Lörrach Grundstein für bezahlbaren Wohnraum in der Nordstadt gelegt

Gabriele Hauger
Handarbeit – Maßarbeit: Bei der Grundsteinlegung (v.l.) die Architekten Marc Lösch und Udo Lay, Oberbürgermeister Jörg Lutz, Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic und Wohnbau-Chef Thomas Nostadt. Foto: Gabriele Hauger

Hier werden um die 500 Menschen künftig leben. Mit der Grundsteinlegung des neuen Wohnbau-Quartiers soll eine neue Mitte entstehen. Was das bedeutet.

Direkt vor der neuen Herzkammer der Nordstadt mit Blick auf die Baustelle an der Wintersbuckstraße stand ein strahlender Thomas Nostadt. Der Wohnbau-Geschäftsführer begrüßte am Mittwoch die Gäste zur Grundsteinlegung am kleineren der beiden Gebäudefelder. Es ist das größte Bauprojekt in der fast 70-jährigen Geschichte der Wohnbau.

Die Fakten

97 Millionen Euro werden hier auf einer Fläche von 17  400 Quadratmetern investiert. 224 Wohnungen werden gebaut, davon sind 139 öffentlich gefördert. Hinzu kommen zwei Senioren-WGs mit 24 Wohnplätzen und ein Gemeinschaftszentrum. Doch soll hier mehr als „nur“ Wohnraum entstehen. Der Lebensmittelmarkt Rewe zieht ein, ebenso ein Café mit Bäckerei, ein Arzt und ein Fahrradladen.

Die ursprünglichen Häuser entsprachen längst nicht mehr den heutigen Wohnansprüchen. Das Areal wurde um Straßenflächen und angrenzende Restgrundstücke so ergänzt, dass die Wohnfläche nahezu verdreifacht werden konnte.

So soll es einmal aussehen Foto: Gabriele Hauger

Dramatische Lage beim Bau

Doch wie konnte dieses ambitionierte Großprojekt realisiert werden, in einer Zeit, da der Wohnbau fast zum Erliegen komme, fragte Nostadt in die Runde. Schließlich seien die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau derzeit toxisch: Baupreise, Inflation, hohe Standards und Zinsen, überbordende Bürokratie, zu wenig staatliche Unterstützung und Förderchaos nannte der Wohnbau-Chef als Hemmnisse. Die Lage sei geradezu dramatisch, aber; „Wir bauen!“.

Das Plus der Wohnbau

Nostadt führte dafür vier Gründe an. Zum einen gehörten der Wohnbau die Grundstücke weitgehend. Zum anderen sei das Timing gut gewesen, quasi auf den letzten Drücker konnten Fördermittel generiert werden. Außerdem könne die Wohnbau Lörrach auf ihre wirtschaftliche Stärke bauen. Wesentlich sei auch die Unterstützung der Stadt. Geräuschlos konnten so beispielsweise die bisherigen Mieter andernorts Wohnraum finden.

Die Zeitkapsel wird von Thomas Nostadt, dem Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic gefüllt – auch mit der Tageszeitung. Foto: Gabriele Hauger

In nur zweieinhalb Jahren habe man Wettbewerb, Verfahren, Genehmigungen und Fördermittel hinbekommen und alle Hürden überwunden, so Nostadts Fazit. Seinen Dank richtete er auch an die „zwei tollen Architekturbüros“ K9 aus Freiburg und Thoma.Lay.Buchler aus Todtnau, die gemeinsam den Wettbewerb gewonnen haben und jeweils ein Baufeld übernehmen. Lob gab es auch für die Planungsteams und die eigenen vier Bauleiter, die „in schöner Konkurrenz“ all ihre Energie in das Bauprojekt steckten. Zudem sei mit dem Rohbau-Unternehmen Schleith ein toller Kooperationspartner gefunden.

Der Oberbürgermeister

Oberbürgermeister Jörg Lutz lobte die Wohnbau und deren Chef anschließend als Glücksfall für die Stadt und verglich Nostadt mit einem wagemutigen Kapitän, der die begehrteste Ware überhaupt – bezahlbaren Wohnraum – nach Lörrach bringe. Wichtig sei die städtebauliche Qualität des neuen Quartiers, das eine deutliche Aufwertung erfahre. Er prognostizierte für die neue Mitte eine ähnlich positive Entwicklung wie dies in Tumringen erfolgt sei.

Die Baustelle Foto: Gabriele Hauger

Die Architekten

Zwei Architekturbüros hatten jeweils den ersten Preis des europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs gewonnen. Die Freiburger K9 Architekten bebauen das Baufeld Wintersbuckstraße. Marc Lösch freute sich auf die „neue echte Mitte“ eines Stadtteils, der nun deutlich aufgewertet werde. „Wir wollten viele Wohnungen, und so wird etwas höher und kräftiger gebaut“, erläuterte er. Wichtig seien aber auch öffentliche und private Bereiche für die Mieter sowie die Nahversorgung. Udo Lay sprach für das Büro Thoma.Lay.Buchler, das an der Haagener Straße übernimmt. Er gab amüsante Einblicke in den Alltag eines Architekturbüros. Und lobte die Wohnbau für die Ausrichtung von Wettbewerben: „Das sichert Qualität.“ Sozialer Wohnbau sei enorm wichtig, um den sozialen Frieden zu wahren.

Nun wurde zur Tat geschritten: der Grundsteinlegung. In die zuvor gefüllte Zeitkapsel kamen Euros, Baupläne und die Tageszeitungen. Mit Enthusiasmus wurde gespachtelt und geklopft – voller Vorfreude auf die „Neue Mitte Nordstadt“.

Info

Wohnungen
224 Wohnungen entstehen, 139 sind öffentlich gefördert; zudem gibt es zwei Senioren WGs, Gästehaus-Appartment, Gemeinschaftszentrum, Bäckerei, Supermarkt, Arztpraxis, Fahrradladen und Car-Sharing.

Daten
Geplant ist die Fertigstellung für 2025/26; geplant sind ein Mieterstrommodell und Photovoltaik; Effizienzhaus: 40 NH; die Nutzfläche beträgt 1 900 Quadratmeter.

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