Lörrach Für einen Euro quer durch die Stadt

Kristoff Meller
Ab Mitte des kommenden Jahres wird Bus- und Bahnfahren in Lörrach deutlich günstiger. Foto: Kristoff Meller

Mobilität II: Neues Ticket kommt zur Jahresmitte. Kritik von mehreren Stadträten.

Lörrach - Für nur einen Euro einmal quer durch die Stadt: Ab Jahresmitte 2019 wird der öffentliche Nahverkehr in Lörrach richtig günstig. In der letzten Gemeinderatssitzung wurde das Ein-Euro-Ticket beschlossen, dennoch gab es zuvor auch Kritik aus verschiedenen Fraktionen.

Zweifel an berechneten Kosten

Ulrich Lusche (CDU) äußerte beispielsweise „sehr große Zweifel“, ob die von der Stadt berechneten Kosten in Höhe von rund 180 000 Euro ausreichen. Diese Kalkulation ergibt sich aus Ausgleichszahlungen an den RVL, da durch die Einführung der vergünstigten Viererkarte Verdrängungen zu anderen Fahrkarten möglich sind und vermutlich weniger Einzeltickets und Punktekarten verkauft werden. Dazu kommen noch Umstellungskosten für die Einbindung der neuen Tickets. Lusche fürchtet allerdings „signifikante Mehrkosten“. Zudem sei die Reihenfolge der Maßnahmen verkehrt.

So sahen das auch Matthias Koesler (FDP) und Stephan Berg (Grüne). „Wir stimmen über einen Tarif ab, wissen aber nicht, was wir da einkaufen“, sagte Berg. „Ein mit dem RVL abgestimmtes Konzept wäre wünschenswert gewesen.“

Details klären

Denn die Gremien des RVL müssen der Einführung laut Stadtverwaltung noch zustimmen. Erste Gespräche hätten indes ergeben, dass die Einführung derartig vergünstigter Viererkarten grundsätzlich möglich sei, die weitere Abstimmung mit dem RVL erfolge derzeit. „Wir müssen noch einige Details klären, wollen aber zur Jahresmitte starten“, sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz beim Jahrespressegespräch.

„Eine Fahrt für einen Euro ist reizvoll, wer will da schon Nein sagen“, erklärte Berg weiter. „Aber Hauptsache billig ist zu kurz gedacht.“ Studien hätten gezeigt, dass vor allem Dinge wie Pünktlichkeit oder gute Anbindungen zu höheren Fahrgastzahlen führen. „Der Preis steht erst an hinterer Stelle“, sagte Berg.

„Der Preis allein wird es natürlich nicht machen“, entgegnete Lutz. Die Stadtwerke seien dabei, weitere Optimierungen vorzunehmen.

„Ich verstehe die Kritik nicht“, zeigte sich Uwe Claassen (Freie Wähler) verwundert. Die Stadt leide teilweise unter einem „Verkehrskollaps“, darum sei das günstige Ticket eine „Riesenchance“, um die Menschen zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen.

„Wir sollten mit Optimismus und Mut an die Sache rangehen“, betonte Günter Schlecht (SPD), dessen Fraktion den ursprünglichen Antrag für das günstige Ticket gestellt hatte. „Ich bin enttäuscht, dass es so starke Bedenkenträger bei uns im Rat gibt, ich dachte, die sitzen eher im RVL-Aufsichtsrat.“

Ein-Euro-Ticket als Viererkarte

Das Ein-Euro-Ticket soll als Viererkarte zum Preis von vier Euro angeboten werden, sodass eine Fahrt mit dem Stadtbus oder der Regio-S-Bahn in der Tarifzone 1 (im Stadtgebiet) nur noch einen Euro kosten wird. Derzeit wird die reguläre Viererkarte für acht Euro verkauft. Geplant ist laut Stadtverwaltung, die günstige Viererkarte versuchsweise zunächst auf zwei Jahre befristet einzuführen. Nach dem Zeitraum werden in einer Evaluation die Akzeptanz und Kosten der Karte bewertet und über die Weiterführung des Angebots entschieden. Als Starttermin ist Mitte 2019 vorgesehen. Die vergünstigten Viererkarten sollen an allen Verkaufsstellen des RVL erhältlich sein.

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