Auch in Lörrach haben sich nach Informationen unserer Zeitung am Mittwochabend an zahlreichen Orten wie dem Grütt- oder Rosenfelspark Menschen in kleineren und größeren Gruppen getroffen. Offiziell als „Corona-Partys“ gemeldet wurden laut Polizeisprecher Jörg Kiefer zwar nur fünf im gesamten Landkreis, die Zahl der durch die Verordnung eigentlich untersagten Partys sei jedoch vermutlich wesentlich höher: „Wir hatten auch einige Meldungen wegen Ruhestörungen. In Lörrach wurden meist Gruppen von drei bis zehn Jugendlichen angetroffen.“
Während die Bundeskanzlerin „von der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“ spricht, scheinen gerade Heranwachsende noch kein Bewusstsein für die Lage entwickelt zu haben, beklagt Kiefer: „Es ist teilweise gefühlt so viel los wie am 1. Mai.“ Die Streifen versuchen vor Ort aufzuklären und die Partys „mit Augenmaß“ aufzulösen, so der Polizeisprecher. Das Verständnis dafür sei jedoch unterschiedlich: „Sie gehen dann meist trotzdem in Gruppen nach Hause.“ Vielen sei die Gefahr einfach nicht bewusst. Noch sei man in der „Phase des Erklärens“, nach und nach werde es aber wohl auch Anzeigen geben müssen, so Kiefer.
Für die ohnehin derzeit stark beanspruchten Beamten bedeutet diese Situation laut Kiefer aber nicht nur viel Mehrarbeit, die Einsätze sind auch mit rechtlichen Unsicherheiten verbunden: „Normalerweise geht es Monate oder sogar Jahre, bis es bei einer neuen Verordnung wirklich Rechtssicherheit gibt.“ Denn einige Formulierungen seien nicht eindeutig und mitunter mache es einen großen Unterschied wo sich die Personen treffen. Für Platzverweise oder Polizeigewahrsam bedürfe es aber rechtlicher Klarheit. „Es gibt viele Dinge, welche die Gemeinden explizit nachfragen müssen“, sagt Kiefer.
Keine „Party-Utensilien“ mehr für Jugendliche in Hieber-Märkten
Auch der Einzelhandel hat das Einkaufsverhalten der Jugendlichen registriert und im Falle von Dieter Hieber, Inhaber der Hieber-Märkte, schnell und drastisch reagiert: „Wir werden bei uns in den Märkten an Jugendliche, die nur Party-Utensilien kaufen wollen, wie Alkohol, Chips und Co. nicht mehr verkaufen. Jetzt gilt es, die Lebensmittelversorgung für die nächsten Wochen aufrecht zu halten und nicht für Euren Fun zu sorgen“, schrieb er am Donnerstagmittag auf der Facebook-Seite des Unternehmens. Hieber sprach dabei zunächst explizit „die Fridays for Future Generation“ an und erhielt viel Zustimmung für seine Worte bei Facebook, aber auch Kritik von Seiten der „Fridays for Future Lörrach“ sowie vom SPD-Kreisverband, woraufhin er die Ansprache in „Generation Z“ änderte.
Allerdings betonte er weiterhin: „Unsere Mitarbeiter gehen jeden Tag ein Risiko ein und machen Überstunden ohne Ende. Das machen sie gerne und sie wissen, wie wichtig dies für die nächsten Wochen ist. Aber wir werden keine Waren mehr an Party-People verkaufen. Ich hoffe, die anderen Lebensmittel-Geschäfte schließen sich mir an.“