Lörrach Hoffen auf das nächste Jahr

Guido Neidinger
 Foto: Guido Neidinger      

Kultur: Seit sechs Wochen Kinobetrieb im Cineplex unter Corona-Bedingungen / Nur 100 bis 120 Besucher pro Tag / Theaterleiter Victor Lazuk (Foto) kündigt attraktive Filme an

Nach der Corona-Pause hat das Lörracher Kinocenter Cineplex vor sechs Wochen den eingeschränkten Betrieb wieder aufgenommen. Guido Neidinger sprach mit Theaterleiter Victor Lazuk über das Kino in Corona-Zeiten.

Frage: Herr Lazuk, wie fällt ihr Fazit nach dem sechswöchigen Kinobetrieb in diesen außergewöhnlichen Zeiten aus?

LAZUK: Die Abläufe im Cineplex haben sich erstaunlich gut eingespielt. Auch die Gäste, die zu uns kommen, machen keine Probleme und halten sich vorbildlich an die Hygienevorgaben. Es funktioniert aber auch deshalb so gut, weil die maximale Zahl der Besucher nach den Vorgaben der Landesverordnung sehr begrenzt ist.

Frage: Wie viele Besucher lassen Sie denn pro Aufführung zu?

LAZUK: Aufgrund der geltenden Bestimmungen der aktuellen Landesverordnung dürfen sich maximal 35 Besucher pro Vorstellung im Saal befinden. Das heißt: Bei 140 Sitzplätzen ist nur etwa jeder vierte Platz besetzt. Die Abstände sind also sehr groß.

Frage: Bekommen Sie da nicht immer wieder Probleme, weil mehr Besucher ins Kino wollen?

LAZUK: Im Gegenteil: Sehr häufig erreichen wir die Zahl von 35 Besuchern pro Saal nicht einmal. Bisher kam es nur zweimal vor, dass wir einige Kunden wegschicken mussten, weil die erlaubte Höchstzahl der Gäste erreicht war. Selbst wenn jetzt die Abstandsregeln gelockert würden, hätten wir beim jetzigen Filmangebot vermutlich nicht mehr Besucher.

Frage: Welche Altersgruppe kommt denn derzeit vorrangig ins Kino?

LAZUK: Wir stellen fest, dass Kinder, Teenager und Familien kommen. Was uns weitgehend fehlt, ist das ältere Publikum, das schon einen großen Teil unserer Besucher ausmacht. In dieser Altersgruppe herrscht nach wie vor die größte Zurückhaltung. Uns fällt auf, dass wir seit etwa zwei Wochen wieder leicht rückläufige Besucherzahlen haben. Das hängt vermutlich mit den aktuell wieder steigenden Infektionszahlen bei den älteren Besuchern zusammen.

Frage: Wie sah es denn mit dem Filmangebot aus? War das attraktiv – auch vor dem Hintergrund, dass die Verleiher ja offenbar eine Reihe von Filmen aufgrund der Beschränkungen bislang zurückhalten?

LAZUK: Das ist richtig, mehrere Filme, die für das Frühjahr angekündigt waren, sind noch immer nicht auf dem Markt. Das gilt zum Beispiel für den neuen James-Bond-Film mit dem Titel „Keine Zeit zu sterben“. Dieser Film sollte schon im April anlaufen. Trotz dieser Ausfälle hatten wir aber ein interessantes Portfolio zusammengestellt. So haben wir einige cineastisch wertvolle Filme, die wir normalerweise im Union-Kino zeigen, ins Programm des Cineplex integriert.

Frage: Was haben Sie den Kinobesuchern im Herbst zu bieten?

LAZUK: Es werden in den nächsten Wochen einige interessante Filme anlaufen. Den Anfang macht „Tenet“. Es ist der erste Blockbuster, den wir zeigen können. Start ist am 26. August.

Frage: Das hört sich interessant an. Um welche Handlung dreht sich „Tenet“?

LAZUK: Bisher wird ein großes Geheimnis um den Inhalt dieses neuesten Films von Meisterregisseur Christopher Nolan gemacht. Man kann aber sicher sein, dass er in diesem Science-Fiction-Thriller mit seinem bisher größten Budget von 220 Millionen Dollar einen irrwitzig intelligenten Film gemacht hat, dessen Bilder und Geschichte einem den Kopf wegpusten.

Frage: Können Sie trotzdem etwas zur Handlung sagen?

LAZUK: So viel ist klar: „Tenet“ ist eine Geheimorganisation, die einen namenlosen Agenten – gespielt von John David Washington – rekrutiert, um die Welt vor demDritten Weltkrieg zu bewahren. Dabei dreht es sich um das Wesen der Zeit und das physikalische Konzept der Zeitumkehr-Invarianz. Der Filmtitel „Tenet“ ist ein Palindrom, also ein Wort, das vorwärts und rückwärts gelesen gleich lautet.

Frage: Ist es nicht erstaunlich, dass dieser Film zuerst in Europa seinen Weltstart hat und nicht in den USA, dem wesentlich wichtigeren Filmmarkt?

LAZUK: Ja, unter normalen Bedingungen würde dieser Film in den USA zuerst anlaufen oder auch zeitgleich in Europa in die Kinos kommen. Aber in den USA ist an Kinobetrieb aufgrund der hohen Infektionszahlen derzeit noch nicht zu denken. Offenbar hat das dazu geführt, dass der lange angekündigte Film nun doch bei uns in Deutschland zuerst gezeigt werden kann.

Frage: Erwarten den Lörracher Kinobesucher demnächst noch weitere cineastische Schmankerl?

LAZUK: Ja, auch der neue James Bond, der, wie bereits gesagt, im Frühjahr starten sollte, wird im Herbst bei uns anlaufen. Allerdings müssen sich die Bond-Fans noch etwas gedulden, aber am 12. November soll der Film aller Voraussicht nach in Deutschland die Kinos kommen. Ob weitere Verleiher sich daran und an „Tenet“ ein Beispiel nehmen, können wir ebenfalls noch nicht sagen. Viel wird davon abhängen, wie sich die Corona-Infektionszahlen entwickeln.

Frage: Wie bewertet denn Herr Schweikart als Unternehmer und Kinobetreiber die Situation?

LAZUK: Herr Schweikart ist schon jetzt der Meinung, dass wir dieses Jahr wirtschaftlich abschreiben können und müssen. Bei derzeit im Durchschnitt 100 bis 120 Besuchern pro Tag ist an ein wirtschaftliches Arbeiten nicht zu denken. Zum Vergleich: In Normalzeiten haben wir an einem Wochenende höhere vierstellige Besucherzahlen. Es bleibt also nur die Hoffnung auf das nächste Jahr, wenn es hoffentlich einen Impfstoff gibt und dieses Virus dann seinen Schrecken verliert.

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