^ Lörrach: Goethe und viel Gelächter - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Goethe und viel Gelächter

Manfred Herbertz
Hannes (Albin Braig) und der Bürgermeister (Karlheinz Hartmann) nahmen ihre Fangemeinde mit auf eine zwerchfellerschütternde Reise in die Abgründe schwäbischer Mentalität. Foto: Manfred Herbertz

Burghof: „Hannes und der Bürgermeister“ begeistern ihre große Fangemeinde.

Lörrach - Dass Schwaben auch im Land der Alemannen punkten können und es dabei keine allzu große Sprachbarriere gibt (Worte wie „Schoofseggel“ versteht auch der Alemanne), bewiesen die Urschwaben Albin Braig und Karlheinz Hartmann, die am Montag und Dienstag den Burghof füllten.

Dem breiten Publikum sind sie eher als „Hannes (Braig) und der Bürgermeister (Hartmann)“ bekannt, die schräge Musik dazu liefert „Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle“. Alles scho g’schwätzt, könnte man jetzt sagen, das Duo hat längst Kultstatus und weit über die Grenzen des Schwabenlandes hinaus eine riesige Fangemeinde.

Da ist auf der einen Seite der honorige Bürgermeister einer schwäbischen Gemeinde, der meist mit hochtrabenden Worten seinen bauernschlauen Amtsboten Hannes zu belehren versucht, da ist in bester Dörfligeistmanier die Konkurrenz zum (imaginären) Schriedingen und dem Amtskollegen Fritz, dem Schoofseggel sowie ab und zu ein Schnäpsle – vermisst wurden lediglich „ich höre mich nicht Nein sagen“ – und schon wird ein zwerchfellerschütternder Abend daraus. Zwischen den Sketchen gab es dazu immer wieder Musik, zum Luftschnappen für die Zuschauer.

Was gibt es Schöneres, als sich der puren Freude über Wortwitz, Aberwitz, Hintersinnigkeiten und ein wenig Schadenfreude hinzugeben, wenn der Amtsbote seinen Bürgermeister ein ums andere Mal verlädt und liebevoll dessen Großmannsgetue entlarvt: „Wer große Töne spuckt, sollte auf den Gegenwind achten.“ Große Worte werden leicht daher gesagt, da wird vom Amtsboten – auch wenn’s nicht ganz stimmt – Goethe bemüht: „Wer glänzen will, muss mehr als nur einen blassen Schimmer haben.“ Und Hannes gibt weitere Lebensweisheit: „Wer sich wichtig macht und hochspringt wie ein Tiger, endet oft als Bettvorleger“ von sich. Eine Pointe jagt die nächste und die Lachsalven lassen den Burghof regelrecht erzittern.

Da wird nach einer Ochsentour schon mal Darwin bemüht: Nach dessen Lehre der Evolution passe sich die Körperform seiner Umgebung an. Der Bürgermeister nämlich passe hervorragend in eine Schubkarre. Er war nach seinem Honoratiorenstammtisch im Ochsen aufgrund vorübergehende Unfähigkeit seine Beine zu benutzen, in selbiger vom Hannes transportiert worden.

Die Widrigkeiten von Ratssitzungen, bei der der Stadtrat Schlotterbeck den Bürgermeister in den Schwitzkasten nimmt, bis dessen „Möckel blaurot a’glaufe isch“, wurden ausführlich erörtert. Die schwäbische Kochkunst „de Chinese Wang mach die beschte Kuttle“ wird nebenbei zum Ziel tiefgreifender Gedankenspiele.

Und kein Halten gab es mehr, als Hannes vehement von seinem Chef fordert, in der örtlichen Sauna, wie in Schriedingen auch, gemischtes Saunieren zu erlauben. Was folgte, ist schier unbeschreiblich, insbesondere als Hannes über die physikalischen Eigenschaften von Flatulenzen in der Sauna philosophierte. Tobendes Gelächter im Publikum, als das Duo mit Aberwitz haarscharf an Anzüglichkeiten entlangbalanciert, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Um es mit Hannes zu sagen: „Beim Lachen in der Sauna wackelt bei jedem was anderes.“

Gelacht hat das begeisterte Publikum auch ohne Saunaaufguss ausgiebig. Der Auftritt des schwäbischen Duos ist eine Mischung aus Satire, Klamauk und Volkstheater, wie sie schöner fast nicht sein kann. Und am Ende eines zweieinhalbstündigen Programms blickte man in entspannte, lächelnde Gesichter einer begeisterten Fangemeinde.

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