Lörrach Geld, Gier, Geiz: „Gut & Edel“ spielt einen Klassiker im Nellie

Gabriele Hauger
Viel schwarzen Humor hat der Molière-Klassiker. Die Rolle des „Geizigen“ übernimmt Hans Kaufmann. Foto:  

Vaclav Spirit führt seit über 30 Jahren Regie beim Theater „Gut & Edel“. Nun hat Molières „Der Geizige“ im Nellie Premiere. Der Regisseur erzählt von Gier, Geiz und seiner nie versiegenden Lust am Theater.

Ans Aufhören denkt der gebürtige Tscheche mit dem charmanten Akzent nur sporadisch. Denn: „Meine Welt ist das Theater“. Und so rauft er sich zwar kurz vor der Premiere am 11. April die Haare, wenn der Text bei den Schauspielern noch nicht 100-prozentig sitzt. Aber ohne seine intensive Regiearbeit („Ich bin manchmal ganz schön cholerisch“) mag man sich das Traditionsensemble „Gut&Edel“ nicht vorstellen. Und Vaclav Spirit wohl auch nicht.

Das Ensemble

Seit 33 Jahren wird im Nellie Nashorn Theater gespielt. Die ursprüngliche Formation, bestehend aus damaligen PH-Studenten, ist inzwischen eine komplett andere und hat sich verkleinert. Die Laien-Theatergruppe sorgt indes nach wie vor für volles Haus, die Inszenierungen begeistern.

Der Molière-Klassiker „Der Geizige“ steht nun erstmals auf dem Programm. Geld, Gier – das Thema der Komödie ist zeitlos und universell.

Das Stück

Der reiche, aber äußerst geizige Witwer Harpagon will seine Kinder reich verheiraten, sucht sich indes selbst die junge mittellose Mariane als künftige Ehefrau aus. Die wiederum wird von seinem Sohn Cléante geliebt. Und Tochter Elise liebt Valère, der in Harpagons Dienste getreten ist. Dazu hat noch die Kupplerin Frosine ihre Finger im Spiel. Die locker gebauten Komödie entpuppt sich als Selbstenthüllung des geizigen Harpagon.

Das für über ein Dutzend Rollen angelegte Stück wurde von Spirit für sechs Schauspieler (Hans Kaufmann, Mathias Braun, Julia Looser, Tim Frey, Anika Del Giudice und Katrin Mörgelin-Oehler) umgeschrieben – eine Heidenarbeit, wie er sagt. Ganz nach Spirit’schem Stil sind musikalische und verfremdende Elemente eingebaut. Ein Regiemittel, das zu seinem Markenzeichen geworden ist, was aber nicht bedeutet, dass die Inszenierungen kopflastig oder gar anstrengend werden. Im Gegenteil. Vaclav Spirit ist ganz beim Publikum. „Die Menschen sollen anschauen, was ihnen Freude macht. Ich bin da kein bisschen arrogant.“ Mundart-Komödien hätten genauso ihre Berechtigung wie große Theaterliteratur. Er präferiert indes zeitlose Stücke mit viel schwarzem Humor. „Das Lachen soll befreiend sein.“ Dabei sei es sehr anspruchsvoll, Komödien gut und überzeugend zu spielen.

Bei der aktuellen Inszenierung baut der Regisseur wie so oft auf die musikalische Expertise von Anne Ehmke, die passende Gedichtzeilen von François Villon, Stefan Zweig und Heinrich Heine vertont hat. Die Schauspieler singen, musizieren und tanzen (Choreografie: Eva Gruner) und treten so kurzfristig aus ihrer Rolle heraus. Heines sarkastische Zeilen oder Villons bitterböse, geradezu provokativ-diabolischen Worte über Geizhälse sind tiefgründig, passen zum Thema und wunderbar zur ABBA-Melodie „Money, money“, findet der Regisseur. Und hofft, dass das Publikum das genauso sieht.

„Money, money“

Obwohl er seit Jahrzehnten inszeniert und inzwischen in seiner alten Heimat auch wieder selbst auf der Bühne steht: Ganz cool ist Vaclav Spirit vor der Premiere nicht. „Wir Künstler sind halt alle eitel“, sagt er lachend und voller Neugier auf die Publikumsresonanz.

Premiere: Donnerstag, 11. April, 20 Uhr, Nellie Nashorn; weitere Termine unter nellie-nashorn.de

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