Lörrach Karibische Klänge aus Grönland

Willi Vog
 Foto: Willi Vogl

Konzert: Hubert von Goisern mit neuem Programm „Zeiten & Zeichen“ im Burghof

Bereits mit dem andächtigen Eröffnungs-Ländler zum Konzertbeginn wird deutlich, dass es dem Österreicher Hubert von Goisern nicht um die nostalgischen Aspekte der Volksmusik seines Landes geht. Vielmehr nutzt er sie als Folie für eigenwillige Transformationen und Kombinationen mit musikalischen Fundstücken, die er sich auf seinen weiten Reisen durch die Welt angeeignet hat.

Von Willi Vog

Lörrach. Bei der Präsentation seines neuen Programms „Zeiten & Zeichen“ am Freitagabend im ausverkauften Burghof wurde er, bestens aufeinander abgestimmt, von seinen Mit-Musikern Severin Trogbacher (Gitarre), Maria Moling (Gesang, Perkussion), Alex Trebo (Keyboards), Helmut Schartmüller (Bass) und Alex Pohn (Schlagzeug) unterstützt.

Zwangspause wegen Bühnennebel: Alarm

Im Lied „A Tag wie heut“ mit sattem Rocksound und plastischem Gesang zeigt sich von Goisern als Weltbürger, neugierig und offen für Kommunikation mit Menschen unterschiedlichster Prägung. Da heißt es „Wo san die Heiligen, wo san die Sünder ... Füll dein Humpen mit an Bier…setz di her zu mir.“ „El Ektro“ entpuppt sich als fröhlich bekiffter Song mit der Feststellung „Ich brauche Pflanzen, um mich zu verschanzen!“ Dieser Tanz in ein anderes Bewusstsein drückt sich durch elektronisch verfremdete Gesangsstimmen, dem ätherischen Klang eines Theremin und einer von Discoblitzen und Bühnennebel angereicherten Bühnenshow aus.

Der starke Bühnennebel schließlich war Grund für einen automatisch ausgelösten Alarm und einer vom Publikum gelassen hingenommenen Zwangspause im Freien. Laut Einsatzleiter der Feuerwehr machte die Technik das, was sie in diesem Fall sollte.

Unbeirrt davon berichtete Hubert von Goisern nach dem Frischluftintermezzo von der Entstehung seiner Lieder. Da gäbe es zuerst eine Melodie und die Harmonien und erst dann käme der Text hinzu. Als er seiner Frau ein neues Lied testweise vortrug, war ihr Kommentar „schad“.

Sich dabei einzureden, sie verstünde es halt nicht, half auf Dauer nicht. Er sah Handlungsbedarf und änderte den Text. Heraus kam ein eigenwilliges Liebeslied mit Zeilen wie „Du weißt nicht woher ich komme, du weißt nicht wohin ich geh“, oder „Ich bin die Ebbe nicht die Flut“.

Ernste Botschaft, ironisch verpackt

Mit einer Geschichte wie dieser wird deutlich, dass sich der Sänger des dünnen Eises bewusst ist, auf dem er als Kreativer wandelt.

Um verschwindendes „Eis“ und „Eisbären“ geht es im Lied „Eiweiß“. Inspiriert durch seine Reisen in den dünn besiedelten Osten Grönlands fokussiert er sich hier auf die Klimakatastrophe und das damit verbundene Artensterben. Seine Botschaft ist ironisch-witzig verpackt und vom lustvollen Spiel mit verschiedenen musikalischen Weltstilen geprägt. „Wenn ihr denkt, das klingt karibisch, habt ihr recht“, stellt er mit Blick auf die Erderwärmung fest.

Ob jazziges Scatten über stabilem eingängigen harmonischen Fundament bei „Eiweiß“ oder schaurig nostalgisches Spiel auf Akkordeon oder Flügelhorn im Balladenton – Hubert von Goisern bleibt sich treu als fantasievoller Liedermacher mit gesellschaftlich relevanten Botschaften.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading