Lörrach Kein Rudelgucken

Die Oberbadische
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft wird es auf dem Meeraner Platz kein Public Viewing auf Großbildleinwand mehr geben. Archivfotos: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Fußball-Weltmeisterschaft: Impulsiv und „Die Bar“ verzichten auf Public Viewing im großen Stil / Altes Wasserwerk und diverse Gastronomen zeigen Spiele öffentlich.

Wenn am Sonntag in zwei Wochen die deutsche Nationalelf zu ihrem ersten Gruppenspiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland antritt, bleiben die Großbildleinwände in Lörrach fast überall dunkel. Es wird kein Public Viewing im großen Stil geben. Die bisherigen Veranstalter beklagen den hohen Aufwand, rückläufiges Interesse und das Fehlen von Italien.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Der große Hype beim Public Viewing ist vorbei“, sagt Sabine Große, stellvertretende Geschäftsführerin des Impulsiv Freizeitzentrums. Vor zwei Jahren bei der EM in Frankreich habe man zwar „noch ein volles Haus“ gehabt, das Interesse der Fans ebbe aber merklich ab. Darum habe man sich bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Sponsor und Mitorganisator Naturenergie dazu entschieden, kein Public Viewing mehr anzubieten: „Wir haben das jetzt vier Mal gemacht, es ist ein riesiger Aufwand, und man braucht extrem viel Manpower dafür“, erklärt Große.

Enormer Aufwand, hohes finanzielles Risiko

Bis zu 3000 Personen hatten auf dem Außengelände des Impulsivs bei den vergangenen Wettbewerben Platz gefunden und die deutschen Siege bejubelt. Das soll auch vom 14. Juni bis 15. Juli wieder möglich sein – allerdings nur vor großen TV-Bildschirmen, die sowohl im Innenbereich als auch in der Beach-Bar zur Verfügung stehen.

So ähnlich sehen auch die Planungen am Meeraner Platz aus. Wo vor zwei Jahren noch rund 1000 Personen die Spiele auf der großen Leinwand verfolgten, werden nun lediglich normale Fernseher im Barbereich aufgestellt. „Der Aufwand ist enorm und das finanzielle Risiko zu groß“, teilte Carina Stöcklin, seit 2016 Inhaberin von „Die Bar“ (früher „Barcode“) am Meeraner Platz, auf Anfrage mit. Je nach Verlauf des Turniers halte sie es sich zwar offen, kurzfristig das Angebot aufzustocken, „aber mit Sicherheit nicht in dem Rahmen wie bisher“.

Den großen Rahmen hatte bislang Mick Gäntzel organisiert. Seit 2016 konzentriert er sich jedoch auf den „Heimathafen“ – der alle Spiele auf acht TV-Geräten überträgt. Seine Bar am Meeraner Platz hat er an Stöcklin verkauft. Einen rückläufigen Trend bei den Besuchern konnte er bei der EM 2016 selbst bei Regenwetter jedoch nicht feststellen.

Gleichwohl seien die Auflagen für solche Veranstaltungen immer umfassender geworden. Beispielsweise würden Spiele mancher Nationen inzwischen als „Risikospiel“ eingestuft, so dass der Veranstalter mehr Sicherheitspersonal stellen müsse. „Außerdem gibt es natürlich immer das Risiko, dass Deutschland früh ausscheidet“, erklärt Gäntzel. Und: In diesem Jahr fehlt Italien. Bislang seien die Spiele der Squadra Azzurra aufgrund der hohen Zahl italienischstämmiger Lörracher stets gut besucht gewesen.

Altes Wasserwerk bietet Leinwand im Innenraum

Die einzige größere, öffentliche Leinwand in Lörrach wird somit im Alten Wasserwerk aufgebaut. Allerdings nicht im Freien sondern auf der Empore des Konzertsaals. „Wir zeigen dort alle Spiele ab 16 Uhr“, bestätigt Sam Klink vom Fachbereich Konzerte & Veranstaltungen. Gleichwohl hat auch er festgestellt: „Der Trend ist rückläufig.“ Darum habe man das Angebot etwas verkleinert und verzichte auf die Begegnungen, die bereits um 14 Uhr angepfiffen werden.

Mit dem Außen- und Cafébereich, wo zusätzliche Fernsehgeräte stehen, gibt es laut Klink dennoch Platz für rund 150 Besucher und dazu ein musikalisches Rahmenprogramm. Sollte durch den Wegfall der beiden großen Public-Viewing-Anbieter nun „der große Ansturm“ einsetzen, könne man aber auch spontan reagieren und die Flächen erweitern.

Das geht aber nicht überall so einfach, gerade wenn es sich um einen städtischen Platz handelt, oder der öffentliche Verkehrsraum involviert ist. „Entscheidend ist, welche Erlaubnispflichten betroffen sind. Wir müssen jeden Einzelfall prüfen und das ist auch für uns nicht einfach“, erklärte Isa Ruflin, im Rathaus zuständig für den Bereich Gewerbe und Gaststätten, am Mittwoch auf Anfrage.

Indes hatte sie dieses Mal nicht viel zu tun: „Es gab in diesem Jahr keinen einzigen Antrag für Public Viewing.“ Das habe auch sie verwundert. Lediglich Anträge diverser Gastronomen für das Aufstellen von TV-Geräten im Freien, beispielsweise rund um den Marktplatz, liegen laut Ruflin vor. Das sei jedoch „kein Public Viewing im eigentlichen Sinne“.

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