Lörrach Gut gelaunt die Welt verbessern

Regine Ounas-Kräusel

Benefizkonzert: Band „Wasser & Strom“ spielt im Alten Wasserwerk für selbstverwaltete Jugendzentren.

Lörrach - Die Band „Wasser & Strom“ sorgte am Freitag im Alten Wasserwerk mit einer wilden Mischung aus Ska, Punk und Liedermachersound für Stimmung. „Wasser & Strom“ kam auf ihrer Benefiztournee „Eine Million gegen Rechts“ nach Lörrach. Die Band will eine Million Euro Spenden für gefährdete selbstverwaltete Jugend- und Kulturzentren in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sammeln. Man wolle die Jugendlichen dort nicht den rechten Rattenfängern überlassen, sagte Sänger und Frontmann Heinz Ratz.

Das Konzert war beides – gut gelaunte Party sowie ein Zeichen gegen Rechts und für eine offene Gesellschaft. Mit wilden, verzerrten, aber auch melodisch-schönem Gitarrensound, mit druckvollen Rhythmen von Schlagzeug und Bass brachte die Band die Konzertbesucher schnell zum Tanzen. Viele hatten sich schon beim Auftritt von Rapper Danoop aus Rheinfelden warm getanzt. Zu harten Beats federte und tanzte der Nigerianer und lockte die Menschen mit dem Stakkato seiner Songs aus der Reserve.

Heinz Ratz von „Wasser und Strom“ warb in seinen Liedern für eine menschliche Welt, in der auch die Außenseiter eine Chance haben. Rotzfrech ätzte er gegen diejenigen, die diese Welt bedrohen.

Der Song „Leisetreter“ war eine pointierte Attacke auf maßlose Firmenbosse, auf all die Moralapostel und allzu besorgten Bürger, die sich um eine menschliche Gesellschaft nicht scheren. In einem anderen Lied ermutigte er dazu, verletzlich zu bleiben und die Lust am Leben nicht zu verlieren, denn die Faschisten forderten vor allem eins – Härte gegen andere und gegen sich selbst. „Jede Band, die Freude verursacht, ist eine politische Band“, rief er. „Denn nur gut gelaunt kann man die Welt verbessern.“

Mischung aus Party und Politik kommt an

Ein bunt gemischtes Publikum – jüngere und ältere Leute – tanzte ausgelassen. Viele Tänzer kamen von den Infoständen im Foyer. Dort warben lokale Gruppen für eine bunte, offene Welt. Die Evangelische Bezirksjugend zeigte die Ausstellung „Gesicherter der Flucht“ mit Schicksalen von Flüchtlingen von heute und aus der Zeit nach dem Krieg.

Sonja Summ warb für die Vielfaltcafés des Stadtjugendrings. Ihm mache die Politik einfach Spaß, weil er dabei so viele verschiedene Menschen treffe, sagte der 16-jährige Thomas Böhringer von den Jusos. Sie seien spontan vorbeigekommen, weil ihnen die Mischung aus Party und Politik gefallen habe, erzählte ein junges Paar.

„Die Demokratie ist in manchen Regionen gefährdet“, warnte Heinz Ratz auf der Bühne. Mit dem Liedermacher Konstantin Wecker hat er daher das Büro für Offensivkultur gegründet.

Das Büro will Musiker und Kulturschaffende vernetzen und als Unterstützer mobilisieren, falls Menschen irgendwo ein Zeichen gegen Rechts setzen wollen.

Während der Tournee „Eine Million gegen Rechts“ hat „Wasser & Strom“ bisher 35 000 Euro gesammelt. Damit unterstützen die Musiker ein Jugendzentrum in Thüringen, das ohne teuren Brandschutz keine Konzerte mehr geben könne.

Unterstützung für selbstverwaltete Jugendzentren

In einem Jugendzentrum in Sachsen bezahlen sie für zwei Monate den gekündigten Sozialarbeiter. Selbstverwaltete Zentren, in denen eben auch Jugendliche mit bunten Haaren und einer kritischen Meinung aus und ein gingen, seien nicht überall beliebt – „vor allem bei Rechten wie der AfD nicht“, sagte Ratz. Würden sie verschwinden, wären die Jugendlichen den rechten Rattenfängern ausgeliefert.

Kritisch merkte Ratz an, dass seine Band vor dem Konzert Kirchen, Gewerkschaften und andere Institutionen in Lörrach um eine Spende gebeten habe – leider vergeblich. Mit fröhlichen Latinrhythmen von „Atole Loco“ klang der Abend aus.

Afghanische Männer boten ein köstliches Reisgericht an.

Gemeinsam mit Konstantin Wecker gründete Heinz Ratz das „Büro für Offensivkultur“, eine musikalische Eingreiftruppe für Menschlichkeit und Demokratie. Mit 100 Konzerten in 100 Städten will er eine Million Euro für selbstverwaltete Jugendzentren in Sachsen, Brandenburg und Thüringen sammeln. Grund: Er sieht sie durch rechtspopulistische Parteien in Landtag und auf kommunaler Ebene in ihrer Existenz bedroht.

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