Lörrach „Friede ist nicht selbstverständlich“

Die Oberbadische
Gruppenbild vor der Skyline von Tel Aviv mit Stefanie Luther (vorne links) und Chris Rütschlin (Zweite v. l.) sowie Matan Aderet (Irony Hey Highschool, Dritter v. l.) Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Austausch: Neun Lörracher Jugendliche auf Gegenbesuch in Tel Aviv / Einwöchige Kultur-Rundreise

Neun Lörracher haben vergangene Woche gemeinsam mit neun israelischen Jugendlichen schöne Tage in Tel Aviv verbracht.

Von Chris Rütschlin

Lörrach / Tel Aviv. Englisch war die gemeinsame Sprache der 18 Jugendlichen, die auch das Kochen an mehreren glutheißen Erdfeuerstellen einander näher brachte. Geschlafen wurde in mongolischen Jurten auf bequemen Betten in Schlafsäcken.

Weitab vom Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen, fühlte sich die Gruppe während ihrer einwöchigen Jugendbegegnung in Chazewa an der jordanischen Grenze sicher. Bei Sonnenaufgang wanderten einige – angeführt vom israelischen, allseits beliebten Tourenplaner, dem Philosophielehrer Matan Aderet – durch den morgendlichen Lichtzauber und meditierten in der Stille der Wüste.

Das Schwimmen im Toten Meer, der Blick auf die Altstadt von Jerusalem und auf den See Genezareth, dem hauptsächlichen Wirkungszentrum Jesu vor 2000 Jahren, zählte zu den Höhepunkten für die Lörracher Jugend.

Sie liebten darüber hinaus das subtropische Klima, die herzhafte Nahostküche, die vielseitig fetzige Musik und die herzliche Gastfreundschaft ihrer Tel Aviver Gastfamilien. Das pulsierende Leben der 500 000 Personen Metropole – das eigentliche Herz Israels, wie es heißt – beeindruckte die Gäste aus Südbaden ebenso wie der lange Sandstrand.

Bezüglich der Gastkultur meinten die Teenager aus dem Markgräflerland: „Friede ist nicht selbstverständlich“ und „Ich habe gelernt, offener zu sein und mich mehr für andere Menschen zu interessieren.“ Und: „Ich habe etwas über Politik und den Nahostkonflikt gelernt“.

Initiiert wurde die Reise durch den deutsch-jüdischen Freundeskreis Lörrach, dessen Initiatorin und Leiterin Chris Rütschlin im Vorjahr mittels „ConAct“ (Koordinierungsstelle für israelisch- deutsche Jugendbegegnung) in Israel die Gastfamilienkontakte mit der Irony Hey Highschool Tel Aviv aufbauen konnte.

Rütschlin war erfreut, dass sie mit Stefan Windisch (Schulleiter) und Stefanie Luther (Lehrerin) vom Gymnasium der Freien Evangelischen Schule Personen fand, die sich mit Interesse und Engagement dem israelisch-deutschen Jugendaustauschprojekt widmeten.

Luther begleitete mit Rütschlin die 16- bis 19-jährigen Jugendlichen in den Nahen Osten, wobei Luther ihnen als Religionslehrerin auf der Fahrt durch das Westjordanland – vorbei am Fundort der Qumranschriftrollen und Jerusalem – spannende Details vermitteln konnte. 5200 Euro Reisezuschuss erhielten die Jugendlichen vom Kultusministerium für die zwei Begegnungsreisen in diesem Jahr – bereits im März waren die Israeli eine Woche in Lörrach zu Gast (wir berichteten). Rütschlin hat außerdem bereits bei „ConAct“ weitere Anträge auf Reisekostenzuschuss für eine künftige Jugendbegegnung gestellt.

Bei der Rundreise lernten die Jugendlichen den Lebensalltag der Israeli kennen und staunten, wie sicher man sich in Krisenzeiten des Raketenbeschusses dank des Abwehrsystems fühlen kann. So feierte die gesellige Runde zum Abschluss in Tel Aviv Yaffo bei Adam, einem arabisch-israelischen Jugendlichen, ausgelassen bei lautstarker Musik und exzellentem Essen – eigens gekocht von seiner Mutter für die 25 Personen. Den Shabbat zelebrierte die Runde mit einem stattlichen Dinner im Garten eines Tel Aviver Gastschülers. Samt Eltern war die gesellige Gruppe auf stattliche 40 Personen angewachsen.

Leckeres Essen und gute Musik waren auf der einwöchigen Kulturreise treue Begleiter. Für die Jugendlichen aus Lörrach war die Nahostreise eindrucksvoll und sie meinten allesamt: Nach Tel Aviv kehren wir baldmöglichst wieder zurück. Beim Abschied im Ben Gurion Flughafen flossen die Tränen. Etlichen fiel die Heimkehr ins neblig kalte Novemberwetter mit Schneeregen am Euro-Airport nicht leicht.

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