Lörrach Energiebericht sorgt für große Ernüchterung

Kristoff Meller
 Foto: Kristoff Meller

Weg bis zur klimaneutralen Kommune ist noch weit. Sanierungsgeschwindigkeit muss gesteigert werden.

Lörrach - Mit „sehr großer Ernüchterung“ hat nicht nur Stephan Berg (Grüne) den am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik vorgestellten Energiebericht 2019 (wir berichteten ausführlich) zur Kenntnis genommen. Denn die Zahlen zeigen, dass für das Ziel, bis 2050 eine klimaneutrale Kommune zu werden, noch viel getan werden muss.

Der „anfängliche Enthusiasmus“ sei längst verflogen, sagte Berg angesichts der „großen Stagnation“ beim Wärmeverbrauch und der Umrüstung auf erneuerbare Energien.

„Jede Fraktion kann den Euro eben nur einmal ausgeben“, sagte Bernhard Escher (CDU) und verwies auf das städtebauliche „Wunschprojekt“ am Zoll beziehungsweise Bahnhof Stetten. Dadurch würden „notwendige Sanierungsprojekte rausgeschoben“.

Auch für Christiane Cyperrek (SPD) waren die Zahlen „ernüchternd“, der Trend der vergangenen Jahre habe sich „leider fortgesetzt“. Die Stadt habe trotz ihrer Vorbildfunktion ihre Ziele nicht erreicht, die Sanierungsgeschwindigkeit müsse „mehr wie massiv gesteigert“ werden. Knackpunkt seien die Finanzen und das Personal. Die Corona-Krise mache die Situation nicht besser, darum müssten Bund und Länder die Kommunen auf dem Weg zur Klimaneutralität „stärker unterstützen“, forderte Cyperrek. „Sonst schaffen wir das nicht.“

Matthias Lindemer (Freie Wähler) sprach sich ebenfalls für eine Erhöhung der Sanierungsgeschwindigkeit bei städtischen Gebäuden aus. Gleichwohl müssten diese „maßvoll“ durchgeführt werden, damit die Maßnahmen finanzierbar blieben.

„Wir haben eine Stagnation, müssen schneller sanieren und die erneuerbaren Energien stärker nutzen“, fasste auch Jörg Bienhüls für den verantwortlichen Fachbereich Umwelt und Klimaschutz zusammen. Indes gebe es auch gute Neuigkeiten: Die Fördergelder seien zuletzt „extrem gestiegen“, der Bund habe „enorm nachgelegt“ und schieße nun bis zu 50 Prozent für energetische Maßnahmen zu.

Gleichwohl brauche die Stadt die „Wärmewende“, um ihre Ziele zu erreichen. „Wir sind aber dran“, sagte Bienhüls und verwies auf das frisch gestartete Projekt der interkommunalen Wärmeplanung des Landkreises. Außerdem werde es sich positiv auswirken, wenn voraussichtlich im kommenden Jahr das Rathaus ans Wärmenetz angeschlossen werde. „Wir können da noch nachlegen“, sagte Bienhüls.

Apropos Rathaus: „Unsere Zahlen werden ganz anders aussehen, wenn es saniert ist“, betonte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic bezüglich des mit Abstand größten CO 2-Emittenten in der Stadt. Gleichwohl müssten dafür insbesondere bezüglich der zu erwartenden Kosten „ganz dicke Bretter“ gebohrt werden.

„Wir lassen die Gebäude oft sehr lange stehen, und irgendwann ist der Druck enorm groß. Hier habe ich ein schweres Erbe angetreten“, beklagte Neuhöfer-Avdic zudem bezüglich der Sanierungsgeschwindigkeit und nannte die marode Fridolinschule als Beispiel. Diese war sogar vorübergehend geschlossen worden, weil der Brandschutz nicht mehr gewährleistet war und Ziegel vom Dach auf den Schulhof fielen.

Über die geplanten energetischen Zielwerte für städtische Gebäude in den kommenden Jahren bis 2025 berichten wir noch.

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