Lörrach. Das Cineplex Kino zeigt heute Abend im Zuge der Lawinenpräventations-Woche bei Eiselin Sport den Dokumentarfilm „7 Tage im September“. Silvia Waßmer sprach mit Bergsteiger Constantin Pade, der Benedikt Böhm auf der Expedition zum Manaslu bis kurz unter den Gipfel begleitete.

Herr Pade, Sie haben an der Expedition zum Manaslu in Nepal teilgenommen. Wie bereitet man sich auf so eine Expedition vor?
 
Natürlich bereitet man sich auf  eine solche Expedition  speziell vor. Besonders konditionell ist es wichtig, ein  hohes Niveau zu erreichen. Ich habe mich etwa sechs bis achteinhalb Wochen mit Ausdauertraining vorbereitet. Ansonsten mache ich  zur Vorbereitung auf so eine Expedition  im Winter Skitouren und gehe im Sommer  in die Berge klettern.

Wie lange hat die Expedition zum Manaslu gedauert?
 
Insgesamt waren wir sieben Wochen unterwegs. Drei Wochen auf Akklimatisierungstour auf einem Sechstausender und die restlichen vier Wochen am Manaslu. Dort haben wir versucht, uns langsam auf immer höhere Höhen einzustellen. Zum Gipfel und zurück ins Basislager waren wir insgesamt 23,5 Stunden am Stück unterwegs.  
 
Und warum haben Sie unterwegs aufgegeben?
 
Wir waren zu dritt unterwegs, Benedikt Böhm, Sebastian Haag und ich. Benedikt, der uns etwas voraus war, hat den Gipfel erreicht. Sebastian und ich waren aber  körperlich dermaßen erschöpft, dass wir – obwohl wir nur noch 100 Höhenmeter vom Gipfel entfernt waren –, uns entschlossen, umzukehren. Zumal auch der Abstieg körperliche Kraft kostet. Gemeinsam mit Benedikt, der zwischenzeitlich wieder zu uns stieß,  haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht.
 
Während Ihrer Expedition begrub eine Lawine am Berg ein ganzes Bergsteiger-Camp. Wie erkennt man in den Bergen Lawinengefahr?
 
Also speziell der  Manaslu ist ein Berg mit vielen Schneefällen. Eine Woche vor dem Lawinenunglück hat es auch Tag und Nacht durchgeschneit. Und besonders im Herbst, als wir dort waren, besteht immer große Lawinengefahr. Dieser kann man auch nicht ausweichen. Jeder weiß, es ist gefährlich. Das Risiko geht man ein.
 
Kann man sich vor Lawinen schützen?
 
Es gibt einen ABS-Rucksack, mit dem man sich theoretisch schützen kann. An einem Achttausender allerdings, wo bei einem Aufstieg jedes Gramm zählt, überlegt man es sich natürlich, ob man dieses zusätzliche Gewicht mitnimmt. Zumal die Lawinen dort so stark und gefährlich mit Eisbrocken durchzogen sind, dass ein ABS-Rucksack vermutlich nicht mehr hilft. In den Alpen und den Bergen hier bei uns, kann ein ABS-Rucksack aber durchaus Leben retten.
 
Was sollte man tun, wenn man in eine Lawine gerät?
 
Im Grunde kann man da nicht mehr viel machen. Es gibt  verschiedene Theorien, die besagen, man solle die Stöcke wegwerfen und mit Schwimmbewegungen versuchen, an der Oberfläche zu bleiben. Das ist in so einer Situation das Wichtigste: zu versuchen, an der Oberfläche zu bleiben.
 
Und wie sucht man im Notfall nach Verschütteten?
 
Es gibt eine spezielle Sicherheitsausrüstung, mit Piepser,  Schaufeln und Sonden. Mit dieser können Verschüttete gefunden werden. Am Manaslu allerdings hat die Lawine  die Bergsteiger nachts in ihren Zelten überrascht. Folglich hatten sie ihre Ortungsgeräte nicht eingeschaltet. Wir haben dann auf Sicht gesucht. Von den Verschütteten, die wir gefunden haben, waren viele  durch die Stärke der Lawine und die Eisbrocken, die sich  darunter gemischt haben, sehr schwer verletzt.