Lörrach Heilendes Brauchtum

Die Oberbadische
Gemeindereferentin Helga Bing in der Kräuterausstellung im BonifatiusgartenFoto: Nils Straßel Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: Katholische Kirchengemeinde stellt Kräuter zu Mariä Himmelfahrt vor

Von Johanniskraut bis Rosmarin: 50 verschiedene Heilkräuter und Gewächse mit symbolischer Bedeutung werden heute im Garten der Lörracher Bonifatiusgemeinde ausgestellt. Nach Mariä Himmelfahrtstradition binden Frauen der Pfarreien am Freitagmorgen Kräutersträuße, die dann im abendlichen Gottesdienst gesegnet und an die Besucher verteilt werden.

Von Nils Straßel

Lörrach. „Schon seit dem sechsten Jahrhundert gibt es in der katholischen Kirche diesen Brauch“, erklärt Gemeindereferentin Helga Bing im Gespräch mit unserer Zeitung am Mittwoch. Seine Ursprünge habe er allerdings schon viel früher als heidnische Tradition, die vom Christentum übernommen wurde.

Kräutergebinde gehen an Gottesdienstbesucher

Die Menschen damals seien sich über die heilende Wirkung vieler Kräuter bewusst gewesen und hätten ihnen seinen symbolischen Wert zugeschrieben. So erfährt man auf den Infotafeln der Ausstellung beispielsweise, dass Rosmarin, welches in der Antike der Liebesgöttin Aphrodite geweiht war, auch heute noch als Liebessymbol in Brautsträußen auf christlichen Hochzeiten verwendet wird. „Es ist spannend zu sehen, wie sich die Bedeutung der Pflanzen über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat“, sagt Bing begeistert.

In einer Marienlegende heißt es, dass nach der Auferstehung Marias nur noch Kräuter und Blüten in ihrem Grab zu finden waren. Aus diesem Grund werde die Kräuterweihe im Christentum mit dem Feiertag zur leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel verbunden.

„Unsere Vorfahren haben die gebundenen und gesegneten Sträuße zum Schutz in ihren Häusern aufgehängt oder für besonders schlimme Erkrankungen aufgehoben. Zum Teil passiert das auch heute noch“, erklärt Bing. Gab es damals noch strikte Normen, wie Sträuße zu binden seien, so ist der Vorgang heute eher ungeregelt. „Früher musste die Anzahl der Sträucher je nach Region eine bestimmte heilige Zahl wie drei, sieben, zwölf oder ein Vielfaches davon sein. Außerdem waren die zu verwendenden Kräuter meistens festgelegt, um eine ausgewogene Mischung zu gewährleisten. Heute sind wir davon abhängig, welche Kräuter von den Frauen zum Binden mitgebracht werden.“

Wie in jedem Jahr werden die angefertigten Sträuße im Gottesdienst gesegnet und an die Besucher verteilt. Am Freitagabend um 18.30 Uhr findet die diesjährige Messe, die von Pfarrer Thorsten Becker geleitet wird, sogar draußen im Bonifatiusgarten statt, „um die Atmosphäre der ausgestellten Kräuter mitzunehmen“, wie Bing erklärt. Bei schlechtem Wetter würden Ausstellung und Gottesdienst nach nebenan in die St. Bonifatiuskirche ausweichen.

Grund dafür und für die Ausstellung an sich ist laut Bing die aktuelle Corona-Pandemie: „Durch unsere Blumenteppich-Aktion an Fronleichnam haben wir gemerkt, wie sehr es den Menschen fehlt, die Kirche zu besuchen. Durch diese Ausstellung wollten wir einen Anlass dazu geben und finden, dass die Heilungsthematik dieses Festes perfekt dazu passt.“

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