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Lörrach Freude über jüdisches Leben

Markus Greiß
Moshe Flomenmann (Mitte) stieß mit Gemeindemitgliedern, Lokalpolitikern und Michael Blume (2. v. l. in der vorderen Reihe) auf die Jubiläen an. Foto: Markus Greiß

Israelitische Kultusgemeinde: Prominente Gäste zur Feier des Doppeljubiläums

Um das Doppeljubiläum 350 Jahre jüdisches Leben in Lörrach und 25 Jahre Wiedergründung der Gemeinde (wir berichteten) zu feiern, fand sich am Freitagabend viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft in der Lörracher Synagoge ein.

Von Markus Greiß

Lörrach. Neben Gemeinderabbiner Moshe Flomenmann und der Gemeindevorsitzenden Hanna Scheinker drückten beim Festakt sieben weitere Redner im voll besetzten Davidsaal ihre Freude über das jüdische Leben in Lörrach aus: Rami Suliman (Vorsitzender des Oberrates der Israeliten in Baden), Marion Gentges (baden-württembergische Justizministerin), Michael Blume (Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung), Bundestagsabgeordnete Diana Stöcker, Lörrachs OB Jörg Lutz, Weils OB Wolfgang Dietz und Museumsleiter Markus Moehring. Musikalisch mit lebensfroher Musik begleitet wurde die Veranstaltung von der Band „Lechaim“.

Flomenmann, der am Freitag auch sein zehnjähriges Jubiläum als Landesrabbiner für Baden feierte, blickte in seiner Ansprache auf „viel Positives“ wie den Bau der Synagoge oder die Einweihung verschiedener Torarollen zurück. Doch es gebe auch weniger Positives, wie die jüngsten Vorfälle bei der Documenta in Kassel zeigten. Doch: „Wir begeben uns nicht in die Opferrolle, sondern wollen auch weiterhin gemeinsam das Zusammenleben gestalten“, betonte der Geistliche.

Rami Suliman würdigte die Arbeit von Flomenmann, der „gut für den Oberrat und die Gemeinde“ sei, sowie von Hanna Scheinker, der „Mutter der Gemeinde mit einem riesigen Herzen“. Markus Moehring erinnerte daran, wie sich eine Gruppe von Juden um Scheinker und Georg Weinberg 1995 im Museum getroffen und die jüdische Gemeinde wieder gegründet hatte. „Jüdische Zukunft wurde hier konkret“, so der Museumsleiter.

Marion Gentges zeigte anhand aktueller Zahlen, wie verbreitet Antisemitismus in Deutschland mittlerweile wieder ist. So habe es 2021 2738 antisemitische Vorfälle gegeben, was mehr als sieben Vorfällen pro Tag entspricht. Der mittlerweile installierte Zaun und Polizeischutz während der Veranstaltung zeugen auch in Lörrach davon.

„Ein Geschenk, dass wir heute gemeinsam feiern können.“

Antisemitismusbeauftragter Blume verwies auf den Irak, wo es heute nach 2600 Jahren jüdischer Geschichte im Land keine Juden mehr gebe. Vor diesem Hintergrund nannte er es „ein Geschenk, dass wir heute nach allem, was in Deutschland passiert ist, gemeinsam feiern können.“

Die Oberbürgermeister Lutz und Dietz richteten mahnende Worte ans Publikum: Jede Generation müsse sich neu um das friedliche Zusammenleben bemühen, sagte Lutz, während Dietz betonte, dass es „keine Ewigkeitsgarantie für politische oder gesellschaftliche Stabilität gibt“. Diana Stöcker kritisierte mit Blick auf antijüdische Darstellungen auf der Documenta „offen zur Schau getragenen Antisemitismus, der sich hinter Kunst verbirgt“. Als Gegengewicht dazu überreichte sie Rabbiner Flomenmann ein unter Mitwirkung von Lörracher Menschen mit Behinderung geschaffenes Gemälde.

In ihrem Schlusswort dankte Hanna Scheinker dem Antisemitismusbeauftragten Blume für dessen Unterstützung bei antisemitischen Vorfällen in Lörrach.

Nach dem Festakt hielt Rabbiner Flomenmann im lichtdurchfluteten Gebetsraum einen Gottesdienst zum „Empfang des Schabbat“, dem ersten Gottesdienst am Schabbat. Beim Stehempfang zum Ausklang des Abends segnete er den Feiertag mit Wein. Künftig wird der koschere Wein für diesen Anlass aus dem Staatsweingut Weinsberg kommen – und ebenfalls „Lechaim“ heißen, was auf Deutsch „Auf das Leben“ heißt.

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