Lörrach Jedes Leben hat seine Melodie

Die Oberbadische
Stefan Weiller mit Susanne Wetzel, Zweite Vorsitzende des Förderkreises Hospiz am Buck Foto: Denis Bozbag Foto: Die Oberbadische

Autorenlesung: Stefan Weiller mit „Letzte Lieder Solo“ im Dreiländermuseum

Stefan Weiller reist quer durchs Land, um mit Sterbenden im Hospiz über die Musik zu reden, die sie in ihrem Leben und an dessen Ende bewegt hat. Rund 200 Menschen besuchte er bereits. Der Förderkreis Hospiz am Buck lud am Donnerstag im Hebelsaal des Dreiländermuseums zu Weillers multimedialer Lesung „Letzte Lieder Solo“ ein.

Von Denis Bozbag

Lörrach.  Weillers Solo-Programm ist als Teil des Projekts „und die Welt steht still – Letzte Lieder“ keine Lesung im klassischen Sinne. Die sehr persönlichen und anrührenden Erlebnisse im Hospiz bündelt er gekonnt und einfühlsam zu einem Vortrag, der den Zuhörer schon ab der ersten Minute auf eine Zeitreise in die Biografien der Verstorbenen mitnimmt, mal nachdenklich, mal lustig oder melancholisch.

Prägnante musikalische Momente aus dem Leben der Sterbenden

„Jedes Leben hat seine eigene Melodie, passend zu den Lebensabschnitten, die wir durchlaufen“, meint Weiller und stellt die Frage, welche Lieder welche Erinnerung bei uns auslösen. Durch Filmclips und Bildeinblendungen auf der Leinwand sowie mit Audio-Einspielungen aus dem Laptop, begleitet der Zuhörer die Sterbenden zurück zu den prägnanten musikalischen Momenten in ihrem Leben. Dass die Geschichten mitunter auch sehr aufwühlen können, lässt sich am besten anhand des Schicksals eines unbekannten, sterbenskranken Flüchtlings veranschaulichen, der in der Hoffnung auf bessere medizinische Versorgung aus seiner Heimat nach Deutschland floh. Hier konnte man ihm aber nicht mehr helfen und er landete einsam in einem Hospiz, ohne dass jemand ihn verstand. Erst mithilfe eines Dolmetschers war es möglich, dem Russisch sprechenden Mann mit dem Wiegenlied „Bajuschki Baju“ ein Stück Geborgenheit aus seiner Kindheit zurückzuholen und ihn friedvoll aus dem Leben scheiden zu lassen.

Auch von wundersamen Dingen berichtet Weiller. Die an einer Stelle eingespielten, magisch anmutenden Harfenklänge entstammen aus den Händen einer Frau, die vor dem Einzug in das Hospiz nie ein Instrument gespielt hat.

Ebenso ist an diesem Abend Platz für Humorvolles: Eine neuartige Vertonung von „My Way“, gesungen von Frank Sinatra begleitet mit gesprochenem Text im breitesten Kölsch eines Mannes, der sich schon immer ein Duett mit seinem Musikidol gewünscht hat.

So wird aus dem schwierigen Thema Tod im Laufe der Veranstaltung ein bewegendes Kunstereignis, dass noch lange in den Gedanken nachhallt und unserer eigenen Vorstellung vom Tod etwas die Angst nimmt.

  Vorlesung aus dem Buch: Stefan Weiller „Letzte Lieder – Sterbende erzählen von der Musik ihres Lebens“, Verlag: Edel Germany

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