^ Lörrach: Fit für die Zukunft - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Fit für die Zukunft

Kristoff Meller

Interview: Sportkoordinator Dieter Meinhold über seinen ersten Lörracher Stadtlauf, die neue Doppelspitze bei der Streckensicherung und die Optimierungspotenziale.

Lörrach - 3000 Läufer werden heute Abend beim Lörracher Stadtlauf in der Innenstadt erwartet. Kristoff Meller hat sich im Vorfeld mit dem neuen Sportkoordinator Dieter Meinhold über seinen ersten Stadtlauf, die neue Doppelspitze bei der Streckensicherung und die Optimierungspotenziale für die Traditionsveranstaltung unterhalten.

Herr Meinhold, Sie sind in diesem Jahr erstmals für den Lörracher Stadtlauf verantwortlich, können aber auf ein erfahrenes Organisationsteam bauen. Wie lief die Vorbereitung?
 Ein erfahrenes Team – das ist ein gutes Stichwort. Ich habe zwar in meiner Karriere schon viele Großveranstaltungen als Organisationschef verantworten dürfen, aber jede Veranstaltung hat ihre eigenen Gesetze und Strukturen. Im Fachbereich Jugend, Schulen, Sport gibt es zum Glück ein ganz erfahrenes und engagiertes Team um Heidi Stegmüller und Stefan Dieterle. Meine Vorgängerinnen (Julia Willeke geb. Arndt und Laura Doll, geb. Albert) haben zudem eine umfassende Checkliste – die „Stadtlauf-Orga-Bibel“ (wie ich sie nenne) – entwickelt, die jedes Details regelt. Das ist eine ganz tolle Vorarbeit. Ohne solche Kollegen wäre jeder Hauptverantwortliche aufgeschmissen.  

Aber Sie sind doch ein alter Hase, haben unter anderem die Tischtennis-WM 1989 in Dortmund – damals die größte Hallenveranstaltung der Welt nach den Olympischen Spielen – das Opel-Masters mit dem FC Bayern München, Paris St. German und dem AC Milan organisiert. Dagegen ist der Stadtlauf für Sie doch ein Klacks, oder?
Nein, das ist eine andere Struktur und hat den gleichen Respekt verdient wie solche Topveranstaltungen. Wir arbeiten hier in kleineren Dimensionen und mit weit weniger Budget, dennoch muss alles genauso passen. So wie die 500 Freiwilligen in Dortmund mit Herzblut dabei waren, so sind hier rund 100 engagierte Menschen – darunter Mitarbeiter und Azubis der Stadt, unserer Mitveranstalter Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, Badenova, AOK und Sportmüller sowie viele Mitglieder von Vereinen (TV Brombach/TuS Lörrach-Stetten) – mit Begeisterung dabei.  

Der Stadtlauf bringt so viele Lörracher in Bewegung wie sonst wohl keine Veranstaltung in der Stadt. Mit wie vielen Läufern rechnen Sie heute und was ist neu in diesem Jahr?
Wir haben aktuell etwas mehr als 3000 Anmeldungen, dazu wird es vielleicht noch die ein oder andere Nachmeldung geben. Im vergangenen Jahr wurde die Streckenführung wegen der Lö-Groß-Baustelle bekanntlich geändert. Wir konnten diese Streckenführung in Absprache mit den zuständigen Fachbereichen beibehalten. Von den Anwohnern und Einzelhändlern kommen zum Glück keine Klagen, weil der Stadtlauf in der Stadt generell beliebt ist. Und für die Teilnehmer, so habe ich mir sagen lassen, ist es eine ganz tolle Sache, mitten in der Innenstadt laufen zu können. Die neue Strecke mit dem Ziel am Hebelpark hat sich schon etabliert, da wir den Schulhof und die Halle mit nutzen können und wird wohl auch in der Zukunft Bestand haben.  

Und was gibt es Neues?
Wir haben in diesem Jahr eine Entscheidung getroffen, dass wir das tolle ehrenamtliche Engagement, gerade an den Schnittstellen ein bisschen professionalisieren wollen. Das betrifft nicht die Qualität, sondern die Belastung der Menschen, die das bisher hervorragend gemacht haben. Ganz konkret geht es um Hans-Werner Frank, der jetzt im 28. Jahr ehrenamtlicher Streckenchef ist. Der Mann hat so viel Erfahrung und ist jetzt zwar im Pensionsalter, aber wenn jemand in seiner Gegenwart das Wort Stadtlauf in den Mund nimmt, sieht man, wie seine Augen strahlen. Er kennt jede Steckdose an der Strecke. Er ist bei allen Beteiligten beliebt und akzeptiert. Sein Wort hat Gewicht. Im vergangenen Jahr hat er dennoch wohl gesagt, „das war mein letzter Stadtlauf...“ Dann habe ich mich mit ihm auf einen Kaffee getroffen und gemerkt, dass er eigentlich gar nicht aufhören will, sondern nur nicht mehr alleine die Verantwortung tragen möchte.
Der Stadtlauf ist halt sein „Baby“. Uns ist es nun mit Jochen „Joschi“ Cerff gelungen, einen Streckenchef für die Zukunft zu gewinnen, der als Agentur-Leistung seine große Erfahrung von unzähligen Laufveranstaltungen im In-und Ausland einbringen kann. Joschi ist zudem noch echter Lörracher und freut sich nun auch in seiner Heimat eine Veranstaltung mitgestalten zu dürfen. Schon nach einem kurzen Kennenlern-Gespräch stand fest: Er ist der Richtige für uns. Und „Senior- und Junior“-Streckenchef haben sich auf Anhieb gut verstanden. Die beiden sind ein kongeniales Team.  

