Lörrach Israel: Mit Trauer und Sorge

Gabriele Hauger
Blumen als Solidaritätsbekundung an der Synagoge sind gut. Indes wünscht sich Rabbiner Flomenmann klares Handeln. Foto: Gabriele Hauger

Erschüttert ist Landesrabbiner Moshe Flomenmann von dem in Israel verübten Massaker der Hamas.  Er sorgt sich auch um die Sicherheit der Menschen in Deutschland, baut aber auf die lokalen Behörden.

Ob er sich Sorgen mache? Die Sorgen sind schon lange da, unterstreicht der hörbar bewegte Rabbiner. Und er findet klare Worte zu den Geschehnissen in Israel. „Das war ein Massaker, vergleichbar nur mit den Gräueltaten des IS.“

Gemeinde unter Schock

Er vergleicht die entsetzlichen Gewalttaten der Terroristen mit Angriffen des IS. Es war der blutigste Horrorakt seit dem Holocaust der jüdischen Geschichte. Enthauptete Kinder, vergewaltigte Frauen, zerstörte Familien, brutalste Geiselnahmen –   die Menschen in der Israelitischen Kultusgemeinde Lörrach stünden unter Schock. Fast jeder habe Bekannte oder Verwandte in Israel, wisse von Betroffenen.  In Gebeten für die Menschen und Gottvertrauen hofften die Gemeindemitglieder für die Menschen in Israel. Terror und Angriffe sei man dort gewohnt.  Die jetzigen Ereignisse sprengten indes in ihrer Grausamkeit jegliche Dimension. „Wir sind aber auch hier sehr besorgt“, erklärt Moshe Flomenmann.

 Sicherheitskonzept wichtig

Er ist froh, dass er sich vor Jahren mit seiner Forderung nach einem verbesserten Sicherheitskonzept rund um die 2008 eingeweihte Lörracher Synagoge durchgesetzt hat. Der Zaun sowie viele andere, zum Teil auch verdeckte Maßnahmen, und weitere Sicherheitskonzepte seien heute nötiger denn je. „Viele Bürger verstehen leider immer noch nicht, wie ernst die Lage für uns ist.“  Man stehe aber in engem Austausch mit den Sicherheitsbehörden. „Wir vertrauen darauf“, unterstreicht er. Dennoch müsse man sich fragen, wie groß die Gefahren für Juden hier vor Ort seien. 

Keine Toleranz für Demos

Für relativierende   Argumente hat der Rabbiner keinerlei Verständnis. „Die Terroristen haben wie Bestien gewütet“. Er fordert, dass Jubel-Demonstrationen für die Hamas, wie in Berlin und anderen deutschen Städten geschehen, in  Deutschland keinesfalls toleriert würden. „Wir haben dafür genügend Gesetze. Ich erwarte nun, dass diese auch umgesetzt werden“.  Wenn der deutsche Staat jetzt nicht entsprechend durchgreife, könne es bald zu spät sein – mit bedrohlichen Auswirkungen nicht nur für Juden in Deutschland.

Solidarität gefordert

Dass die Kreisverbände von SPD, Grünen, FDP und CDU für den Donnerstagabend in Lörrach zu einer Solidaritätskundgebung für Israel aufgerufen haben, befürwortet Flomenmann. Indes findet er deutliche Worte: „Nur Mahnwachen und Blumen sind nicht genug.“ Das richtet sich vor allem an die deutsche Politik, deren Staatsräson die Sicherheit Israels ist.  Die Befreiung der Geiseln hat für ihn absolute Priorität. „Da braucht es in Israel jetzt konkrete Entscheidungen.“

Ob er eine Eskalation im Nahen Osten befürchtet, fragen wir den Rabbiner. „Die Lage ist schon eskaliert“, sagt Flomenmann. Und fügt hinzu: „Das „Nie wieder“, das viele Politiker bei Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen immer wieder betonen, ist jetzt. „Never again“ is now.“

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