Lörrach Geplantes Neubaugebiet "stark hangrutschgefährdet“

Kristoff Meller

IG Tumringen-Nord wendet sich an Gemeinderat und Stadtverwaltung. Stadt verspricht Prüfung

Lörrach - Durch den Klimawandel nehmen Starkregen-Ereignisse zu. Eine Folge können Hangrutsche sein – wie zuletzt in Schopfheim oder Wangen. Die IG Tumringen-Nord hat sich deswegen nun erneut an den Gemeinderat und die Stadtverwaltung gewandt, damit „das heikle Thema nicht in Vergessenheit gerät“. Denn auch das geplante Tumringer Neubaugebiet werde von Experten als „stark hangrutschgefährdet“ bewertet.

18 Doppelhaushälften und ein Mehrfamilienhaus geplant

Derzeit läuft für das Areal ein Bebauungsplanverfahren. Der vom Gemeinderat abgesegnete Entwurf sieht 18 Doppelhaushälften und ein Mehrfamilienhaus vor, wogegen sich bereits seit 2017 Widerstand gebildet hat. „Seit Sie das letzte Mal von uns hörten, ist viel passiert“, schreibt die IG nun und spricht damit die dramatischen Ereignisse in Schopfheim und Wangen an, wo im Februar in Folge von Starkregen und Schneeschmelze größere Hänge abgerutscht waren und jeweils mehrere Häuser evakuiert werden mussten.

Diese Ereignisse habe die IG mit mehr als 100 Mitgliedern „entsetzt und bestätigt“, denn auch das geplante Neubaugebiet am nördlichen Rand des historischen Dorfkerns weise ähnliche Voraussetzungen auf: Das Gefälle betrage 17 Grad, zudem gebe es Süßwasserschichten vom Tüllinger Berg, dadurch bestehe „eine große Hangrutschgefahr – auch ohne Starkregen und Schneeschmelze“. Das hat sich die Gruppe nach eigener Aussage von Geologen bestätigen lassen.

Risse in Häusern in Stetten

„Wollen Sie für solch ein Unglück in Lörrach verantwortlich sein?“, fragt die IG und erinnert zusätzlich an einen Vorfall in Stetten. Dort waren 2020 im Eggenweg und Buckweg Risse in Häusern aufgetreten, nachdem unterhalb der betroffenen Grundstücke zwei Mehrfamilienhäuser in den Hang gebaut wurden. „Die Häuser sind zum Teil bis zur Unbewohnbarkeit beschädigt“, betont die IG. Dieser Fall habe gezeigt, „dass, wenn ein Bauvorhaben erst mal genehmigt ist und es dann zu einem Vorfall kommt, sich von der Stadt keiner verantwortlich fühlt und sich alle hinter den Gutachtern verstecken“.

Bei Tumringen-Nord könne sich hingegen „niemand bei der Stadtverwaltung oder dem Gemeinderat aus der Verantwortung stehlen“. Die IG betont: „Wir haben wiederholt und auf verschiedenen Wegen auf die Gefahren hingewiesen. Sollte sich solch ein Unglück durch dieses geplante Neubaugebiet wiederholen, werden die Schuldigen nicht im Dunkeln bleiben.“

Gutachten im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens

Die Verwaltung reagierte ebenfalls schriftlich: „Wir nehmen Ihre Sorgen sehr ernst. Die Thematik wird im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens und der Erschließungsplanung gutachterlich untersucht“, erklärten die Fachbereichsleiter Gerd Haasis (Stadtentwicklung und Stadtplanung) und Klaus Dullisch (Straßen/Verkehr/Sicherheit). Aktuell bereite die Verwaltung den nächsten Verfahrensschritt – die förmliche Öffentlichkeitsbeteiligung – vor.

„Sämtliche Planunterlagen und Gutachten können dann über einen Zeitraum von mindestens einem Monat im Rathaus und auch über die Homepage der Stadt eingesehen werden, und wir freuen uns dann auf Ihre Anregungen und Stellungnahmen hierzu“, heißt es weiter. Und: „Grundsätzlich werden die Unterlagen zu Teilschritten des Bebauungsplanverfahrens jeweils öffentlich und transparent in den Gemeinderatsgremien vorgestellt.“

„Das ist eine ernste Sache“, betonte Gerd Haasis auch im Gespräch mit unserer Zeitung. Durch das geplante Gutachten könne man aber schon eine „grobe Risikoeinschätzung“ abgeben. Sollten sich die von der IG geäußerten Befürchtungen tatsächlich bewahrheiten, müsse man „schauen, wie man das Problem in den Griff bekommt“. Bislang habe es in der angrenzenden Wohnbebauung, die teilweise schon Jahrzehnte stehe, aber keine Hinweise darauf gegeben.

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