Lörrach Kein Platz für Platzhirsche

Emel Zeynelabidin
Peter Modler beim interaktiven Vortrag in Lörrach Foto: Emel Zeynelabidin

Peter Modler erklärt im Vortrag, wie Frauen sich in der Politik behaupten können.

Unter dem Motto „Proteste“ bietet der Werkraum Schöpflin gemeinsam mit dem Regionalbüro Südbaden der Konrad-Adenauer-Stiftung  eine Reihe von Veranstaltungen mit Akteuren aus Politik, Kunst und Wissenschaft. Zu Gast war Peter Modler, Autor mehrerer Bücher und Coach von Führungskräften mittelständischer Unternehmen.

Idee von Heute-Bluhm

Die Idee dazu kam Alt-OB Gudrun Heute-Bluhm. Schließlich weiß sie nur zu gut, wie man sich als Frau in der politischen Männerwelt behauptet.

Modlers Zielgruppe ist weiblich und seine Methode interaktiv. Er fischte sich einzelne Personen aus dem Publikum heraus, weil er auf seiner Bühne Platzhalter bräuchte, um anschaulich zu erklären, wie er begründet. Er will Frauen zeigen, wie sie sich stärker und geschickter durchsetzen können in Meetings und politischen Kontexten, in denen vertikale Formen der Kommunikation herrschen. So wird dieser Abend mit Rollenspielen auf der Bühne tatsächlich zu einem anschaulichen Seminar.

Modler gelingt es, wissenschaftliche Fakten der international bekannten amerikanischen Soziolinguistin Deborah Tannen mit den Ereignissen der Präsidentschaftswahlen von 2016 zwischen Donald Trump und Hillary Clinton zu verbinden und dabei dem Publikum den Unterschied von vertikaler und horizontaler Kommunikation zu erklären. Denn genau darum ginge es. Wer den Unterschied kenne, der sei in der Lage, nicht in die Fallen von „basic“ und „move talk“ zu tappen.

Rang und Revier

Bei der vertikalen Kommunikation gehe es um Rang und Revier. Bei der horizontalen um Zugehörigkeit und Inhalte. „Basic talk“ umfasse weniger als zehn Wörter, bediene sich bei Wiederholungen, sei nicht originell. „Move talk“ setz als Steigerung in der Eskalationsstufe noch den Körper ein. Hier bringt Modler als Beispiel eine Szene während der Präsidentschaftswahlen:

Bei einem ihrer Auftritte nähert sich Trump Hillary Clinton, während sie ihre Argumente vorträgt und stellt sich hinter sie, zieht Grimassen und macht abwertende Handzeichen. Dann zieht er sich zurück und klopft ihr dabei auf die Schulter. Er war also schamlos in ihr Revier eingedrungen, habe sie damit geschockt, erklärt Modler.

Clinton versus Trump

Was hätte Clinton in dieser Situation machen können? Nach Modler ganz einfach: sich zu Trump drehen und auf ihn zugehen, als klares Signal, dass er ihr Revier zu verlassen hat.

Eine Szene wird nun gespielt. Eine Frau aus dem Publikum ist die Vorsitzende des Gemeinderats und hat zur Sitzung eingeladen. Ein Mitglied gespielt von Modler mag sie nicht, hält sich für viel geeigneter. Er tut alles, um sie zu provozieren. Zunächst betritt er den Raum mit lauter Stimme, sucht nach seinem Sitzplatz. Als sie beginnt die Tagesordnungspunkte zu verlesen, redet er ihr mit lauter Stimme und dummen Bemerkungen dazwischen. Er faltet sein Taschentuch auf und dreht es vor seinem Gesicht herum. Clownereien. Was kann man am besten in so einer Situation tun, ohne die Nerven zu verlieren? Man solle ihm beschreiben, was er da gerade tue. Das könne man einige Male wiederholen. Eskalierende Situationen könne man so wieder in Griff bekommen.

Modler empfiehlt, „vertikal Gestörten“ ganz langsam zu begegnen, denn diese hätten eine andere Wahrnehmung von Geschwindigkeit: Sie fühlten sich von der Langsamkeit des Gegenübers provoziert. Horizontal tickende Gespräche wollen sich hingegen ausführlich erklären, Harmonie schaffen, Zugehörigkeit signalisieren. Solche Personen sprechen schneller, umfassender, intellektueller. Hier herrschen ganz andere und hohe Ansprüche für gute Gespräche.

„Vertikal Gestörte“

Eine Teilnehmerin stellt die Frage, ob es denn auch Mischtypen gäbe. Modler verneint zunächst. Er sei jedoch der Überzeugung, dass man in der Lage sein sollte, zwischen beiden Typen von Kommunikation switchen zu können. Auch wenn es schwerfalle, sich auf vertikaler Weise zu verteidigen: weniger als zehn Wörter, keine Relativsätze, nicht lächeln, das Gegenüber anschauen wie eine „Laborprobe“, und langsam reden. Modlers Tipps kommen an. Der Abend ist definitiv interaktiv gelungen.

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