Lörrach Gut für die Schüler und die Umwelt

Bernhard Konrad

Campus: Das Schülercafé Kamel-ion arbeitet seit Februar mit einem Mehrwegpfandsystem

Lörrach - Das Schülercafé Kamel-ion bietet seine täglich frisch zubereiteten Speisen neuerdings in einem Mehrwegpfandsystem an. Das ist praktisch für die Schüler und gut für die Umwelt.

„Wir sind motiviert ins neue Jahr gestartet und haben zum Februar das ’rebowl/recup-System’ eingeführt“, sagt Kamel-ion-Leiterin Sibylle Burkart im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Pandemie-Bedingungen

Die Pandemie hat auch die Oase auf dem Campus Rosenfels vor Herausforderungen gestellt. Nach unsteten Phasen mit Lockdown und Teilöffnung ist die Einrichtung aber seit Schuljahresbeginn wieder regulär geöffnet. Normalität habe sich gleichwohl noch nicht eingestellt, sagt Burkart: Sämtliche Speisen werden ausschließlich zum Mitnehmen angeboten. Und was das Haus eigentlich ausmacht: Das bunte, lebendige Miteinander der Schüler ist noch immer nicht möglich.

Der Verpackungsmüll

„Das To-go-Thema“, so Burkart, werde immer wieder im Team erörtert. Manche Snacks seien nun mal verpackt, daran lasse sich nichts ändern. Gleichwohl stelle sich die Frage, wie viel Verpackungsmüll vertretbar ist. In diesem Zusammenhang sei sie auf das „rebowl/recup-System“ gestoßen. Damit könne nun über kleine Speisen hinaus ein warmes Essen oder Salate angeboten werden. Es sei einfach zu handhaben und ebenso einfach zu finanzieren.

Das Pfand-System

Das Prinzip: Schüler erwerben für fünf Euro eine stabile Plastikschale samt Deckel. In dieser wird das Tagesessen zum Preis für 4,50 Euro gereicht. Die Kinder und Jugendlichen können ihre Mahlzeit im Klassenzimmer oder im Freien einnehmen. Bei der Rückgabe erhalten sie den Pfandbetrag zurück. Sollte die Schale nicht abgegeben werden, ist das kein Schaden – mit den fünf Euro ist sie bezahlt. Massiv beschädigte Bowls werden nicht zurückgenommen. Nach dem gleichen Prinzip wird auch ein Becher für einen Euro angeboten.

Bislang habe sie die neue Offerte noch nicht offensiv beworben, sagt Burkart. Das Team wollte zunächst Erfahrungen sammeln: Welche Speisen eignen sich gut für die Schale? Welches Essen wird von den Schülern nachgefragt? Erste Rückmeldungen seien ermutigend.

Die Finanzierung

Rund 1000 Euro hat das Kamel-ion aus Eigenmitteln in das neue Kunststoffgeschirr investiert. Das Unternehmen „reCup“ wiederum finanziert sich nach eigenen Angaben über eine Gebühr, die Kooperationspartner monatlich entrichten: Beim Kamel-ion sei mit 20 bis 30 Euro im Monat zu rechnen, sagt Burkart. Als soziale Einrichtung werde des Café ein Rabatt gewährt.

Die Vorbildfunktion

Die Einführung des Systems war zum einen Ergebnis einer Debatte über die möglichst praktikable Handhabung eines Tagesessens. Andererseits, so Burkart, habe das Kamel-ion „eine gewisse Vorbildfunktion“ mit Blick auf Nachhaltigkeitsfragen. Der schonende Umgang mit Ressourcen müsse im Alltag beginnen.

Sollte sich das System etablieren, könnte es künftig auch bei Normalbetrieb als parallel laufendes „To-go- Angebot“ aufrecht erhalten werden.

Das digitale Bestellsystem

Darüber hinaus beschäftigt sich das Kamel-ion seit einiger Zeit mit den Optionen für ein praktikables digitales Bestellsystem für das Mittagessen. Es habe schon den ein oder anderen viel versprechenden konzeptionellen Anlauf hierfür gegeben, insbesondere mit Unterstützung des Vereins der Freunde des Hans-Thoma-Gymnasiums, betont Burkart. Indes habe sich gezeigt, dass die Tücken der Umsetzung im Detail liegen. Gleichwohl, so Burkart, werde weiter an einer Lösung gearbeitet.

Organisatorische Herausforderung fürs Kamel-ion

Die Pandemie bleibt für die Organisation des Kamel-ion eine Herausforderung. „Die Arbeitsbereiche verändern sich“, sagt Sibylle Burkart, ehrenamtliche Leiterin des Schülercafés auf dem Campus Rosenfels. Zum Team zählen derzeit sechs Frauen, die in „Midi-Jobs“ – rund zwölf Stunden die Woche – für das Café arbeiten. Zudem engagieren sich nach wie vor punktuell einige Bürger ehrenamtlich für die Einrichtung.

Eine „wichtige Säule“, so betont Burkart, bildet das „Jahresteam“: drei bis vier Mitarbeiter, in der Regel junge Leute, die ihr „Freiwilliges soziales Jahr“ oder den Bundesfreiwilligendienst im Kamel-ion absolvieren. Sie befinden sich in der Phase zwischen Schule und Studium oder Berufswelt.

Übrigens: Das Kamel-ion nimmt für die Zeit ab dem kommenden Herbst noch Bewerbungen für ein „Freiwilliges soziales Jahr“ oder das Engagement im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes entgegen.

Das System

Die reCup GmbH wurde 2016 von Fabian Eckert und Florian Pachaly gegründet. Deutschlandweit hat das Unternehmen mit seinem Mehrwegsystem im To-go- Bereich ein flachendeckendes Pfandnetz mit mehr als 10 600 Ausgabe- und Rückgabestellen aufgebaut.

Das System wurde mit dem „Blauen Engel“ vom Umweltbundesamt in der Kategorie „Ressourcenschonende Mehrwegbechersysteme” zertifiziert. Nachdem die Schalen und Becher wieder aus dem Pfandsystem ausscheiden, können sie zu 100 Prozent recycelt werden. Quelle: reCup GmbH

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