Lörrach Hier  schlägt das Herz des Museums

Die Oberbadische

Frage nach Zukunft des Museumsdepots: Dort lagern 50 000 Exponate / Wertvolles Kulturgut erhalten

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Die wenigsten Lörracher wissen, dass in den Tiefen des unscheinbaren Gebäudes an der Brombacher Straße wahre Schätze schlummern. Denn dort befindet sich das Museumsdepot mit rund 50 000 Exponaten. „Hier schlägt sozusagen das Herz des Museums“, sagt dessen Leiter Markus Moehring. Doch das Gebäude weist zusehends bauliche Mängel auf. Nun gilt es, rechtzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Grund dafür ist der Zustand des nicht-städtischen Baus, in dem einst Milka-Schokolade gelagert wurde. Immer wieder gab es in den letzten Jahren Probleme: Diese reichten vom Schimmelbefall über die Asbestproblematik, die immer noch nicht vollständig gelöst ist – trotz aufwändiger Sanierungsmaßnahme. Notdürftige Reparaturen würden zwar vorgenommen, so Moehring.

Funktionaler Neubau wäre wünschenswert

Doch ihm geht es darum, eine langfristige Perspektive zu schaffen. „Die beste und kostengünstigste Lösung wäre ein rein funktionaler Neubau“, so der Museumsleiter. Diesen Weg haben auch andere Städte, beispielsweise Freiburg, gewählt. Auf Seiten der Stadt Lörrach stößt er dabei durchaus auf offene Ohren. So sieht auch der Fachbereichsleiter „Kultur“, Lars Frick, den jetzigen Zustand als keine gute und langfristige Lösung an. „Schließlich ist das ein Kellerraum, eine alte Fabrikhalle.“ Ein entsprechend ausgelegter Neubau wäre auch für ihn wünschenswert, ein Projekt, das allerdings angesichts aktueller Großprojekte in der Stadt sicher nicht kurzfristig auf der Tagesordnung stehen könne.

Zahlen und Fakten unterstreichen die Bedeutung des Depots. Immerhin 95 Prozent der gesamten Sammlung lagern hier auf 1400 Quadratmetern, einer Fläche, die so groß ist wie das gesamte Museum. Hier ist das Hauptarbeitsfeld der Mitarbeiter, das in der Inventarisierung, Konservierung und Restaurierung der Objekte besteht. Und natürlich wird zu jeder Ausstellung – wie aktuell bei Laeuger – auf die Bestände des Depots zurückgegriffen. Nur dann kommen die Objekte aus dem Verborgenen sozusagen ins „Schaufenster Museum“.

Wer glaubt, in den Kellerräumen staubten viele alte Gegenstände vor sich hin, der irrt gewaltig. Die Sammlung ist bemerkenswert. Schwerpunkte liegen auf der Drei-Länder-Geschichte, vor allem aus dem 19. und 20. Jahrhundert, inklusive Grenzentwicklung und Burg Rötteln. Weitere Hauptbereiche der Sammlung sind die regionale, südbadische Kunstgeschichte und natürlich Hebel. In meterlangen Regalen lagern Stoffe und Dokumente, Kunstwerke und Alltagsgegenstände, Uniformen, Trachten oder Plakate und vieles mehr.

Wissenschaftler, Fotografen, Ausstellungsmacher von anderen Häusern, Doktoranden, Forscher – sie alle greifen immer wieder auf das Depot zurück, das inzwischen von Arne Gentsch verwaltet wird. Aber auch Privatpersonen kommen in die weitläufigen Kellerräume – natürlich nur mit voriger Anmeldung. Die Bandbreite der interessierten Laien ist dabei groß, erzählt Moehring: Das können Hebel-Fans oder Trachtenvereinsmitglieder sein, Schüler oder Laeuger-Spezialisten, Helme-Sammler oder Kunstliebhaber. Obwohl solche Besuche für die Museumsmitarbeiter natürlich stets Arbeit bedeuten, sieht der Museumsleiter es als großes Ziel, das Depot öffentlich zugänglich zu machen. Dabei können sich Interessierte zunächst online kundig machen, bei größerem Wissensdurst in der internen Datenbank recherchieren und gegebenenfalls eben auch vor Ort. Damit das alles möglich ist, braucht es natürlich eine digitale Erfassung des Depotbestands. Daran wird seit 20 Jahren gearbeitet, so Moehring. Pro Objekt braucht ein Mitarbeiter im Schnitt eineinhalb Stunden, um dieses zu erfassen, zu fotografieren, zu kontrollieren und zu verschlagworten, damit man es im Internet auch leicht finden kann. Diese wissenschaftliche Aufarbeitung ist ein enormer Arbeitsaufwand, der unter der Federführung von Sammlungskuratorin Ulrike Konrad bewältigt wird. Fast zwei Drittel der Objekte sind derzeit intern inventarisiert, rund 7000 online einsehbar. Es gibt also noch viel zu tun.

Wie wichtig solche Arbeit ist, zeigt auch die Tatsache, dass in früheren Jahren so manches Objekt unwiederbringlich verloren ging. Vor der Unterbringung in der Brombacherstraße war die reichhaltige Museumssammlung über mehrere Häuser verteilt. So manches Kunstwerk, mancher Stoff, manche Figur nahm dadurch Schaden.

Mit den Objekten müsse sensibel umgegangen werde, betont Moehring. Das bedeutet auch im aktuellen Depot konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Lichtschutz, regelmäßige Kontrollen nach Motteneiern und anderen Schädlingen. „Wenn wir beispielsweise Holzwürmer entdecken, ist Alarmstufe Rot. Da muss sofort isoliert oder begast werden, sonst können unsere mittelalterlichen Holzfiguren zerstört werden“, erläutert der Museumsleiter.

95 Prozent der Objekte lagern im Depot

„Wir brauchen künftig einen guten Ort für die Sammlung, der auf Jahrzehnte trägt“, so Moehring. Die bislang angedachten Lösungen trugen allesamt nicht. Und auf die einstige Planung, die Sammlung in einem extra zu bauenden zweiten UG des Burghofs unterzubringen, wurde damals aus Kostengründen verzichtet. Ein funktionaler Neubau oder eine umfassende Renovierung des jetzigen Standorts wären aus Museumssicht notwendig. „Die Hauptsache ist, dass dieses einzigartige Kulturgut für nachfolgende Generationen erhalten bleibt.“

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