Lörrach Jubiläum mit Zombies

Adrian Steineck

Free Cinema wird 50 / Rückblick auf eine bewegte Geschichte

Autonomie und ein gewisses Chaos: Das sind laut Achim Girnth die Grundpfeiler, auf denen das Free Cinema damals wie heute ruht. Girnth ist Mitbegründer des autonomen Kinos, das dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Er dreht auch den Jubiläumsfilm, bei dem Zombie-Mädchen vor dem Rathaus tanzen und ein Phantom in Lörrach sein Unwesen treibt.

Von Adrian Steineck

Lörrach. Angefangen hat alles mit der Film-AG des Lörracher Jugendzentrums. Diese wollte eine Ergänzung zum damaligen „Hirschen“-Kino schaffen, das bis Mitte der 1990er-Jahre bestand. Los ging es 1972 mit dem Sechsminüter „Ein Tag im Jugendzentrum“, laut Girnth eine „sinnbefreite Ich geh da mal mit der Kamera rein-Doku“ aus den damaligen Jugendräumen, in denen heute das Nellie Nashorn seinen Sitz hat.

Die erste Filmvorführung fand im Oktober 1972 statt. Anfang des Jahres 1973 folgte der Umzug in die alte Feuerwache. Die regelmäßigen Filmvorführungen über die Ostertage oder in der Weihnachtszeit waren laut Girnth brechend voll. „Das hat uns gezeigt, dass offenbar ein Bedarf besteht.“

Bis heute von Jugendlichen geleitet

Eine Besonderheit des Free Cinema ist bis heute geblieben, dass das autonome Kino von Jugendlichen geleitet wird. „Es waren immer acht bis zehn Leute“, sagt Girnth. Derzeit besteht die Gruppe, die die Filmvorführungen organisiert, aus zwölf Leuten, von denen zehn jünger als 18 Jahre sind. Von der Stadt Lörrach wird das Free Cinema seit Mitte der 1970er-Jahre bezuschusst.

Kurzfilm hat Unruhe im Gemeinderat verursacht

Dieser Zuschuss stand schon früh wieder auf der Kippe. Immer wieder gab es Diskussionen. 1972 etwa drehte die Free Cinema-Gruppe den Kurzfilm „Picknick“. Darin will ein Mann auf dem Alten Marktplatz in Lörrach aus verschiedenen Bestandteilen etwas zusammenbauen, was ihm aber erst mit der Hilfe von Passanten gelingt. Das schlussendlich bei der Bastelarbeit herauskommende Gewehr setzt der Mann dann gegen seine Helfer ein. „Dieser Film war ein Aufschrei“, sagt Girnth und erinnert an die damalige Friedensbewegung und die Proteste gegen den Vietnamkrieg. Zugleich stellte er eine Reaktion auf reale Attentate in den USA dar. „Wir waren von aktuellen Geschehnissen beeinflusst. Ich denke, dass Filme auch politisch sein sollten.“

Für noch mehr Unruhe sorgte der Film „Picknick“ (1975), der es zehn Jahre später sogar ins damalige SWF-Fernsehen schaffte. „Damals gab es im Gemeinderat die Forderung, uns den Zuschuss zu streichen“, erinnert sich Girnth.

Jubiläumsfilm feiert im Dezember Premiere

„Picknick“ gehört mit zu den Filmen, die bei der Jubiläumsparty am Samstag. 22. Oktober, im Free Cinema, Tumringerstraße 248, gezeigt werden (siehe Infokasten). Der Jubiläumsfilm indes wird noch nicht zu sehen sein. „Die Premiere ist für den 23. Dezember geplant“, sagt dessen Regisseur Girth. Darin ist unter anderem zu sehen, wie Zombie-Mädels nachts vor dem Lörracher Rathaus tanzen. Die schräge Handlung wird unterbrochen von bewusst sehr kurzen Interviewschnipseln mit Wegbegleitern des Free Cinema. „Von Oberbürgermeister Jörg Lutz habe ich bereits eine Interviewzusage“, freut sich der Regisseur.

Eine staubtrockene Geschichts-Dokumentation, ist er überzeugt, würde nicht zum Free Cinema und dessen bis heute rebellischen Geist passen.

