Lörrach Hommage an Mangelsdorff

Von Regine Ounas-Kräusel
Joe Fiedler (links) und Dirk Amrein spielten experimentelle und bisweilen höchst vergnügliche Improvisationen nach dem großen Vorbild Albert Mangelsdorff. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Musik: Dirk Amrein und Joe Fiedler brillieren bei „Jazz am Kirchturm“

Nur zwei Posaunen und sonst nichts: Dirk Amrein und Joe Fiedler, zwei Könner auf diesem Instrument, spielten in der Reihe „Jazz am Kirchturm“.

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. Angelehnt an den großen Jazzposaunisten Albert Mangelsdorff, der einst abendfüllende Konzerte allein auf seiner Posaune bestritt, spielten sie Improvisationen: experimentell, jenseits der gängigen Hörgewohnheiten, aber gar nicht akademisch, sondern mit Witz und Esprit.

Der aus New York stammende Joe Fiedler ist in den USA ein gefragter Komponist und Solist, der schon mit Weltstars musiziert hat. Dirk Amrein, in Degerfelden geboren, war Schüler von Albert Mangelsdorff, der nach dem Krieg die Jazzszene in Deutschland mit aufgebaut hat: Er gilt als exzellenter Interpret seines Werks.

Unglaubliche Töne entlocken die beiden Musiker ihren Instrumenten: Kräftig und rau klangen sie, leichtfüßig galoppierten sie in die Höhe, es gab spannungsvolle Dissonanzen und schöne Harmonien. Beim ersten Stück spielte Joe Fiedler seine Posaune mit einem Dämpfer. Indem er diesen in schnellem Rhythmus vor die Öffnung hielt und wieder wegzog, entwich dem Instrument ein Stakkato leicht quäkender Töne – fast so, als würde es plappern.

Die beiden Musiker präsentierten Kompositionen von Joe Fiedler, in denen er seinen Alltag verarbeitet, etwa seine ausgedehnten Radtouren während des Lockdowns. Er habe die Zeit auch genutzt, so viel wie möglich zu komponieren, erzählt er und spielte im Solo sein Stück „The long no“, in dem es um Vertröstungen von Clubbetreibern geht.

Zum Höhepunkt des Abends gehört das Duett „The up and down man“ aus der Feder von Albert Mangelsdorff. Das Auf und Ab spielten die Posaunisten mal tief und rau, dann wieder durchdringend wie eine Fanfare, mit überraschenden Tonsprüngen und freien Improvisationen.

Trotz dieser experimentellen Musik stellte sich unmerklich ein lässiger Groove ein, ging in die Beine. So mancher Zuhörer wippte mit. Unmerklich übertrug sich auch die Spielfreude mit dem ein oder anderen gewitzt gesetzten Ton auf die Zuhörer im gut besuchten Saal der Alten Feuerwache. Immer wieder applaudieren die Leute mit einem Schmunzeln. Zum Beispiel auch, als die Amrein zum Helikon, einem tiefen vollen Bassinstrument, griff.

Ein zweiter Höhepunkt war das Stück „Brief Impressions“, bei dem der Lörracher Komponist Thomas Lauck über ein Solowerk von Albert Mangelsdorff eine zweite Stimme setzte. Hier brachte Dirk Amrein eine weitere Überraschung zu Gehör: das mehrstimmige Spielen auf der Posaune. Tatsächlich waren über dem kräftig geblasenen Ton weitere feine Töne zu hören. Dies komme zustande, in dem der Musiker gleichzeitig bläst und singt, so Amrein.

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