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Lörrach Ist „Mama-Helfen“ Kinderarbeit?

Gabriele Hauger
Schon die Jüngsten werden in das Thema Demokratie eingeführt, hier mit Museumspädagogin Kerstin Lockyer- von Dorrien: kindgerecht und mit einer spannenden Story.Foto: DLM/Caroline Buffet Foto:  

Kinder frühzeitig für das Thema Demokratie und Kinderrechte sensibilisieren – das möchte das Museum.

Die Weltkarte kann verstören: Die Hälfte der Staaten dieser Welt ist rot eingefärbt. Das heißt, hier gibt es keine Demokratie. Die Jugendlichen, die im Dreiländermuseum davor stehen, wirken betroffen. Es gibt Gesprächsbedarf, intensive Diskussionen entstehen. „Den Schülern wird bewusst, wie fragil die Situation für die Demokratie ist“, sagt Museumspädagogin Caroline Buffet, die verschiedenste Führungen zum Thema betreut.

Viel Diskussionsbedarf

Schnell ploppten dann Themen wie Frauenrechte, Rechtsruck der Gesellschaft oder die anstehenden Wahlen auf. Die Lehrer kämen meist mit sehr gut vorbereiteten Klassen ins Museum. Noch können diese durch die am 19. Mai endende Sonderausstellung „Der Ruf nach Freiheit - Revolution 1848/49 und heute“ Einblicke in den früheren revolutionären Kampf um Freiheit gewinnen und die Unterschiede des Verlaufs in Deutschland, Frankreich und der Schweiz verfolgen. Doch auch ohne die Schau bleibt das wichtige Thema im Haus präsent, betont Buffet.

Didaktisch aufgegleist

So soll in der anstehenden Modernisierung der Dauerausstellung im Dreiländermuseum die Thematik noch präsenter didaktisch aufgegleist werden. Es wird einen eigenen Raum zu den Themen Freiheit und Demokratie geben.

Dass sich Jugendliche gerade jetzt intensiv mit Themen wie Krieg, Machtansprüche, Unterdrückung und politischem Rechtsruck beschäftigen, sei naheliegend. Positiv überrascht war die Museumsmitarbeiterin indes darüber, dass das Führungsangebot für die Jüngsten in der Sonderausstellung extrem gut angenommen wird. Viele Kindergartengruppen und Grundschulklassen kommen ins Haus. Diesen werde die Thematik kindgerecht vermittelt. Das Interesse liege wohl auch daran, dass das Thema Kinderrechte im Bildungsplan stehe. Dabei wird der Frage nachgegangen, was Kinderrechte sind. „Viele Sechsjährige haben zunächst gar keine Ahnung, dass es so etwas gibt“, sagt die Projektleiterin.

Drei Kinderrechte

Zu Beginn werden drei Kinderrechte besprochen: Das Recht auf Schutz (Art. 19), das Recht auf Bildung (Art. 28) und das Recht auf Freizeit (Art. 31). Gerade letzteres finden die Kleinen cool – und es stößt auf höchstes Interesse. „Wenn ich meiner Mama helfen muss – ist das dann Kinderarbeit?“, auch solch originelle Fragen werden gestellt. Anschließend machen die Kinder selbstständig einen Rundgang durch die Ausstellung und suchen verschiedene Objekte, von denen sie vorher ein Foto bekommen. Diese Objekte spielen eine Rolle in der Geschichte, die von Caroline Buffet geschrieben wurde, auf der Legende von Wilhelm Tell basiert und anschließend erzählt wird. „Da gibt es einen bösen König, der sehr streng und autoritär ist. Sein Kontrahent ist der Bauer Wilhelm Tell, der unabhängig bleiben möchte und sich dagegen wehrt, dass seine Kinder nicht in die Schule gehen dürfen.“ Einen Apfelschuss gebe es zudem auch, so Buffet. Zum Schluss werden im Sitzkreis die Stellen der Geschichte besprochen, in denen die Rechte der Kinder nicht respektiert werden. Was ist gerecht und was ungerecht? Was hat sich im Vergleich zu heute verändert? Da werde oft intensiv diskutiert. Und es werden Fragen an die Kinder gesellt: Braucht ihr mehr Schutz? Wo findet ihr diesen? Mit wem könnt ihr reden, an wen euch wenden? Habt ihr Angst, und wenn ja, wovor?

Was ist gerecht?

Die Antworten bei den Jüngsten seien noch wenig von der aktuellen Nachrichtenlage bestimmt, sondern von ihrem familiären Umfeld, erklärt Buffet. Angst haben die Kinder vor Dunkelheit, vor einem Unfall oder davor, dass die Oma ins Krankenhaus muss. Ihnen werde bei den Gesprächen vermittelt: Egal, wer deine Eltern sind, welche Sprache du Zuhause sprichst: Alle Menschen sind gleichwertig und haben die gleichen Rechte. Das soll schon in jungem Alter dafür sensibilisieren, warum Bildung, Freiheit, Schutz und Gleichheit so wichtig sind, findet Buffet. Und das sei sicher eine gute Basis für eine auch künftig demokratische Gesellschaft.

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