Die Jubiläumsparty findet am Samstag, 22. Oktober, im Free Cinema, Tumringerstraße 248, statt. Ab 18 Uhr gibt es einen Sektempfang. Ab 19 Uhr werden im Saal die Eigenproduktionen des Free Cinema aus den 1970er- und 1980er-Jahren gezeigt. Es handelt sich dabei um die Kurzfilme:

– „Ein Tag im Jugendzentrum“ (1972)

– „Die Kreuzigung des Osterhasen“ (1973)

– „Phönix in Futura“ (1974)

– „In eigener Sache“ (1977)

– „Picknick“ (1975)

– „White Room“ (1977)

– „In the Navy – Anti Marine Aktion“ (1979)

„Lörrach im Frühling“ (1981)

„Übrigens“ (1972)

„Die Konsequenz“ (1976)

Von Adrian Steineck

Lörrach. Angefangen hat alles mit der Film-AG des Lörracher Jugendzentrums. Diese wollte eine Ergänzung zum damaligen „Hirschen“-Kino schaffen, das bis Mitte der 1990er-Jahre bestand. Los ging es 1972 mit dem Sechsminüter „Ein Tag im Jugendzentrum“, laut Girnth eine „sinnbefreite Ich geh da mal mit der Kamera rein-Doku“ aus den damaligen Jugendräumen, in denen heute das Nellie Nashorn seinen Sitz hat.

Die erste Filmvorführung fand im Oktober 1972 statt. Anfang des Jahres 1973 folgte der Umzug in die alte Feuerwache. Die regelmäßigen Filmvorführungen über die Ostertage oder in der Weihnachtszeit waren laut Girnth brechend voll. „Das hat uns gezeigt, dass offenbar ein Bedarf besteht.“

Bis heute von Jugendlichen geleitet

Eine Besonderheit des Free Cinema ist bis heute geblieben, dass das autonome Kino von Jugendlichen geleitet wird. „Es waren immer acht bis zehn Leute“, sagt Girnth. Derzeit besteht die Gruppe, die die Filmvorführungen organisiert, aus zwölf Leuten, von denen zehn jünger als 18 Jahre sind. Von der Stadt Lörrach wird das Free Cinema seit Mitte der 1970er-Jahre bezuschusst.

Kurzfilm hat Unruhe im Gemeinderat verursacht

Dieser Zuschuss stand schon früh wieder auf der Kippe. Immer wieder gab es Diskussionen. 1972 etwa drehte die Free Cinema-Gruppe den Kurzfilm „Picknick“. Darin will ein Mann auf dem Alten Marktplatz in Lörrach aus verschiedenen Bestandteilen etwas zusammenbauen, was ihm aber erst mit der Hilfe von Passanten gelingt. Das schlussendlich bei der Bastelarbeit herauskommende Gewehr setzt der Mann dann gegen seine Helfer ein. „Dieser Film war ein Aufschrei“, sagt Girnth und erinnert an die damalige Friedensbewegung und die Proteste gegen den Vietnamkrieg. Zugleich stellte er eine Reaktion auf reale Attentate in den USA dar. „Wir waren von aktuellen Geschehnissen beeinflusst. Ich denke, dass Filme auch politisch sein sollten.“

Für noch mehr Unruhe sorgte der Film „Picknick“ (1975), der es zehn Jahre später sogar ins damalige SWF-Fernsehen schaffte. „Damals gab es im Gemeinderat die Forderung, uns den Zuschuss zu streichen“, erinnert sich Girnth.

Jubiläumsfilm feiert im Dezember Premiere

„Picknick“ gehört mit zu den Filmen, die bei der Jubiläumsparty am Samstag. 22. Oktober, im Free Cinema, Tumringerstraße 248, gezeigt werden (siehe Infokasten). Der Jubiläumsfilm indes wird noch nicht zu sehen sein. „Die Premiere ist für den 23. Dezember geplant“, sagt dessen Regisseur Girth. Darin ist unter anderem zu sehen, wie Zombie-Mädels nachts vor dem Lörracher Rathaus tanzen. Die schräge Handlung wird unterbrochen von bewusst sehr kurzen Interviewschnipseln mit Wegbegleitern des Free Cinema. „Von Oberbürgermeister Jörg Lutz habe ich bereits eine Interviewzusage“, freut sich der Regisseur.

Eine staubtrockene Geschichts-Dokumentation, ist er überzeugt, würde nicht zum Free Cinema und dessen bis heute rebellischen Geist passen.

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