Lörrach Fabelhafte Fabelstapler

Die Oberbadische
Pfriedrich Chiller und Markus Becherer zogen alle Register. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Burghof: Neues Format „Poetry Slam Team Session“: rhetorische Finessen und beste Unterhaltung

Akrobatische Wortspielereien, dynamische Rap-Elemente und lyrische Vorstöße in die Windungen des Lebens: Dafür stehen Poetry Slammer, die das in der Regel schon alleine sehr gut meistern. Das neue Format „Poetry Slam Team Session“ im Burghof zeigte am Samstag aber, dass ein Duo noch mehr Ausdrucksmöglichkeiten hat – und dies nicht nur rhetorisch.

Von Ursula König

Lörrach. Drei Teams trafen sich im Dichterwettstreit. Das vierte: „natürlich blond“ vertrat Johannes Berger; eigentlich der Favorit des Abends. Solo lief er zu Höchstform auf.

Im Grunde gehen alle Poeten als Sieger von der Bühne, wie die Moderatoren Daniel Wagner und Nik Salsflausen anmerkten. Dem Gewinnerteam Pfriedrich Chiller und Markus Becherer, bekannt als „Die Fabelstapler“ winkte eine Flasche Kirschwasser. Eine spontan zusammengewürfelte Publikumsjury hatte es nicht leicht, die Teilnehmer zu bewerten. Doch das scheint ohnehin niemand allzu ernst zu nehmen. Die unterhaltsame Darbietung moderner Literatur steht im Zentrum.

Und die hat Tiefgang und verblüfft mit Alltagskomik – etwa mit Sätzen wie: „Darf ich mitkommen, wenn du mich verlässt?“

Die Teams

Das Team „einfach so“ mit Cäcilia Bosch und Ansgar Hufnagel zeichnet die Entwicklung von Beziehungen nach, ohne Angst davor zu haben, in Klischees abzurutschen: „Wir sind so verliebt“ greift ironisch die Symbiose Frischverliebter auf und zeigt, was übrig bleibt, wenn die wilden Zeiten vorbei sind. Betroffenheit lösen sie mit ihrer zweiten Darbietung aus: „Stell dir vor, es ist Krieg und jeder geht hin.“

„Lingitz und Puchert“ mit Jule Weber und Yannik Steinkellner glänzen mit kleinen Finessen: „Draußen regnet es Durchschnitt“. Während sie der Frage nachgehen: „Ist das mein Leben?“ wünschen sie sich vor allem, ein „Bettdeckenhöhlenmensch“ zu bleiben: sicher, geborgen an einem Ort der Zuflucht, um sich nicht der Komplexität des Lebens stellen zu müssen.

„Die Fabelstapler“ zogen aus, das Staunen wieder zu erlernen. „Wir nehmen vieles als gegeben hin“ – kein Wunder, dass Erwachsenen oft der Glanz des Lebens fehle. Dazu passt auch der Satz: „Wir lassen die Dinge geschehen, ohne sie wahrzunehmen.“ Auch die Moderatoren des Abends erklären als Team, was es mit ihrer gemeinsamen Liebe „Lörrach“ auf sich hat.

Der Einzelkämpfer

Ob eine Steigerung noch möglich ist, bleibt fraglich. Da sein Partner Philipp Podhast erkrankt war, nahm der „Solist“ Johannes Berger außerhalb des Wettstreits teil – und überzeugte: Schräger Humor, wacher Alltagsblick und Einfallsreichtum dominieren, wenn er vom Versuch erzählt, die Dame seines Herzens anzusprechen oder eine „Tierdokumentation über unsere Spezies“ skizziert. Was der „Allmann“ in freier Wildbahn erlebt, gibt wertvolle Rückschlüsse darüber, warum Rasen gemäht und Bausparverträge abgeschlossen werden. Das Fazit: „Identität ist kein Kochkurs“, dürfte dagegen durchaus ernst gemeint sein.

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