Lörrach Intim, intensiv, berührend

Von Adrian Steineck
Allein und brillant auf der Bühne: Raul Midón Foto: Adrian Steineck

Konzert: Raul Midón begeistert Zuhörer im Burghof

Von Adrian Steineck

Lörrach. Mit John Lennon will er sich nicht anlegen, und aus einem nächtlichen Anruf des Musikers Bill Withers entsteht eine Zusammenarbeit der besonderen Art: Das erfuhren die Besucher des Konzerts von Raul Midón am Dienstag im Burghof. Der New Yorker Songschreiber und Musiker stand allein mit Akustikgitarre, Trommel und Klavier auf der Bühne und bot einen intimen und berührenden Abend.

Das Eröffnungsstück „I Love the Afternoon“ vom jüngsten, im Jahr 2020 erschienenen Album „The Mirror“ stimmt die Zuhörer auf das ein, was kommt: Midón entlockt seiner Gitarre zarte Harmonien. Dann beginnt er zu singen, und vom ersten Augenblick an sind die Gäste gebannt vom warmen Timbre seiner Stimme. Der blinde Musiker argentinischer und afro-amerikanischer Abstammung schafft es, jedem Zuhörer das Gefühl zu vermitteln, er singe nur für ihn. Bei „Pedal to the Metal“, bei dem der mehrfach Grammy-nominierte Midón mit seinem an Mark Knopfler erinnernden Fingerpicking brilliert, gerät der zu Beginn noch höfliche Applaus das erste Mal zum frenetischen Jubel. Immer wieder erhält Midón im Verlauf des gut 90-minütigen Konzerts Szenenapplaus, etwa bei „Sunshine (I can Fly)“. Das Stück gerät zum zehnminütigen Songepos von balladesker Zartheit hin zu einem regelrechten Parforceritt an Gitarre und Trommel.

Dass Midón seit frühester Kindheit blind ist, fällt auf, wenn er etwa beim Wechsel von der Gitarre zum Klavier von einem Bühnenassistenten geleitet wird. Das Spiel des Meistergitarristen und sein Gesang, der in den hohen Passagen an den Popsänger Art Garfunkel gemahnt und von großer Intensität ist, sind durchweg brillant. Zwischen den Stücken erweist der 56-Jährige sich als Entertainer. Vor dem Stück „All You Need“ verweist er auf die Textzeile „Love is All I Need“ und sagt, diese hätte auch ein „You“ anstelle des „I“ enthalten können. „Aber das wurde zuvor schon gesagt“, meint er augenzwinkernd als Anspielung auf die Beatles-Hymne „All You Need Is Love“, und er wolle sich nicht mit John Lennon anlegen.

Für Heiterkeit sorgt auch seine Geschichte, wie ihn Bill Withers („Ain’t No Sunshine“) während einer Tour nachts in einem Hotel anrief und mit ihm ein spanisches Lied aufnehmen wollte. Die Zusammenarbeit mit dem des Spanischen nicht mächtigen Withers gestaltete sich dann derart, dass Withers ihn fragte, wie man bestimmte Redewendungen auf Spanisch ausdrücke, und ihn dann anwies, dies in den Song aufzunehmen, der als „Mi Amigo Cubano“ (Mein kubanischer Freund) veröffentlicht wurde.

Ursprünglich sollte der Auftritt bereits im Jahr 2020 stattfinden. Gemessen an der langen Vorlaufzeit war die Resonanz gering. Bei großzügiger Schätzung war etwa die Hälfe der Stühle besetzt.

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