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Lörrach Fragen, die das Leben stellt

Martin Braun
Christine Gellrich, Pfarrerin im Ruhestand, mit ihrem Lieblingsbuch „Durchquerung einer bewegten Zeit“ Foto: Martin Braun

In der sechsten Sommerkirche ging es um das Buch „Durchquerung einer bewegten Zeit“.

Das Buch von Elisabeth Lukas wurde von Christine Gellrich, Pfarrerin im Ruhestand, vorgestellt.

Zu Beginn sang die Gemeinde das Sommerlied: „Geh aus… und suche Freud“. Passend zum Lieblingsbuch konnte man verschmitzt an Siegmund Freud denken, den Begründer der Psychoanalyse.

Passend, weil es im Kern von Gellrichs Buch eigentlich um Viktor Frankl geht, den Begründer der „Logotherapie“, einer psychotherapeutischen Richtung, die zu Freud und seinen Methoden kontrastiert.

Hier schließt sich der Kreis, weil die Buchautorin Lukas als Schülerin von Frankl ihre Lebensaufgabe darin sah, die Ansichten ihres Doktorvaters in verständlichen Büchern zu verbreiten. In ihrer neu erschienen Lebensbeschreibung tut sie dies mit Beispielen aus ihrem Leben.

Zur „Logotherapie“

Die „Logotherapie“ Frankls ist für Gellrich mit dem christlichen Glauben vereinbar. Frankl war ab 1945 Psychiater in Österreich. In der Nazizeit war er als Jude in mehreren Konzentrationslagern. Seine Eltern und seine erste Frau wurden im Holocaust ermordet.

Frankls „Logotherapie“ geht davon aus, dass die Menschen dadurch leben können, dass sie sich auf Gedanken und Ideen beziehen, die ihnen Ziele geben und ermöglichen, mutig weiterzugehen. Gellrich resümiert: „Sinnvoll leben heißt, sich auf etwas zu beziehen.“

Bezug zum Leben

Gellrich erläutert ihr Buch, indem sie zuerst über das menschliche Leben spricht. In der Ausbildung, im Beruf und in Beziehungen erhebe jeder Mensch Ansprüche. Man hadere, wo es nicht die Unterstützung gebe, die man sich wünsche. „Im Buch sind diese Gedanken auf den Kopf gestellt“, wie Gellrich darlegte. Da gehe es nicht um unsere Forderungen, sondern um Fragen, die Gott und das Leben an den Menschen stellen.

Daraus ergeben sich Thesen der „Logotherapie“ wie diese: „Der Mensch ist frei.“ Lukas zeige dies am Beispiel ihres eigenen Lebens. Obwohl sie als Kind karg lebte, konnte sie sich als Erwachsene behaupten. Sie wurde Psychologin und gründete ein Institut.

Von der Kraft des Teilens

Beispielsweise führte ein einfaches Kindheitserlebnis Lukas früh zur empathischen Anteilnahme: Ihre Familie hatte einmal zwei Orangen. Diese wurden in Stücke geteilt. Und dann geschah es, dass die Erwachsenen ihr, der kleinen Elisabeth, alle ihre Stücke gaben. Im Sinne von Frankl habe sie damit Entscheidendes gelernt: Teilen und auf andere achten.

Die Speisung der 5000

Passend zu den zwei Orangen lenkte Gellrich hier in der Bibel auf eine Stelle aus dem Matthäus-Evangelium: Jesus und seine Jünger hatten lediglich zwei Fische und fünf Brote. Wie sollte das für alle reichen? Jesus vermehrte beides und sättigte so 5000 Menschen. Im Sinne Frankls zeige dies: Beim Erlebnis der Brotvermehrung Jesu lernten alle, künftig das wenige, das sie haben, mit anderen zu teilen.

Nach weiteren Beispielen aus dem Leben von Lukas schloss Gellrich den Gottesdienst mit einem Lied, das die Gedanken zur „Logotherapie“ Frankls spiegelte: „Ich wünsch dir Gottes Segen (und) Gedanken (Logos/Wort), die die Seele inspirieren (Therapie/Heilung)“.

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