^ Lörrach: Gemeinsam bauen und leben - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Gemeinsam bauen und leben

Bernhard Konrad

Eine Seniorengruppe baut in der Basler Straße zusammen ein zweiteiliges Gebäudeensemble

Lörrach - Nach Jahren intensiver Vorbereitung, vielen Gesprächen, etlichen Rückschlägen und dennoch beharrlicher Weiterverfolgung des Projekts, soll ein innovatives Bauvorhaben nun bald in die Umsetzung gehen: das zweiteilige Gebäudeensemble einer Seniorenbaugruppe in der Basler Straße.

Gemeinsames Bauen war auch in den Werkstätten des „Zukunftsforums Wohnwandel“ im Jahre 2017 ein intensiv erörtertes Thema.

Bislang kein vergleichbares Projekt in Lörrach

Während solche Modelle in Universitäts- und Großstädten häufig praktiziert werden, sind sie in Lörrach – und nicht nur hier – eher noch die Ausnahme. Ein vergleichbares Projekt mit Teilnehmern ab 50 Jahren habe es in der großen Kreisstadt bislang nicht gegeben, sagt Manfred Steinbach.

Der ehemalige Lörracher Stadtbaudirektor und Bürgermeister von Aalen kehrte im Ruhestand ins Dreiländereck zurück: Er ist Ideengeber, Initiator und Motor der Seniorenbaugruppe.

Der Weg von der Idee bis zur Verwirklichung war ebenso lang wie steinig. Dabei sind die Leitlinien des Ansatzes im Grunde unkompliziert: 13 Parteien entschließen sich, gemeinsam zu bauen und entwickeln mit einem Architekten ein Projekt, das alle mittragen können.

Schon Suche nach passendem Grundstück eine Herausforderung

Indes war schon allein die Suche nach einem passenden Grundstück in Lörrach eine Herausforderung.

Mehrmals sah sich Steinbach auf einem gutem Weg zum Ziel, musste dann aber aus unterschiedlichsten Gründen erneut mit der Suche beginnen. Zwischenzeitlich sprangen Interessenten ab und orientierten sich neu, andere kamen hinzu.

Er hätte sich in diesem Prozess gewünscht, betont Steinbach rückblickend, dass die Stadt Grundstücke an interessierte Baugruppen abgibt, wenn diese ein überzeugendes Konzept vorlegen können.

Gemeinschaft ist Teil des Konzepts

Letztlich ist er auf dem Gelände der ehemaligen Druckerei Deiner fündig geworden – zentral gelegen und mit guter Anbindung an den ÖPNV. Alle 13 Parteien sind nun in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts als Grundstückseigentümer im Grundbuch eingetragen. Sie haben sich verpflichtet, in die fertige Wohnung einzuziehen und diese nicht als Kapitalanlage zu vermieten. „Wir bauen und wohnen zusammen. Wir bilden eine Gemeinschaft. Das ist Teil des Konzepts“, erläutert Steinbach.

Über das Bauen hinaus sei auch das Thema „Nachbarschaftshilfe“ in einem Passus schriftlich fixiert worden. Zudem ist die Einrichtung eines Gemeinschaftsraums im Erdgeschoss vorgesehen. Dort könnten im Einzelfall womöglich sogar kleinere öffentliche Veranstaltungen stattfinden. Zudem soll eine gemeinschaftliche Aufenthaltsmöglichkeit im Freien geschaffen werden.

Regeln für einen späteren Verkauf

Für einen späteren Verkauf der Wohnungen gibt es ebenfalls Regeln – wobei eine Veräußerung nicht zwingend an eine Altersgrenze gebunden sei: Auch jüngere Familien könnten künftig eine Wohnung erwerben, sofern bestimmte Rahmenbedingungen passen.

Die individuellen Wünsche der Eigentümer seien so weit als möglich berücksichtigt worden. Keine Wohnung gleicht der anderen, auch die Größen unterscheiden sich deutlich. Elf Parkplätze befinden sich in einer Tiefgarage, zwei vor dem Haus.

Nachhaltigkeit als zentraler Bestandteil

Zentraler Bestandteil des barrierefreien Bauvorhabens, dessen finanzielles Gesamtvolumen fünf Millionen Euro beträgt, ist die Nachhaltigkeit.

Durch die spezielle Gruppen-Situation rechne er ohnehin damit, „dass wir rund 15 Prozent günstiger bauen können als der Markt“, sagt Steinbach. Unterdessen werde der umweltfreundliche Ansatz zwar anfangs an der ein oder anderen Stelle höhere Kosten verursachen – gleichwohl werde sich das nach Entwürfen des Stuttgarter Büros „Zoller Architekten“ gestaltete Ensemble auch unter diesen Gesichtspunkten schon auf mittlere Sicht rechnen.

Einzug für 2021 geplant

Die beiden Baukörper bestehen aus hochwertigem wärmebehandeltem Kiefernholz, ergänzt von Beton-Elementen, etwa für die unteren Etagen und den Fahrstuhl. Rund 75 Prozent der benötigten Energie wird vor Ort produziert – mit Fotovoltaik, Wärmepumpe und Erdspeicher.

Steinbach geht davon aus, dass in diesem Sommer mit dem Bau begonnen werden kann, einzelne Gewerke müssen noch vergeben werden. „Ich hoffe“, so sagt er, „dass die Eigentümer Mitte 2021 einziehen können.“

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