^ Lörrach: Hohe Belastung im Wiesental - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Hohe Belastung im Wiesental

Die Oberbadische

Strahlenschutz: Baden-Württemberg treibt die Radonbewertung voran

Radon ist ein Edelgas und setzt Strahlung ab. Manche fürchten es, weil sie wissen, dass es konzentriert gefährlich sein kann, andere haben noch nie davon gehört. Am Dienstagabend waren etwa 60 Interessierte aus der Stadt und der Umgebung ins Landratsamt gekommen, um einen Vortrag über die Gefahren und den richtigen Umgang mit Radon zu hören.

Von Rolf Reißmann

Lörrach. Ausweichen kann niemand dem Einfluss von Radon, weil es nämlich aus dem Boden in die Atmosphäre gelangt. Für Lörrach und Umgebung ist seit langem bekannt, dass hier relativ viel Radon austritt, deshalb stand der Vortrag hier als vierter im Land weit vorn auf der Liste der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Das neu gefasste Strahlenschutzgesetz von 2017 legt neue Vorschriften für Erkundung der auftretenden Formen und der wirkungsvollen Bekämpfung fest. Strahlenschutzexperte Alexander Eisenwiener erläuterte die unterschiedlichen Belastungen, sie schwanken den gesamten Tag über, ebenso in den Jahreszeiten. Ursache für Radon ist das in den Gesteinen der Erdkruste eingelagerte Uran. In vierzehn Stufen zerfällt Uran, jede hat eine andere Halbwertzeit. Radon als sechste Stufe des Zerfallsprozesses zerfällt innerhalb von 3,825 Tagen zu Polonium 210.

Doch in dieser kurzen Bestandszeit hat Radon schädliche Wirkungen. Bei anhaltender Belastung kann Radon Lungenkrebs auslösen. Das Strahlenschutzgesetz legt einen Grenzwert von 300 Bequerel pro Kubikmeter Luft fest. „Wir sind gerade dabei, die regionale Belastung zu erfassen,“ beschrieb Eisenwiener. „Letztlich können wir aber nur eine Gefährdung für die Landkreise festlegen, nicht noch für einzelne Gebiete. Doch in den Kreisen kann es zu erheblichen Unterschieden kommen.“ Für unseren Kreis steht bereits jetzt fest, dass das Belchengebiet und das obere Wiesental sehr hohen Radonaustritt aufweisen, mit teilweise bis zu 300 000 Bequerel pro Kubikmeter Luft. Das untere Wiesental ist mäßig belastet, das Markgräflerland etwas stärker. Auf dem Dinkelberg, in und um Rheinfelden sind mit bis zu 20 000 Bequerel pro Kubikmeter tritt so gut wie gar kein Radon aus.

Etwa 2020 soll die genaue Übersicht zur Intensität fertiggestellt sein. Vorrang bei der Bewertung haben öffentlichen Gebäude, für die schließlich auch die Kommunen Schutzmaßnahmen durchzuführen haben. In Lörrach wurden bisher 14 Gebäude untersucht, davon gellten neun als kaum belastet, erklärte Eisenwiener. Ob letztlich aber die Kommunen zur detaillierten Belastungsausweisung auf ihren Gemarkungen verpflichtet werden, steht noch nicht fest. In der Diskussion kam zur Sprache, dass für einige Schulen erhebliche Radonbelastung bekannt ist. Eltern und Lehrer beklagen sich, dass sie dazu bisher zu wenige Informationen erhalten und keine Schutzmaßnahmen eingeleitet sind.

Unverständnis zeigten einige Einwohner, dass in Lörrach erst jetzt die Informationen anlaufen, obwohl in der unmittelbaren Schweizer Nachbarschaft bereits spezielle Bauvorschriften zum Schutz vor Radon in den Gebäuden gelten. „In welcher Weise dies in die Landesbauvorschriften eingehen wird, kann ich heute nicht sagen,“ erklärte Eisenwiener. „Selbstverständlich können private Hausbesitzer sofort mit Schutzmaßnahmen beginnen.“ Für sachgerechte Beratung werden zur Zeit Radonfachpersonen ausgebildet, die umfangreiche Kenntnisse zur Messung und zur Bekämpfung erhalten. Erste Maßnahme ist der Verschluss aller undichten Stellen in Fundament und Wänden der Kellergeschosse, dazu regelmäßiges lüften in den genutzten Wohn- und Arbeitsbereichen. Mehrere Zuhörer fragten nach einer lokalen Datenbank mit genauen Werten für Stadtteile und Umgebung, allerdings war die Stadt nicht vertreten. Alexander Eisenwiener lobte Lörrach, die Stadt bemühe sich um schnellen Erkenntnisgewinn. Allerdings entstand insgesamt der Eindruck, dass sich viele Analysen und Bewertungen noch in der Arbeitsphase befinden und wohl doch erst im kommenden Jahr präzise Auskünfte zu erwarten sind.

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