleinen Brauerei-Museum hinter dem Schreibtisch seines Urgroßvaters. „Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen“, sagt der Lasser-Geschäftsführer. Foto: Bernhard Konrad Foto: Die Oberbadische

Wirtschaft: Umsatzsteigerung / Schweiz-Geschäft wächst / Brauerei-Museum eingerichtet

Die Lörracher Privatbrauerei Lasser ist mit dem bisherigen Geschäftsjahr hoch zu frieden. Anlass zur Freude hat Geschäftsführer Andreas Walter vor allem wegen Absatzsteigerungen beim Verkauf der Flaschenbiere.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Mit der Entwicklung von „Lasser hell“ lag das familiengeführte Unternehmen genau richtig.

Umsatz im Plus

Mit dem Retro-Design des Etiketts und etwas reduzierten Alkoholwerten hat Walter den Geschmack der Verbraucher offenbar getroffen. Während der Bierabsatz in Deutschland insgesamt weiter zurückgeht, weist die Brauerei beim Bierausstoß bis Ende Mai im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 15 Prozent aus – und die Fußball-WM hat gerade erst angefangen. Auf dieser Schiene wurde nun ein weiteres Produkt aufgegleist: „Lasser Doppelhopfen“ – eine craftbiertypische Spezialität, die zunächst ausschließlich vom Fass und in der Gastronomie verkauft werden soll.

Regional verankert

„Verbraucher schätzen zunehmend Regionalität und Vertrautheit“, sagt Walter, der weiß, dass er den Preiskampf gegen die Bier-Riesen nicht gewinnen kann. Deshalb genieße beim „ältesten Familienunternehmen Lörrachs“ die Bindung an die Region, die Vereine, den Sport und die Kultur einen zentralen Stellenwert.

Produktpalette und Zahlen

Nach wie vor beliefert Lasser mit knapp 50 Mitarbeitern zwischen Waldshut, Lörrach und Freiburg rund 400 Gastro-Betriebe. Mit dem Ausstoß von über 40 000 Hektolitern Bier und über 30 000 Hektolitern alkoholfreien Getränken der Eigenmarke „Libella“ im vergangenen Geschäftsjahr zeigte sich Walter im Gespräch mit unserer Zeitung zufrieden.

Neuerdings bietet das Unternehmen drei Varianten eines Tafelwassers an, das aus dem brauereieigenen Tiefenbrunnen gefördert wird und auch Grundlage der Bier- und Süßgetränke von Lasser ist. Zudem betreibt die Firma knapp 600 Heiß- und Kaltgetränkeautomaten in der Region. Als Vollsortiments-Lieferant bietet der Betrieb rund 350 Artikel als Handelsware an.

Das Schweiz-Geschäft

Das Ziel, in der Schweiz mit Heiß- und Kaltgetränken ins Automatengeschäft einzusteigen, sei nach wie vor ein Thema, aber in der Praxis schwer umzusetzen, sagt Walter. Nicht zuletzt bräuchte das Unternehmen einen Firmensitz in der Schweiz.

Nicht weiterverfolgt wird ein Vorhaben mit der Fachhochschule Nordwestschweiz, wo sich Lasser gemeinsam mit Studenten an einem Pilotprojekt für alkoholfreies Bier beteiligt hat. Eine interessante Erfahrung, betont Walter, aber das Verfahren konnte am Ende nicht restlos geschmacklich überzeugen. Unterdessen entwickelt sich das Schweiz-Geschäft sehr gut. Bekanntlich braut Lasser das „Ueli Bier“ für die Fischerstube in Basel. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte Walter, dass dieses in Lörrach gebraute Bier mittlerweile auch in rund 200 Coop-Märkten in der Dose verkauft wird.

Gastronomie

Was die Situation in der Gastronomie für Lasser nicht einfacher macht: Immer mehr Wirte haben große Schwierigkeiten, geeignete Nachfolger für ihre Betriebe zu finden. Das Brauhaus Lasser brummt indes ebenso wie der Brauer-Silvester: Der Samstag ist bereits ausverkauft, ausschließlich für den Freitag sind noch Restkarten zu haben.

Die Logistikhalle

Nach wie vor in der Warteschleife ist die neue Logistikhalle an der Bergstraße. Walter möchte zunächst abwarten, wie sich die Überplanung des Quartiers „Nördlich Engelplatz“ weiterentwickeln wird. Erst dann werde der Entschluss fallen, ob sich das Unternehmen architektonisch den Plänen anschließe, oder einen Solitär konzipieren wird.

Das Brauerei-Museum

Vollendet ist dagegen das kleine Brauerei-Museum, das Eveline Walter und Silke Ludwig mit Original-Objekten eingerichtet haben. Bei Gästeführungen durch das Unternehmen zählt ein Besuch in den Räumen mit diesen Exponaten zu den beliebtesten Stationen: Maschinen, Schilder, Fotografien, Gläser, Buchhaltungs-Dokumente und manches mehr wird dort gezeigt.

Andreas Walter nimmt Platz hinter dem Schreibtisch seines Urgroßvaters. Der Federkiel steckt noch im Tintenfass. Er schlägt ein Auftragsbuch aus längst vergangenen Zeiten auf: gestochen scharfe Handschrift, fehlerfrei – so kann heute kaum noch jemand schreiben. Der Geschäftsführer streicht über die Seiten – und sagt: „Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen.“

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