Kulturelle Aneignung, das ist ein gegenwärtig schwer umkämpfter Begriff. Er besagt, man bereichert sich an den Schöpfungen „fremder“ Kulturen. Viele kritisieren das als eine Form des Diebstahls an marginalisierten Gruppen. Andere weisen den Vorwurf zurück, er drücke eine Vorstellung von Identität aus, die Berührungspunkte mit der völkischen Rechten aufweist. Denn die Frage ist: Beruht nicht in Wahrheitjede Kultur auf Aneignung? Aber wenn das so ist, was heißt das für die Debatten der Gegenwart?
Reflexion statt Verbote
Die Veranstalter wollen versuchen, ein wenig Ruhe und Klarheit in die Sache zu bringen. Jens Balzer ist Autor und Journalist in Berlin; im Herbst 2022 hat er das Buch „Ethik der Appropriation“ veröffentlicht, in dem er die Debatte vom Kopf auf die Füße zu stellen versucht: Wir brauchen nicht mehr Verbote, wir brauchen mehr Reflexion; die Frage ist nicht, ob Aneignung berechtigt ist, sondern wie man sie auf richtige Weise betreibt.
Diskussionsrunde
Gesprächspartnerin und Moderatorin der anschließenden Podiumsdiskussion ist die promovierte Kulturwissenschafterin Yeboaa Ofosu mit Wurzeln in Ghana und der Schweiz. Sie ist Dozentin am Institut Y (Institut für Transdiziplinarität) der Hochschule der Künste Bern HKB, wo sie aktuell in unterschiedlichen Formaten und Programmen über Kritik, über Kulturförderung und insbesondere über Fragen der Identität unterrichtet.
Lesung und Diskussion: 20. März, um 18.30 Uhr, Burghof