Lörrach Im Schlaf vom Wasser überrascht

Kristoff Meller

Unwetter: Vollgelaufene Keller und Überflutungen in Brombach. Adelhauser Straße und Roßwangweg besonders betroffen.

Lörrach-Brombach - Eine konzentrierte Gewitterzelle hat in der Nacht zum Freitag vor allem im Ortsteil Brombach für zahlreiche vollgelaufene Keller und Überflutungen im Ortskern gesorgt. Glücklicherweise gab es nur hohen Sachschaden, aber keine Verletzten. Wegen des Hochwassers hat die Lörracher Feuerwehr in der Nacht zum Freitag den öffentlichen Notstand ausgerufen.

Der Münchhäusles- und Löhrgraben sind normalerweise kleine Bächle, die sich durch die plötzlichen Regenmassen innerhalb kürzester Zeit zu einem reißenden Fluss von mehreren Metern Breite verwandelten. Insbesondere die Anwohner an der Adelhauser Straße und am Roßwangweg, wo die beiden Bächle sich zum Dorfbach Tannengraben vereinen, wurden von den Wassermassen gegen 2.30 Uhr im Schlaf überrascht.

Nachbarn warnen sich gegenseitig

„Wir haben gar nichts gemerkt. Die Nachbarn haben zum Glück geklingelt“, erzählt Günter Witzig im Gespräch mit unserer Zeitung, während er das beschädigte Hab und Gut seiner Familie aus dem verschlammten Keller räumt. Die braune Brühe lief zunächst über den Hof und drückte dann durch ein Fenster in den Keller, wo es schnell hüfthoch gestanden habe, so Witzig.

„Ich konnte gerade noch rechtzeitig unsere beiden Autos an den Bühl fahren, die Autos der Nachbarn sind vollgelaufen. Als ich zurückkam, war die Strömung im Garten schon so stark, dass sie mich fast mitgerissen hat, das war wirklich Wahnsinn“, berichtet Witzig.

30 000 Liter Wasser aus dem Keller gepumpt

Bereits zum dritten Mal sei seine Familie von Hochwasser betroffen, aber so schlimm sei es noch nie gewesen: „Die Feuerwehr hat 30 000 Liter Wasser aus dem Keller gepumpt.“

Witzigs Frau beklagt: „Vor einigen Jahren hat die Stadt die kleine Brücke über den Bach für Lkw verstärkt, allerdings von unten, so dass der Durchfluss verkleinert wurde.“ Nun verstopfte angesichts der heftigen Regenfälle und des vielen Treibguts die Brücke komplett, und das Wasser suchte sich seinen Weg durch die Gärten.

„So etwas haben wir hier noch nicht erlebt“, sagt auch Erna Kaufmann, während sie mit traurigem Blick auf ihren verwüsteten Garten herabblickt. Sie lebt seit 1969 einige Häuser weiter bachabwärts und wurde mitten in der Nacht durch das laute Rauschen geweckt.

Als sie aus dem Fenster schaute, war der ganze Garten bereits überflutet. „Dann ist das Wasser im Keller langsam gestiegen“, erzählt Kaufmann. Letztlich stand es gut einen Meter hoch in allen Räumen des Untergeschosses.

Andere Anwesen waren noch heftiger betroffen: „Wir hatten zwei Häuser, bei denen die Keller komplett bis zur Decke geflutet wurden“, berichtet Thomas Göttle, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Lörrach. Gegen 2.35 Uhr sei die erste Alarmierung in Brombach erfolgt, als sich die mit Schlamm und Treibgut angereicherte Flut den Weg durch die Adelhauser und Römerstraße bahnte – bis zur Volksbank-Filiale, wo der Vorraum voll lief. „Auf der rechten Seite der Strecke war fast jedes zweite Haus betroffen“, sagt Göttle.

Weitere Einsätze in Haagen und Hauingen

Auch in den anderen Ortsteilen gab es mehrere Einsatzstellen, die aber weniger dramatisch waren. So lief unter anderem die Fußgängerunterführung am Haagener Bahnhof voll, und auch in Hauingen musste die Feuerwehr in die Heilisau sowie in die Straßen Im Hühneracker und Im Leh ausrücken. Anschließend wurden die Kräfte laut Göttle sukzessive nach Brombach verlegt, wo insgesamt rund 80 Feuerwehrleute bis zum Mittag im Einsatz waren, um die Keller leer zu pumpen.

Notstand ausgerufen

Wegen des Hochwassers hat die Feuerwehr den öffentlichen Notstand ausgerufen. Das sei in erster Linie ein formaler Akt, erklärte Feuerwehrkommandant Manuel Müller gegenüber der DPA. „Normalerweise müssen wir jedem in Rechnung stellen, wenn wir den Keller auspumpen.“

Aufgrund der Vielzahl an auszupumpenden Kellern sei das jetzt nicht nötig, die Kosten übernehme die Stadt. Mit dem öffentlichen Notstand würden auch für die Feuerwehr die Dokumentationspflichten einfacher, erklärte Müller.

Zu allem Überfluss wurde während des Einsatzes in Brombach auch noch eine Ölspur auf der B 317 gemeldet, die sich von Steinen bis Tumringen zog. Göttle: „So etwas kann man dann wirklich nicht gebrauchen.“

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