Über Monate hinweg hatte der KBC-Betriebsrat mit Vertretern der italienischen Unternehmensmutter Imprima um einen Sozialplan und Interessenausgleich für über 200 Kollegen  gekämpft, die seit geraumer Zeit ihrer Kündigung entgegen sehen. Gleichzeitig strebte die Arbeitnehmervertretung  eine Standortgarantie für die verbleibenden Beschäftigten an.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Am Freitagvormittag konnte der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Fuhl nach „einem zwölfstündigen Verhandlungsmarathon“   den Durchbruch vermelden: „Betriebsrat, Thomas Bittner von der IG Metall  und die Geschäftsleitung KBC Fashion haben sich ... am Donnerstag ... um 22 Uhr auf den Sozialplan für die von Entlassung betroffenen Mitarbeiter geeinigt. Für die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen konnte eine Standortgarantie bis zum 31. Dezember 2022 vereinbart werden. Der Sozialplan läuft ebenfalls bis zum 31. Dezember 2022.“  
„Der Betriebsrat wertet das Gesamtergebnis als gut.“

Und weiter: „Die in den letzten Tagen durchgeführten Aktionen der Belegschaft, mit großer Unterstützung durch die IG Metall ... und Sekretär Thomas Bittner, hatten genügend Druck aufgebaut, um einen einvernehmlichen finanziellen Ausgleich für die Betroffenen zu erreichen. Der Betriebsrat wertet das Gesamtergebnis als gut.“

In einem Papier werden die Eckpunkte des Sozialplans skizziert:
Abfindung für jüngere Arbeitnehmer (jünger als 60 Jahre): Sicher 1450 Euro brutto pro Beschäftigungsjahr. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Abfindung anteilmäßig.

Pro Kind 1000 Euro  brutto. Schwerbehindertenzuschlag 2000 Euro brutto 

Transfergesellschaft: Alle Mitarbeiter die unter den Sozialplan fallen und mindestens drei  Monate Kündigungsfrist besitzen, haben Anspruch auf die Transfergesellschaft mit doppelter Laufzeit (der Kündigungsfrist) –  maximal zwölf  Monate.

Der Nettolohn wird auf 80 Prozent  aufgestockt. IG Metall-Mitglieder erhalten fünf Prozent mehr, also Aufstockung auf 85 Prozent.

Für über 60-Jährige gilt: Nach der Transfergesellschaft frühest möglicher Rentenbeginn. Zuzahlung bei Arbeitslosengeld 1 auf 85 Prozent.

Bei Rentenabschlag: Ausgleich des Abschlags in Höhe von 85 Prozent für 15 Jahre auf Basis einer 1200 Euro Rente.

„Die Aktionen der Belegschaft haben fraglos geholfen“, sagte Fuhl im Gespräch mit unserer Zeitung. Ebenso eindrucksvoll wie erfreulich seien Geschlossenheit und Entschlossenheit der KBC-Beschäftigten gewesen – auch diejenigen, die nicht vom Stellenabbau betroffen seien, hätten ihre Solidarität gezeigt. So seien auch die Reaktionen aus dem Betrieb  mit Blick auf den Abschluss positiv.

Er freue sich zwar über das nach zähem Ringen erreichte Resultat, indes schwinge für ihn gleichwohl eine gehörige Portion Traurigkeit mit, sagte Fuhl auf Nachfrage. 40 Jahre lang ist er nun bei der KBC beschäftigt. Wolfgang Fuhl erlebte Blütezeiten und Krisen, Übergänge und Neuanfänge, sah und spürte am eigenen Leib, wie  die KBCler immer wieder mit Qualitätsbewusstsein, Einsatz und einem hohen Maß an  Identifikation mit diesem Unternehmen   dessen Platz in einem schwierigen  Markt verteidigten.

 Wolfgang Fuhl und die KBC: Die beiden sind eine lange Zeit miteinander gegangen. Mit der Auslagerung der „Kern-Produktion“, so Fuhl, gehe nun wichtiges Knowhow nach Italien verloren. Und mit ihm qualifizierte Ausbildungsplätze in Lörrach.

Nach dem nächsten Stellenabbau wird die KBC noch immer zu den wichtigen Betrieben in Lörrach gehören – aber sie wird endgültig nicht mehr das sein, was sie einmal war.