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Lörrach Große Ziele, hohe Kosten

Kristoff Meller
Eine Radfahrerin auf dem neuen Radstreifen in der Bergstraße Foto: Kristoff Meller

„Fahrradstrategie 2025+“ der Stadt als Grundlage für detailliertere Planungen vorgestellt. Zwölf Millionen Euro für Umsetzung bis 2030 benötigt.

Lörrach - Die „Fahrradstrategie 2025+“ wurde am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt, der erstmals im Burghof tagte. Diese ist Grundlage für detailliertere Planungen und die Beantragung von Fördermitteln. Doch obwohl es zahlreiche Fördertöpfe gibt, sind für die Umsetzung der umfangreichen Maßnahmen bis 2030 rund zwölf Millionen Euro an Eigenmitteln nötig.

„Jetzt wird es teuer, das ist unsere Nachricht“, erklärte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic und stellte die Herausforderungen bildlich dar: „Das ist ein richtig dickes Brett, aber wenn wir nicht anfangen zu bohren, werden wir nie unten ankommen.“ Sie betonte: „Das sind unsere grundlegenden Überlegungen, wir beschließen heute keine Maßnahmen.“

Zuvor hatte Lukas Riesterer vom Fachbereich „Straßen, Verkehr, Sicherheit“ die Strategie, das Mobilitätsverhalten der Lörracher sowie die schon umgesetzten Investitionen der vergangenen Jahre präsentiert. So wurden seit 2016 1,5 Millionen Euro für 40 Projekte und Maßnahmen zur Radverkehrsförderung ausgegeben. „In den kommenden fünf Jahren möchten wir noch mehr für den Radverkehr erreichen“, sagte Riesterer.

Ziel: Radanteil von 17 auf 30 Prozent erhöhen

Um die Ziele der 2019 einstimmig beschlossenen Velooffensive umzusetzen und den Radanteil am Gesamtverkehrsaufkommen von derzeit 17 bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern, seien viele Maßnahmen notwendig. Vorgesehen ist beispielsweise eine „durchgängige, sichere und schnelle Nord-Süd-Achse“ inklusive eines Bypasses der Innenstadt: „Der Weg muss so attraktiv sein, dass es uns gelingt, den Transit-Radverkehr aus der Fußgängerzone zu bekommen“, erklärte Riesterer.

Außerdem sind der Ausbau der Ost-West-Querungen, der Radschnellweg auf der Pendlerroute Ost, eine bessere Anbindung von Zentren und Ortsteilen sowie neue Mobilitätspunkte vorgesehen. Dazu spielen die Themen Sicherheit und Komfort eine Rolle.

Optimierung der Pendlerroute West entlang der Wiese

Ein aufwendiges Projekt ist die Optimierung der Pendlerroute West entlang der Wiese. Den 9,1 Kilometer langen Abschnitt teilen sich aktuell Fuß- und Radfahrer, teilweise mit zusätzlichem motorisierten Anliegerverkehr, führte Riesterer aus. Um diesen „leistungsfähig und sicher auszubauen“, sei eine Trennung von Rad- und Fußverkehr durch einen breiteren Querschnitt vorgesehen. Dem Radverkehr stünden danach vier Meter zur Verfügung, der Fußweg wäre 2,5 Meter breit.

Dieser Ausbau ist sehr aufwendig, wie Riesterer erläuterte, da beispielsweise beim „Hasenloch“ in den Hang und den Baumbestand eingegriffen werden müsse. Eine erste Grobkostenschätzung hat allein für dieses Vorhaben laut Riesterer Baukosten von etwa 12,5 Millionen Euro ergeben.

Gesamtkosten von rund 25 Millionen Euro

Für die Erreichung aller Ziele erwartet die Stadt bis 2030 Gesamtkosten von rund 25 Millionen Euro. „Die Fördermöglichkeiten sind aber sehr gut“, sagte Riesterer, der mit Zuschüssen von 50 bis 60 Prozent rechnet. Der Eigenanteil liege somit bei rund zwölf Millionen Euro. Außerdem sei „eine fachbereichsübergreifende und koordinierte Radverkehrsplanung mit Budget sowie Personal unter Einbezug der Anspruchsgruppen“ vorgesehen.

„Es gibt einen Beschluss zur Velooffensive, und wir wollen die Verkehrswende, das kostet letztlich Geld“, kommentierte Gerd Wernthaler (Grüne). Bislang sei die Infrastruktur unzulänglich, um „das große Potenzial des Radverkehrs abzuschöpfen“. „Wir wollen, dass das Velo das wichtigste Verkehrsmittel in der Stadt wird, dafür brauchen wir mehr Platz, den wir in den vergangenen Jahrzehnten großzügig dem Auto zugesprochen haben.“ Sein Fraktionskollege Fritz Böhler sprach sich für ein „mutigeres Vorgehen und mehr Experimente“ aus.

„Zwölf Millionen Euro, da darf man schon mal schlucken“, sagte hingegen Bernhard Escher (CDU). „Natürlich wollen wir diese Maßnahmen, aber haben wir denn die Mittel dafür“, fragte er. Außerdem vermisste Escher ein „Mitspracherecht“ der Politik und eine Information des Rates, bevor Maßnahmen wie jüngst in Brombach (wir berichteten ausführlich) umgesetzt werden.

Escher vermisst Neutralität der Verwaltung

Escher sprach sich zudem dafür aus, den Gesamtverkehr zu betrachten und mit Einzelmaßnahmen bis dahin zu warten. Neuhöfer-Avdic verwies hingegen auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), dessen Erarbeitung im Juli beginnen soll: Der Radverkehr sei dabei ein „starker Vorstrang“. Eschers Kritik, die Neutralität der Verwaltung sei beim Radverkehr „sichtbar nicht mehr gegeben“, wies sie hingegen deutlich zurück.

Lob für die Ziele gab es von Christiane Cyperrek (SPD): „Wir müssen in das Thema einsteigen.“ Allerdings sieht auch sie Probleme bei den Finanzen („fundamentale Maßnahmen sind teuer“) und dem benötigten Personal. „Wir haben einstimmig beschlossen, dass wir den Radverkehr fördern wollen, das sind die richtigen Vorschläge dafür“, sagte Matthias Lindemer (Freie Wähler). Und auch Matthias Koesler (FDP) gab ein klares Bekenntnis zum Ausbau des Radverkehrs ab. Zudem sprach er sich für mehr Rücksicht aus, um Konflikte mit Fußgängern zu minimieren.

Kommentar: Investitionen in Velowende

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