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Lörrach Gräber erzählen Geschichten über das Leben in Lörrach

Anita Indri-Werner
Reges Interesse: Die Führung von Friedbert Dorer war sehr gut besucht. Foto: Anita Indri-Werner

Rund 30 Gäste haben am Sonntag an einer Führung von Friedbert Dorer über das Areal teilgenommen.

Der Gottesacker hat spannende Geschichten zu erzählen: 1610 befand sich die Friedhofsanlage noch in Höhe des Hebelparks. 1864 wurde sie auf den jetzigen Standort verlegt, erklärte Dorer.

Die Anlage

Entstanden ist eine parkähnliche Anlage mit Bäumen, Grünflächen und vielen Wegen. Neben dem Hauptfriedhof gibt es in den Ortsteilen Stetten, Hagen, Hauingen, Tumringen und Tüllingen weitere kleine Friedhöfe. Die Führung begann im ältesten Teil, wo sich zum Teil historische Gräber und Ehrengräber finden, deren Pflege teilweise durch die Stadt Lörrach gewährleistet ist. Zu betrachten waren aber auch Erinnerungsstätten, die nicht mehr gepflegt werden.

Vom Leben Verstorbener

Der Stadtführer wusste viel über das Leben und Wirken der Verstorbenen zu berichten. Etwa über Walter Jung, der sich in der Stadt auf vielfältige Weise verdient gemacht hat. Das Grab des Gründers der Seifenfabrik, Heinrich Walz, ziert ein schwarzer Obelisk als Ausdruck der Bedeutung von Walz zu Lebzeiten. Vorbei ging es am Grab von Markus Pflüger, dem ersten Namensgeber einer Straße in Lörrach und einst Mitglied des Reichstags in Berlin. Gräbern von ehemaligen Bürgermeistern, Kommunalpolitikern, eben Menschen, die viel in der Stadt bewegt haben, finden sich ebenso. Teilweise sind Berufsbezeichnungen auf den Grabstein eingemeißelt. Manchmal finden sich Zeilen der Hoffnung wieder. Das Grab der Familie Keser/Ginz – der Name ist in Lörrach mit einem Schlossereibetrieb verbunden – ziert eine außergewöhnliche, aufwendige Schmiedearbeit.

Italienische Zeugnisse

Auffallend ist, es gibt viele Gräber von Menschen italienischer Herkunft. Sie waren Arbeiter in der Textilindustrie und blieben in der Stadt. Auf diesen Gräbern finden sich zur Erinnerung oftmals Fotos der Verstorbenen.

Beeindruckend das Familiengrab der Köchlins aus Müllhausen: Schmiedeiserne Gitter umrahmen das Grabsteinensemble.

Die Ruhestätte der bekannten Textilunternehmer ist noch heute in Familienpflege. Ganz anders, das in der Nähe liegende Grab der Familie Kern. Zur Erinnerung: Ein Mitglied dieser Familie war maßgeblich an der Einführung des Tram nach Lörrach beteiligt. Zwölf Rosen aus rostigem Eisen zieren diese Grabstätte. Sie wurde an die Stadt zur Pflege abgegeben. Bescheiden, schlicht und in keiner Weise an den Glanz seines künstlerischen Könnens erinnernd, erscheint das Grab von Max Laeuger. Dabei war es Laeuger, der die Achse, bestehend aus schattigen Bäumen auf dem Friedhof, geschaffen hat.

Gedenken an Gefallene

Vom jüdischen Friedhof, auf dem aktuell noch Bestattungen stattfinden, ging es weiter zum Ehrendenkmal für die Gefallenen und Vermissten und zum Erinnerungsstein an die 14 Verunglückten beim Einsturz der Wiesenbrücke im Jahr 1882.

Die Führung endete an der neu von Susanne Wolf gestalteten Anlage „Blätter im Wind“. Blatt für Blatt, geformt aus buntem Glas, jedes ein Unikat, schweben gleichsam durch das Gebilde. Demnächst wird die Anlage eingeweiht: Dann sollen auf jedem Blatt zwei Namen stehen, erklärte Dorer.

Offen für Fragen

Aber auch für Fragen der Teilnehmer stand der Stadtführer zur Verfügung. Etwa: Wie werden die Muslime aus der Stadt beerdigt? Hier gibt es ein nach Mekka ausgerichtetes Gräberfeld, so Dorers Antwort.

Für viele Teilnehmer waren etliche Namen Verstorbener noch ein Begriff. So mancher kannte den einen oder anderen zu Lebzeiten sogar.

Was bleibt am Ende eines Lebens? Bestens informiert, manche aber auch sichtlich nachdenklich, verließen die Teilnehmer den Hauptfriedhof.

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