Ich denke, dass in Kürze ein Schwertransport nach Lörrach fahren wird, wobei hier ein Tieflader zum Einsatz kommen muss. Das neue Schiff hat nämlich eine lichte Höhe von 3,80 Meter.
In der Hauptversammlung der Narrengilde haben Sie sich von Überlegungen des Verbands Oberrheinischer Narrenzünfte distanziert. Worin bestehen die unterschiedlichen Sichtweisen?
Ich hatte an der Hauptversammlung aus einem Bericht des V.O.N.-Narrenspiegels vom Mai 2019 zitiert, in dem die Fasnacht 2019 skizziert wird. Konkret wird in diesem Bericht kritisiert, dass Fasnachtsveranstaltungen immer öfter nur noch in geschützten, abgegrenzten Bereichen mit massiven Sicherheitsmaßnahmen stattfinden könnten. Narrendörfer würden zunehmend als Open-Air-Partys und Ballermann-Happenings wahrgenommen, beschallt von Eventmusik mit atemraubenden Bässen. „Horden alkoholisierter Jugendlicher“ würden die Veranstaltungen stören, die immer mehr den Charakter von Mega-Events annehmen würden. Auch Umzüge müssten groß sein und Unmengen an Zuschauern anziehen, wobei auch dort „Bum-Bum-Wägen“ eine aggressive Grundstimmung verbreiten würden. Als Problemlösung wurde empfohlen, wieder kleine Veranstaltungen zu organisieren, mit einer Kapelle zum Schunkeln und Schorle und Bier statt Cocktails und Shots. Auch der Verzicht auf Werbung in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram wurde angeraten.
Wer mich kennt weiß, dass ich solche Überlegungen nicht nachvollziehen kann. Traditionen entstehen und sie sterben, wenn sie von nachfolgenden Generationen nicht mehr für sinnvoll gehalten werden. Das war immer so und das wird immer so sein. Und das ist gut so. In diesem Sinne muss es die Fasnacht alljährlich neu schaffen, die Menschen in ihren Bann zu ziehen und sie zu begeistern.
Da sich aber die Menschen und die Gesellschaft ändern, müssen sich auch die Ausdrucksformen der Fasnacht ändern. Es geht mir dabei nicht um ein entweder oder. Die Fasnacht als großes Volksfest oder Event muss dergestalt sein, dass alle fasnächtliche Glückseligkeit finden können. Niemand darf ausgeschlossen sein. Dann aber hat traditionelles ebenso eine Berechtigung wie Neues und Modernes. Ich will keine Museumsfasnacht. Ich will eine lebendige, sich stets weiterentwickelnde Tradition für alle. Fasnacht sollte „gelebte Toleranz“ sein.
Demnach vertreten Sie die Auffassung: Falls die Lörracher Fasnacht in 30 Jahren noch exakt die gleiche ist wie heute, haben wir nicht alles richtig, sondern einiges verkehrt gemacht?
Das ist vollkommen richtig. Sollte die Lörracher Fasnacht in 30 Jahren genauso sein wie heute, dann sind wir tatsächlich falsch abgebogen und auf dem Weg zur Bedeutungs- und Belanglosigkeit.
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.