Lörrach Gestalter und Mahner in städtebaulichen Fragen

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Hans Rudolf Güdemann ist verstorben. Foto: Die Oberbadische

Nachruf: Der Architekt und Regionalplaner Hans Rudolf Güdemann ist gestorben

Lörrach - Wenige Tage vor seinem 82. Geburtstag ist der Lörracher Architekt, Stadt- und Regionalplaner Hans Rudolf Güdemann gestorben. Zahlreiche Bauwerke wurden nach seinen Ideen und Plänen gebaut. Für mehr als 60 Gemeinden in Baden-Württemberg hat er mit seiner 1970 gegründeten Planungsgruppe Südwest Stadt- und Ortspläne entworfen und bearbeitet. Manch großer planerischer Wurf ist ihm und seinen Kollegen in seinem Büro in der Turmstraße gelungen.

Erste Plätze bei städtebaulichen Wettbewerben in Deutschland sind Ausdruck seiner Leistungen und seiner Fähigkeiten, zukunftsweisend zu planen und zu gestalten. Zu den großen Aufträgen in seiner beruflichen Karriere zählte die Planung des Freiburger Stadtquartiers „Rieselfeld“. Für den Regionalverband Hochrhein-Bodensee entwarf seine Planungsgruppe das „Strukturmodell Hochrhein“ mit den grenzüberschreitenden Leitvorstellungen für eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial verträgliche Entwicklung im deutsch-schweizerischen Grenzraum.

Schon bald nach dem erfolgreichen Studium an der Fachhochschule Konstanz zählte 1968 das neue evangelische Gemeindezentrum Lörrach zu seinen ersten Projekten. 1970 gewann er in seiner damals noch selbständigen Heimatgemeinde Haagen den ersten Preis im Wettbewerb zum Bau des Rathauses. In dieser Zeit gründete er die Planungsgruppe Südwest. Es gelang ihm, fähige junge Architekten und Planer für die Lörracher Ideenschmiede zu gewinnen.

Güdemann hat sich Jahrzehnte als Architekt und Planer in Berufs- und Fachverbänden engagiert. Hier suchte er mit dem interdisziplinären Blick die Auseinandersetzung mit Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung. Von 1993 bis 2000 führte er als Vorsitzender den Werkbund Baden-Württemberg. „Wer sich mit der Zukunft beschäftigt, muss auch den Mut zum Experimentieren haben“, so eine seiner Prinzipien. Dennoch unterwarf er sich niemals dem Zeitgeist.

Von 1999 bis 2006 lenkte er als Vorsitzender die Geschicke des Deutschen Werkbundes. Ihm gelang es, die Organisation neu auszurichten, deren kulturpolitische Bedeutung zu stärken und auf Bundesebene die jährlich stattfindenden „Werkbundtage“ ins Leben zu rufen.

Als Städte- und Regionalplaner mischte sich Güdemann immer wieder in Diskussionen um beste städtebauliche Lösungen ein. In Lörrach gehörte er dem Gestaltungsbeirat an. Die Lörracher Kammergruppe der Architekten würdigte ihn als „Vorbild, Motor und Ideenschmied“ und charakterisierte ihn als „kritisch, sozial und liberal“.

Zeitlebens war Güdemann dem Markgräflerland und der grenzüberschreitenden Region im Dreiländereck eng verbunden. Bereits 1980 warnte er aus Sorge um den Verlust dörflichen Lebens vor der Gefahr, sich zu sehr auf großstädtische Räume zu konzentrieren. 2011 erschien in der Schriftenreihe des Naturparks Südschwarzwald das Buch „DorfLeben“, das Güdemann zusammen mit seinem Kollegen Gerhard Zickenheiner verfasste. Auf der Basis von Spaziergängen in Schwarzwalddörfern entstand ein beachtetes Kompendium mit Gedanken zu planerischen Entwicklungen.

In besonderer Beziehung stand der Architekt zur Gemeinde Raich im Kleinen Wiesental. Von dort stammte seine Mutter. 1991 plante er in dem kleinen Schwarzwaldort zwischen Dorf und Friedhof die Friedhofskapelle. Seinem Wunsch entsprechend wird er auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.

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