Lörrach Immobilienmarkt mit Bremsspuren

Adrian Steineck
Auch wenn in Lörrach weiter gebaut wird so wie hier in der Schlichtergasse: Das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum ist laut Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Nostadt zunhmend ein Ding der Unmöglichkeit. Foto: Marco Fraune

Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Wohnbau Lörrach, legte im Gemeinderat einen positiven Jahresabschluss der städtischen Tochtergesellschaft vor. Zugleich machte er aber auch deutlich, dass erschwinglicher Wohnraum nicht mehr machbar ist.

Nostadt konnte den Räten zunächst Positives berichten: Die städtische Wohnbau Lörrach ist auf Kurs. Ausgeschriebene Stellen können neu besetzt werden, der Sitz der Wohnbau wurde barrierefrei umgestaltet. Im Geschäftsjahr 2022 wurden zudem mehr als 550 Wohneinheiten geschaffen.

Konkret ging Nostadt auf das Großprojekt „Neue Mitte Nordstadt“ ein. Bei diesem 97 Millionen Euro schweren Projekt werden von der Wohnbau rund 230 neue Wohnungen errichtet.

Massiver Einbruch

Wie jüngst bereits im Schopfheimer Gemeinderat – die Wohnbau Lörrach ist auch in Schopfheim mit zahlreichen Wohnbauprojekten aktiv – schlug Nostadt auch in Lörrach nachdenkliche Töne an. Denn der Immobilienmarkt zeigt deutliche Bremsspuren. Der Wohnbau-Geschäftsführer nannte explodierende Baupreise und „toxische Zinssteigerungen“ als Treiber dieser Entwicklung. „Die Wohnbautätigkeit bricht massiv ein“, machte Nostadt deutlich. Steigende Zinsen, leere Fördertöpfe und hohe Auflagen sowie das Wirrwarr um das neue Heizungsgesetz sorgten für eine „verheerende Situation“ auf dem Immobilienmarkt.

Was die Räte sagen

Im Gemeinderat sorgten Nostadts Ausführungen für Stellungnahmen quer durch alle Fraktionen. Margarete Kurfeß (Grüne) erinnerte daran, dass die Menschen bei den explodierenden Baupreisen schon seit längerer Zeit die Luft anhalten würden.

„Jetzt gehen die Baupreise etwas runter, aber dafür steigen die Zinsen“, sagte sie zu aktuellen Entwicklungen. Sie dankte Nostadt für seine Arbeit.

Annette Bachmann-Ade (SPD) dankte der Wohnbau ebenfalls für ihre Tätigkeit unter schwierigen Rahmenbedingungen. Auch von Petra Höfler (CDU) und Silke Herzog (Freie Wähler) gab es Dank für die Wohnbau.

Aussichten für die Zukunft

Höfler fragte nach, ob die Wohnbau in der Lage sei, sicherzustellen, dass man künftig noch erschwinglich bauen kann. „Erschwinglicher Wohnraum ist nicht mehr machbar“, sagte Nostadt hierzu. Sabine Schumacher (fraktionslos) fragte nach: „Wie können wir Sie unterstützen?“ Dies sei schwierig zu beantworten, sagte Nostadt: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“

Stadtbau Lörrach

Auf ein arbeitsreiches Geschäftsjahr 2022 kann auch die Stadtbau Lörrach, Tochtergesellschaft der Wohnbau, zurückblicken. Laut Jahresbericht werden derzeit insgesamt mehr als 50 Verfahren für und 30 verschiedene Städte und Gemeinden vorwiegend in den Landkreisen Lörrach und Waldshut betreut, rund 20 Verfahren wurden 2022 abgeschlossen.

Die Bilanzsumme der Stadtbau hat sich deutlich erhöht, von 707 000 Euro auf 906 000 Euro. Ursache dafür sind laut dem Geschäftsbericht für das Jahr vor allem deutlich höhere unfertige Leistungen respektive erhaltene Anzahlungen. Die Eigenkapitalquote sank von 10,9 auf 8,5 Prozent.

Bilanzsumme 

Die Bilanzsumme der Wohnbau Lörrach stieg im Jahr 2022 von 233,5 Millionen Euro auf 244,7 Millionen Euro an. Die Eigenkapitalquote ging geringfügig von 18,9 Prozent auf 18,7 Prozent zurück, weil der Jahresüberschuss mit 1,6 Millionen Euro geringer als geplant ausfällt.

Überschuss 

Der Jahresüberschuss sank im Jahr 2022 deutlich von 3,4 Millionen Euro auf 1,6 Millionen Euro. Damit wurde das Wirtschaftsplanziel um 0,9 Millionen Euro verfehlt. Die Umsatzerlöse der Wohnbau nahmen von 29,9 Millionen Euro auf 30,5 Millionen Euro zu.

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