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Lörrach Im Zentrum des Feuers

Gabriele Hauger
Blick in die Ausstellung Foto: Gabriele Hauger

Kunst: Fotokunst und Keramik in der Galerie Regardez unter dem Titel „Aus dem Feuer“

Drei Fotografen aus Lörrach und eine Keramikerin stellen in der Galerie Regardez im Hinterhof der Humboldtstraße 8 aus. Titel der Schau: „Aus dem Feuer“.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Die Völklinger Hütte ist ein faszinierendes Denkmal aus der Blütezeit der Industrialisierung. Hier wurde der mit gewaltiger Hitze verflüssigte Stahl in riesigen Hallen bearbeitet. Heute vereinen sich an diesem Ort Museum und Kunstprojekte, die Natur erobert sich zudem vielerorts das brachliegende Gelände zurück. Ein Traumrefugium für jeden Fotografen, der hier eine Unmenge an Motiven und Inspiration finden kann. Das dachten sich auch die drei befreundeten Lörracher Fotografen Walter Schmitt, Alfred Escher und Gerd Gänzle. Zwei Tage lang reisten sie ins Saarland, ihre Kamera im Gepäck, und durchstreiften das Gelände. Dabei sind vielschichtige Aufnahmen entstanden, von denen knapp 50 für die Ausstellung ausgewählt wurden.

Beeindruckend, welch unterschiedliche Arbeiten aus diesem Genre herausgezogen wurden. Gerd Gänzle zeigt in Farbe einen Blick auf Anlage, Abraumhalden und Industriemonumente, fokussiert sich dann ein paar Bilder weiter auf einzelne Details, die herangezoomt ihre eigene Ästhetik entfalten.

Solche Arbeiten findet man auch bei Alfred Escher. Der Druck der Fotografien auf Fine Art-Papier mit Verwendung einer Tinte, die die Farben herausarbeitet, lässt einige seiner Aufnahmen geradezu plastisch wirken. In einem Maschinenraum konzentriert sich sein Objektiv auf zwei knallgelbe Schalter mit der Inschrift „Vorsicht“. In der Nähe dann Fotografien wie Kunstwerke: Escher wählt Ausschnitte von Schutzwänden oder rostigem Material, die bemalt wurden oder deren Farbigkeit durch abblätternde Inschriften entsteht.

Auch Walter Schmitt hat sich auf Einzelheiten konzentriert: Ein Draht windet sich um Griffe, eine verrostete Außenhaut entfaltet Ästhetik, Strukturen werden herausgearbeitet.

In einem Extraraum haben alle drei Fotografen Schwarz-weiß-Aufnahmen ausgestellt. Schmitt zeigt auf Infrarot-Bildern, wie sich die Natur ihr Refugium zurückerobert. Brüchige Mauern werden überwachsen, Rohre überwuchert. Die Technik ruht, es herrscht Stille – auch auf den Fotografien.

Loren, Treppen, Kamine, Förderschienen, riesige menschenleere Maschinenhallen mit gewaltigen Windrädern, die einst in die heißen Öfen bliesen – ungewohnte Perspektiven wurden von allen drei Fotografen gefunden. Konzentriert auf Linienführung, Form und Licht-Schattenwirkung hinterlässt der Blick auf die stillgelegte Technik Melancholie und Faszination gleichermaßen.

Feuer ist wie beim Stahl auch im Bereich Keramik unerlässlich. Und so passen die jeweils mittig in den Räumen präsentierten Rauschbrand-Keramikarbeiten von Frauke Roloff gut zur Ausstellungsthematik. Wie die Oberfläche am Ende des Entstehungsprozesses aussieht, wird maßgeblich dem Feuer und Rauch überlassen. Die mit den Händen aus Ton geformten plastischen Objekte entfalten im Entstehungsprozess ihr Eigenleben. Sie ähneln Vasen, Schalen und Gefäßen, sind aber nicht als profane Alltagsgegenstände angelegt. Sie tragen Titel wie Dame, Begleitung oder Kokon. Hier geht es nicht um nutzbare Perfektion, sondern um Ästhetik. Nach ihrer Formung werden sie 24 Stunden in den Rauchbrand gelegt. Durch Hinzufügung von Obstschalen, Zapfen oder Maisblätter erhalten sie ihre eigene, variantenreiche Farbgebung, je nach Gemisch zwischen Grau- oder Rottönen changierend. Durch das anschließende Polieren mit Bienenwachs erhalten sie einen weichen Glanz, durch ihre Haptik und ihren archaischen Charakter werden sie zur Plastik, die dem Betrachter ihre Geschichte erzählt.    bis 30. April, Humboldtstraße 8 im Hinterhof, Freitag und Samstag, 15 – 18 Uhr

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