Das bedeutet, es gibt in diesem Jahr eine Doppelspitze?
Genau. Hans-Werner Frank war richtig glücklich, dass wir ihm die Brücke gebaut haben, seinen Stadtlauf weiter machen zu können. Seine Erfahrung – mit seinem ganzen Netzwerk unter anderem zum DRK, zum THW, zur Polizei, wo er selber tätig war, ist unschätzbar. Darauf wollten wir nicht verzichten. Trotzdem weiß er, die Verantwortung nimmt mir jetzt jemand ein Stück weit ab, den ich einarbeiten kann. Das ist für mich als Neuling, zumal ich voraussichtlich nur einen Stadtlauf organisieren werde, da Laura Doll nach der Elternzeit wieder zurückkommt, ein echter Glücksfall.   

Strebt die Stadt als Hauptveranstalter auch in anderen Bereichen des Stadtlaufs eine Professionalisierung an?
Das muss man sehen. Die Belastung meiner Kollegen im Rathaus neben den normalen Aufgaben ist jedenfalls enorm. In den Wochen der Vorbereitungszeit sind die Kolleginnen und Kollegen im Team Sport extrem ausgelastet. Etwa ein bis zwei Wochen vorher werden auch weitere Kräfte hinzugezogen. Diese hohe Auslastung führt zu weniger Ressourcen für andere Aufgaben des Teams, zum Beispiel die Vereins- oder Sportanlagenbetreuung. Daher müssen wir überlegen, wie wir damit umgehen.  Wenn man betriebswirtschaftlich ausrechnen müsste, was das kostet, stellt sich schon die Frage, ob man die Leitung nicht in professionelle Hände gibt, um die Kollegen zu entlasten. Aber dann gibt man natürlich auch ein Stück weit Lörracher Sportkultur ab und das muss gut überlegt sein.  

Also muss die Stadt mit sehr  viel Fingerspitzengefühl vorgehen.
Ja, da muss man sehr vorsichtig sein. An der ein oder anderen Stelle wäre eine Hilfestellung von außen wie beispielsweise jetzt schon bei der Zeitnahme mit Datasport aber sicher sinnvoll. Denn der Stadtlauf ist die Traditionssportveranstaltung in Lörrach.
 
Bleiben wir bei der Tradition: Der Stadtlauf ist in erster Linie eine Breitensportveranstaltung, dennoch standen immer wieder kenianische Spitzenläufer neben der regionalen Elite am Start. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Sobald wir höhere Preisgelder ausloben würden, wären automatisch ausländische Topläufer am Start. Ich glaube aber nicht, dass dies der Charakter des Lörracher Stadtlaufs sein sollte. Vielmehr soll es eine Veranstaltung für Jung und Alt sein, die Spaß an der Bewegung haben – Wir haben hier Teilnehmer zwischen fünf und 80 Jahren. Das ist der Lörracher Stadtlauf für die Lörracher Bürger und die Menschen im Dreiländereck. Ich selbst freue mich auf alle Fälle schon riesig auf die Bambini-Läufe.
 


Zur Person:
Dieter Meinhold ist Diplom-Verwaltungswirt und Sportwissenschaftler. Er war von 2007 bis 2009 Sportdirektor der Qatar Stars League und als Mitglied eines internationalen Expertenteams verantwortlich für den Aufbau professioneller Strukturen im Land der FIFA WM 2022. Von 2003 bis 2006 war er Vorstandsmitglied beim Bundesligisten VfL Bochum. Zuvor leitete Meinhold sieben Jahre lang die Abteilung Sport-Kommunikation und Produkt-Promotion der Adam Opel AG. Die Marke engagierte sich seinerzeit unter anderem beim FC Bayern München, beim AC Mailand und bei Paris St. Germain als Trikotsponsor. Seine Karriere begann er beim Deutschen Tischtennis-Bund (1986-1990). Seit seiner Rückkehr aus Qatar arbeitet Dieter Meinhold als selbstständiger Unternehmensberater im Sportbusiness.

 

Startzeiten und Infos:
Der Start für die Bambini-Läufe erfolgt ab 18 Uhr für die Jahrgänge 2014 bis 2012 an der Pizzeria „Eintracht“, für die Jahrgänge 2011 bis 2010 beim Drogeriemarkt „Müller“. Anschließend führt die Strecke über den Marktplatz durch die Turmstraße bis zum Hebelpark. Der Start für alle anderen Läufe befindet sich an der Einmündung Luisen- und Haagener Straße, Höhe St. Bonifatiuskirche.
Von dort verläuft der Rundkurs zur Tumringer Straße, am Senser Platz vorbei, bis zur Teichstraße. Die Strecke verläuft hinunter bis zur Abzweigung am Marktplatz. Dieser wird überquert. Von dort führt die Strecke wie beim Bambini-Lauf zum Hebelpark – entweder ins Ziel oder bei Läufen mit mehreren Runden, über die Palmstraße und Haagener Straße zurück zum Start.
Die Startzeiten stehen auf den Startnummern und werden vor Ort ausgehängt.  Alle Teilnehmer der Schüler-, Jugend- und Erwachsenenläufe erhalten im Ziel das Stadtlauf-T-Shirt als Anerkennung.
Mehr Informationen  unter www.sportstadt-loerrach.de/stadtlauf.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading