Lörrach Im Burghof in Bestform: Jazzchor Freiburg

Tonio Paßlick
Rhythmus und Groove, Harmonik und Improvisation: der Jazzchor Freiburg Foto: Tonio Paßlick

Der Jazzchor Freiburg tauchte das Publikum im Burghof am Sonntag zum 25-jährigen Jubiläum des Hauses in ein Bad der Endorphine.

Das Spektrum der Klänge und Rhythmen umfasste Elemente aus Jazz, Klassik, Musik aus Afrika, Lateinamerika und Indien ebenso wie Rhythm’n’Blues, Calypso, Gospel und Pop. Nele Pfleiderer als Solistin ließ indische wie arabische Melodiefolgen übergehen in afrikanischen Pop. Und der Beatboxer Julian Knörzer, bekannt aus seinen Ensembles Acoustic Instinct und Unduzo, unterlegte die komplexen Rhythmen mit einem Feuerwerk perkussiver Effekte, die er mit Atem, Zunge und Rachenraum formte.

Die Stimme als Medium

Die Stimme als ursprünglichstes Medium emotionaler und spiritueller Äußerung: Das ist das eigentliche Thema, mit dem sich Bertrand Gröger seit der Gründung des Freiburger Jazzchors vor 33 Jahren beschäftigt. Und das ist die leidenschaftlich gelebte Idee, mit der Helmut Bürgel als einstiger Intendant des Burghofs und des Stimmen-Festivals Chöre, Bands und Konzerte weltweit durchforstete, um sich immer neue Inspirationen für Lörrach zu holen.

Brüder im Geiste

Diese beiden Protagonisten der Stimme trafen sich im Schnitt jährlich einmal, wie Dirigent Bertrand Gröger vor dem Konzert launig, aber mit etwas Wehmut in der Stimme erzählte, um sich gegenseitig mit Ideen zu befruchten.

Und da Bürgel immer wieder Brüder im Geiste als „artists in residence“ holte, wurde nicht nur das Programm des Burghofs durch den Jazzchor beeinflusst, sondern auch umgekehrt. Vor allem durch das Zusammentreffen mit Bobby McFerrin.

Die McFerrin-Werke

Die wiederholten gemeinsamen Projekte haben auch das Konzert zum 25-jährigen Jubiläum des Burghofs gefärbt. Schon beim zweiten Song des Abends hätte Gröger pathetisch werden können. Aber er kündigt „Gracious“ flapsig an, als hätte er einfach mal ein paar Besucher im Wohnzimmer: „Leichtigkeit in seiner Geistlichkeit“ hätte McFerrin. Und zitiert die Ikone des afro-amerikanischen Wohlfühl-Songs: „The rest of your life ist the best of your life!“

So schön wie diese Aussage klang auch die Bearbeitung von „The Garden“. Wie eine Mischung karibischer Leichtigkeit mit europäischer Sehnsucht nach Harmonie.

Aber McFerrin (und Gröger) können auch anders. Der 23. Psalm formuliert mit tiefer Überzeugung, welche Kräfte die Welt und das eigene Leben zusammenhalten.

„Jazz kommt der Jazz“

„Jazz kommt der Jazz“ kündigt Gröger mit einer seiner zahlreichen Verballhornungen eine Bearbeitung von Duke Ellingtons Bigband-Titel „Ain’t but the one“ an, die der Jazzchor-Vorsitzende David Brooke „acapellisiert“ hatte. Und solistisch besingt. Bevor mit „One of us“ wieder eine rhythmische und dynamische Steigerung mit der Kraft eines südafrikanischen Spirituals folgt.

Für Bertrand Gröger ruht der Jazz auf diesen Pfeilern: Rhythmus und Groove, Harmonik und Improvisation: vor allem die klanglichen Möglichkeiten eines Chores, Harmonien zu verfremden und aufzulösen, wie eine Arabeske um Grundtöne zu binden, Melodietöne ausbrechen zu lassen und über eine Oktave zu verziehen, Verdichtungen und fein ziselierte Spannungen zu erzeugen. Mit George Harrisons „Long, long, long“ ergänzt Gröger einen chorischen Flug in den Himmel, bei seiner eigenen Komposition „Open Skies“ lässt er das Publikum in kollektive Träume versinken.

Nachdem Julian Knörzer bei der ersten Zugabe von Kirby Shaw noch einmal als virtuoser Mundschlagzeuger brillieren darf, gerät „Der Mond ist aufgegangen“ zum Gesamtkunstwerk eines Chores, den man in den nächsten 25 Jahren immer wieder hören möchte.

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