Lörrach Hörenswerte und gefühlvolle Stimme

Die Oberbadische
inen Abend voll Melancholie und verträumter Romantik bescherte die aus Offenburg stammende Musikerin Anne Pe im Nellie Nashorn. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Konzert: Die Singer/Songwriterin Anne Pe tritt im Lörracher Nellie Nashorn auf

Von Gerd Lustig

Zugegeben, es war nicht die ganz große Nummer, als Singer/Songwriterin Anne Pe dieser Tage im Nellie Nashorn ein Gastspiel gab. Nur ihre Gitarre und ihre Stimme, mehr hatte diese Musikerin aus Offenburg nicht dabei. Und nicht gerade spektakulär, aber hörenswert, zugleich gefühlvoll und allemal sehr bekömmlich, so kam die Musik an diesem entspannten Abend daher.

Eine zarte, helle Stimme, die mitunter ein wenig zerbrechlich wirkt, dazu die klaren Gitarrenklänge, das ist es, was an diesem Nellie-Abend angesagt ist. Vor allem aber: Mehr als nur ein Hauch Melancholie und verträumter Romantik lagen bei diesem Konzert in der Lörracher Kult- und Kulturkneipe in der Luft. Gitarre und ihre Stimme, mehr hatte diese Anne Pe nicht dabei. Und die Sängerin bescherte daher einen eher besinnlichen, aber durchaus ansprechenden Abend. Das zumeist schon etwas ältere Publikum genoss den Auftritt und spendete zwischendurch und vor allem am Schluss reichlich Beifall. Es ist alles in allem eine gefühlvolle Mischung aus mystischen und persönlichen Urbildern, die Anne Pe da auszeichnet. Wer von einer Welt der Obercoolness die Nase ein wenig voll hat, der war hier als Hörer gut aufgehoben. Bizarre Rhythmuswechsel werden von einem impulsiven, roten Faden durchzogen. Der Fuchs, beispielsweise in dem Song „Feuerfuchs“ besungen, zeigt sich mit vielen Facetten – als farbauffälliger Tarnungskünstler und tierischer Seelenbegleiter ist er Sinnbild für charakteristische Stärke und für das Wissen darum, wann es die innere und die äußere Welt zu schützen oder zu zeigen gilt.

Die Folk-getränkten Songs von Anne Pe transportieren etwas von der Atmosphäre jener Zeit von Joan Baez oder Tracy Chapman sowie auch von Suzanne Vega oder Sinead O’Connor.

Mit 21 zog die heute 41-Jährige nach neun Monaten Reisen und Arbeiten in Australien Ende der 90er Jahre nach Berlin. Sieben Jahre blieb sie dort – lange genug, um erste eigene Songs zu schreiben, als Straßenmusikerin mit ihrer Gitarre durch Ostberliner Kneipen zu tingeln, ein paar Demos aufzunehmen und eine Ausbildung zur Musiktherapeutin zu machen, einen Beruf, den sie quasi als Berufung ansieht und dementsprechend gerne ausübt.

Vor allem dem Wald und der Berge wegen hat sie die Großstadtlichter wieder gegen die grünen Hänge Südwestdeutschlands eingetauscht, wo sie heute auch wohnt. Mit Blick auf den nahen Bergrücken und in sternenstillen Nächten webt sie an ihren schönen, zarten Songideen um uns in märchenhafte Sphären zu entführen. Ihre meist englischsprachigen Lieder handeln von tiefen, aufrichtigen Gefühlen, von Sehnsüchten und einer besonderen Sensibilität, die mal hoffnungsvoll, mal melancholisch, mal naturverbunden aufleuchtet. „Die einzige Alternative für mich, nicht in Nähe der Berge zu leben, wäre am Meer zu wohnen“, sagt sie. Kein Wunder also, dass sich in ihren Texten Metaphern wie Meeresleuchten und Ozeangrund finden und wir dazu aufgefordert werden, „Worte ins Wasser und in die Zeit zu schreiben“.

Im vergangenen Jahr erschien auch das erste große Album der sympathischen Musikerin. Und von diesem, das „Glowing Seas“ betitelt ist, spielt sie die meisten Songs in Lörrach.

Es ist ein authentisches Geflecht aus gebündelter Bildsprache, farbstarken Melodien und bestrickend schöner Klangwelt. Produziert hat es Chris Német. Und die Mixtur stimmt. Indie-Folk-anmutender Sound, wie grungige E-Gitarren, ohne dass die kraftvolle Poesie der Lyrics verdeckt werden: Das charakterisiert die Musik dieser Anne Pe.

Ein Song des Albums war im UK Songwriting Contest 2016 unter den Finalisten, fünf weitere landeten unter den Semi-Finals. Es könnte in Zukunft also durchaus sein, dass man von dieser Musiklady aus Offenburg noch Einiges hört.

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